Mannheimer Unternehmenspanel

Mannheimer Unternehmenspanel

Das Mannheimer Unternehmenspanel (MUP) ist ein seit 1992 am ZEW aufbereiteter und gepflegter Panel-Datensatz für Unternehmen mit Sitz in Deutschland. Das MUP stellt die von der Beobachtungszahl umfangreichste Panel-Unternehmensdatenbank in Deutschland außerhalb der amtlichen Statistik dar. Das MUP enthält Informationen zu mehr als9 Mio. Unternehmen, die in Deutschland wirtschaftsaktiv sind oder in der Vergangenheit wirtschaftsaktiv waren. Das Projekt läuft in Kooperation mit dem Verband der Vereine Creditreform, der größten deutschen Kreditauskunftei.Creditreform stellt seine Unternehmensdaten halbjährlich dem ZEW zur Verfügung. Seit 2000 umfasst die halbjährliche Datenlieferung Informationen zum Gesamtbestand der Unternehmen in Deutschland. Für die Jahre 1990 bis 1999 umfasst das MUP einerseits eine Stichprobe von ca. 12.000 Unternehmen aus den alten Bundesländern und der jährlichen neu von Creditreform erfassten Unternehmen sowie den Gesamtbestand der ostdeutschen Unternehmen. Das ZEW bereinigt die Daten und bringt sie in eine Panelstruktur, sodass die Entwicklung der Unternehmen über die Zeit nachverfolgt werden kann. Die statistische Einheit des MUP ist das rechtlich selbständige Unternehmen. Neu gegründete Unternehmen werden durch Creditreform registriert durch (1) eine Recherche offizieller Register wie das Handelsregister, (2) Nennung durch Medien (Print, Internet, Geschäftsberichte) und (3) im Rahmen von Recherchen durch Creditreform, die typischerweise von Creditreform-Mitgliedern oder externen Anfragen initiiert werden. Unternehmen mit geringfügiger wirtschaftlicher Aktivität, Freiberufler (z.B. niedergelassene Ärzte), Freelancer, Unternehmen im Agrarsektor sowie Nebenerwerbsunternehmen sind im MUP unterrepräsentiert. Das MUP bietet durch die Abbildung der Population der wirtschaftsaktiven Unternehmen, den langen Beobachtungszeitraum, die Anzahl an unternehmensindividuellen Informationen und der feinen räumlichen Gliederung eine umfassende Datenbasis für die Beantwortung mikroökonomischer Fragestellungen. Besonders stark genutzt wird das MUP in der Gründungs- und Innovationsforschung, für Analysen zu Wachstum, Überleben und Produktivität von Unternehmen, aber auch in angrenzenden Themengebieten wie der Wettbewerbsökonomik, Arbeitsmarktökonomik oder der Governance Strukturen von Unternehmen. Neben diesen vielseitigen Nutzungsmöglichkeiten für mikroökonomische Untersuchungen wird das MUP am ZEW primär für zwei Zwecke genutzt. Erstens dient es zur Darstellung der Unternehmensdynamik in Deutschland über die Zeit, d.h. zur Abschätzung der jährlichen Anzahl an Unternehmensgründungen und -schließungen sowie des Unternehmensbestandes (siehe die  halbjährlich erscheinende Publikation von Creditrefom und ZEW JUNGE UNTERNEHMEN). Dabei ermöglichen die im MUP vorhandenen Informationen eine räumliche sowie sektorale differenziert Darstellung. Daten zum Gründungsgeschehen in Deutschland können vom ZEW in Form von MUP-Indikatoren bezogen werden. Zweitens ist das MUP unverzichtbar als Ziehungspool für das Mannheimer Innovationspanel (MIP), welches den deutschen Teil des jährlichen Community Innovation Surveys der EU Kommission darstellt, und das IAB/ZEW-Gründungspanel und die ZEW IKT-Umfrage. Das MUP enthält eine Vielzahl von unternehmensindividuellen Informationen, darunter: Adressangabe, Anzahl der Beschäftigten, Umsatz, Rechtsform, Wirtschaftszweig gem. WZ08-Klassifikation (NACE rev. 2), Gründungsdatum, ggf. Schließungsdatum, ggf. Angaben zu Insolvenzverfahren, Beteiligungsstruktur sowie Eigentumsverhältnissen. Bilanzdaten liegen für jene Unternehmen vor, die diese Angaben veröffentlichen.Das MUP ist als Datenbasis bereits in einer Vielzahl von Publikationen eingegangen (siehe unten). Aktuell steht insbesondere die Nutzung zur Insolvenzforschung im Vordergrund, zugleich arbeitet der Forschungsbereich Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg an einer Verknüpfung der Unternehmensdaten des MUP mit den auf Ebene der Betriebe zugeordneten individuellen Erwerbsbiographien. Neben der Erweiterung der jeweiligen Datenbasis steht in diesem Projekt die Etablierung einer gemeinsamen Identifikationsnummer (crefo) im Vordergrund. Eine weitere aktuelle Erweiterung des MUP stellt die Nutzung von unstrukturierten Webdaten dar, welche mittels Webadresse für mehr als 1 Mio. Unternehmen und durch Nutzung von Scraping-Methoden und Natural Language Processing (NLP) die Erstellung eines Mannheim Webpanels (MWP) zum Ziel hat.

