Gesellschaftlich Benachteiligte wissen wenig über Finanzen

Forschung

ZEW-Studie zur finanziellen Bildung in Deutschland: Wer Finanzwissen hat, und wer nicht

Rund 62 Prozent der deutschen Haushalte beantworten grundlegende Finanzfragen richtig. Personen ohne Abitur oder Ausbildung (37 Prozent), Frauen (55 Prozent) sowie Ostdeutsche (55 Prozent) weisen demgegenüber ein unterdurchschnittliches Finanzwissen auf. Dabei hilft Finanzwissen bei finanziellen Entscheidungen: Personen mit höherem Finanzwissen haben seltener finanzielle Schwierigkeiten und sind eher bereit, am Aktienmarkt zu investieren. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie des ZEW Mannheim anhand von rund 4.000 Befragten der vierten Erhebungswelle des Haushaltspanels der Deutschen Bundesbank (PHF).

„Bei Finanzwissen schneidet Deutschland zwar im internationalen Durchschnitt relativ gut ab, aber auch hier gibt es viele Gruppen, die sich bei Finanzthemen nicht gut auskennen. Gleichzeitig hängt Finanzwissen deutlich mit finanziellem Wohlbefinden und der Bereitschaft, sich am Aktienmarkt zu beteiligen, zusammen. Menschen mit einem höheren Finanzwissen geben seltener an, von finanziellen Schwierigkeiten betroffen zu sein“, erklärt Tabea Bucher-Koenen, Leiterin des ZEW-Forschungsbereichs „Altersvorsorge und nachhaltige Finanzmärkte“.

Gezielte Förderung sinnvoll

Derzeit gibt es in Deutschland noch keine Strategie zur finanziellen Bildung, jedoch sind Diskussionen über die Entwicklung einer Strategie in Zusammenarbeit mit der OECD im Gange. Hierbei sollte vor dem Hintergrund der Forschungsergebnisse ein gezielter Fokus auf den Bedarf von Personengruppen mit geringem Finanzwissen gelegt werden. „Die Ergebnisse legen nahe, dass bei der Entwicklung der nationalen Finanzbildungsstrategie darauf geachtet werden sollte, Finanzwissen unter gesellschaftlich benachteiligten Gruppen zu fördern“, erklärt Koautor Bennet Janssen.

Deutschland schneidet vergleichsweise gut ab

Die in der Studie genutzten „Big 3“-Finanzfragen messen das Verständnis von Zinsen, Inflation und Risikodiversifikation. Sie dienen als Indikator für die finanzielle Bildung. Im internationalen Vergleich schneidet Deutschland mit rund 62 Prozent richtiger Antworten relativ gut ab, allerdings gibt es deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Gruppen. Die „Big 3“ werden in der Studie vor allem verwendet, um den Einfluss von Finanzbildung auf die individuelle Bereitschaft zur Teilnahme am Aktienmarkt sowie die finanzielle Schwierigkeiten zu erfassen.