Projektteam

Sandra Gottschalk

Sandra Gottschalk

Projektleitung
Senior Researcher

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Jan Kinne

Jan Kinne

Advanced Researcher

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Simona Christine Murmann

Simona Christine Murmann

Referentin der Forschungsbereichsleitung

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Ausgewählte Publikationen

The Role of Banks if Firms are Financially Distressed

Höwer, Daniel (2016), The Role of Banks if Firms are Financially Distressed, Journal of Banking & Finance 65 , 59-75

Infrastructure and Entrepreneurship

Audretsch, David B., Diana Heger und Tobias Veith (2015), Infrastructure and Entrepreneurship, Small Business Economics 44(2) , 219-230

Entrepreneurs from Low-Skilled Immigrant Groups in Knowledge-intensive Industries – Company Characteristics, Survival and Innovative Performance

Müller, Elisabeth (2014), Entrepreneurs from Low-Skilled Immigrant Groups in Knowledge-intensive Industries – Company Characteristics, Survival and Innovative Performance, Small Business Economics 42(4) , 871-889

Gründerinnen auf dem Vormarsch? - Die Entwicklung der Beteiligung von Frauen am Gründungsgeschehen

Niefert, Michaela und Sandra Gottschalk (2014), Gründerinnen auf dem Vormarsch? - Die Entwicklung der Beteiligung von Frauen am Gründungsgeschehen, AStA Wirtschafts- und Sozialstatistisches Archiv 8 (3) , 115-145

Are Credit Ratings Valuable Information?

Czarnitzki, Dirk und Kornelius Kraft (2007), Are Credit Ratings Valuable Information?, Applied Financial Economics 17(13) , 1061-1070

R&D and Firm Performance in a Transition Economy

Czarnitzki, Dirk und Kornelius Kraft (2006), R&D and Firm Performance in a Transition Economy, Kyklos vol. 59 , 481-496

Innovation indicators and corporate credit ratings: evidence from German firms

Czarnitzki, Dirk und Kornelius Kraft (2004), Innovation indicators and corporate credit ratings: evidence from German firms, Economics Letters 82(3) , 377-384

The ZEW Foundation Panels and the Mannheim Enterprise Panel (MUP) of the Centre for European Economic Research (ZEW)

Almus, Matthias, Dirk Engel und Susanne Prantl (2000), The ZEW Foundation Panels and the Mannheim Enterprise Panel (MUP) of the Centre for European Economic Research (ZEW), Schmollers Jahrbuch - Journal of Applied Social Science Studies 120 , 301-308

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