ZEW-CS Finanzmarkttest für die Schweiz - Konjunkturerwartungen bleiben verhalten, Experten schätzen aktuelle Lage jedoch leicht besser ein

Konjunkturindikator Schweiz

Der vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Kooperation mit der Credit Suisse durchgeführte Finanzmarkttest zeigt im Dezember eine geringfügige Eintrübung der Konjunkturerwartungen in der Schweiz. Der ZEW CS-Indikator sinkt im Dezember leicht um 0,8 Punkte auf ein Niveau von -29,7 Punkten. Gleichzeitig verbessert sich die Einschätzung der aktuellen Konjunkturlage um 4,5 Punkte und erreicht damit ein Niveau von 87,2 Punkten.

Die Mehrheit der Umfrageteilnehmer geht über einen Zeithorizont von sechs Monaten von unveränderten kurzfristigen Zinsen aus, 40,4 Prozent erwarten eine Erhöhung. Der entsprechende Saldo bleibt beinahe unverändert bei 36,1 Punkten. Die Erwartungen gegenüber der Aktienmarktentwicklung haben sich im Dezember verbessert. So sind 60,8 Prozent (+11,8 Prozent) der Ansicht, dass der Schweizer Market Index (SMI) auf die Sicht von sechs Monaten steigen wird. Die aktuelle Sonderfrage zeigt unter anderem, dass die meisten der befragten Finanzmarktteilnehmer ein Wachstum der Schweizer Wirtschaft in 2009 zwischen 1,6 Prozent und 2,3 Prozent für realistisch erachten, während die Inflationserwartungen für 2009 mehrheitlich zwischen 1,1 Prozent und 1,5 Prozent liegen.

Die Ergebnisse der aktuellen Umfrage des Schweizer Finanzmarkttests deuten auf eine weiterhin positive Einschätzung der gesamtwirtschaftlichen Situation in der Schweiz hin. Die große Mehrheit der Finanzmarktexperten (87,2 Prozent, das heißt 4,5 Prozent mehr als im Vormonat) betrachtet die wirtschaftliche Dynamik als gut, 12,8 Prozent der Finanzmarktexperten bewerten die temporäre Wirtschaftslage als normal. Der ZEW CS-Indikator der konjunkturellen Erwartungen geht geringfügig um 0,8 Punkte auf -29,7 Punkte zurück. Hierbei erwarten nur 4,3 Prozent der Experten eine Verbesserung der Konjunktur in 6 Monaten, während 34 Prozent eine Verschlechterung prognostizieren. Die überwiegende Mehrheit von 61,7 Prozent der Befragten erwartet eine unveränderte Situation.

Die Erwartungen bezüglich der Entwicklung der Inflationsrate haben sich nicht wesentlich verändert. Mit 57,3 Prozent erwartet die Mehrzahl der Teilnehmer innerhalb der nächsten 6 Monate eine höhere Inflationsrate. Ein Anteil von 34 Prozent der Experten geht davon aus, dass sich die Teuerungsrate nicht verändern wird. Der entsprechende Indikator sinkt um 3,4 Punkte auf 48,6 Punkte.

Die Erwartungen hinsichtlich der kurzfristigen Zinsen bleiben ebenso ähnlich wie im Vormonat. Der Anteil der befragten Finanzmarktexperten, die eine Erhöhung der kurzfristigen Zinsen im nächsten Halbjahr für wahrscheinlich halten, beträgt weiterhin 40,4 Prozent. Immer noch mehr als die Hälfte der Experten erwartet keine Veränderung der kurzfristigen Zinsen, während 4,3 Prozent eine Verringerung erwarten. Damit gehen 34,8 Prozent der Teilnehmenden davon aus, dass sich die Zinsdifferenz in Bezug auf die kurzfristigen Zinsen zwischen der Schweiz und dem Euroraum verringert, 15,2 Prozent erwarten einen Anstieg der Zinsdifferenz. In Bezug auf die langfristigen Zinsen halten 55,3 Prozent (-9,4 Prozent) der Finanzexperten eine Erhöhung des Zinsniveaus für das wahrscheinlichste Szenario. Mehr als ein Drittel (38,3 Prozent) der Befragten erwartet keine Veränderung, und der Saldo sinkt um 9,9 Punkte auf 48,9 Punkte.

Die sich leicht entspannende Lage an den weltweiten Aktienmärkten zeigt sich in einer positiven Erwartung für den Schweizer Market Index (SMI). Der Indikator für Schweizer Aktienkurse steigt um 17,7 Punkte und steht nun bei 41,2 Punkten. 60,8 Prozent (+11,8 Prozent) der Finanzmarktexperten rechnen mit einem positiven Kursverlauf. Die restlichen beiden Fünftel der Umfrageteilnehmer rechnen damit, dass die Kurse mittelfristig auf dem aktuellen Niveau bleiben oder sinken werden.

Bezüglich der weiteren Wechselkursentwicklung des Schweizer Franken gegenüber dem Euro geht etwa die Hälfte der Experten (46,6 Prozent) von einer Aufwertung aus, die andere Hälfte erwartet keine Veränderung.

Bei den Erwartungen für den Rohölpreis gab es große Veränderungen. Viele der befragten Experten gehen von einem Rückgang innerhalb der nächsten 6 Monate aus. Aktuell prognostizieren 43,5 Prozent der Experten einen sinkenden Preis für Öl. Der Anteil der Befragten, die von einem gleich bleibenden Niveau ausgehen, ist deutlich auf 52,2 Prozent der Befragten gestiegen. Nur noch 4,3 Prozent der Experten erwarten mittelfristig einen Anstieg des Ölpreises.

Bei der Prognose des Goldpreises lässt sich momentan kein einheitliches Bild aus den Umfrageergebnissen ableiten. 37,8 Prozent der Befragten erwarten einen Anstieg des Goldpreises, während 28,9 Prozent der Befragten einen Rückgang für wahrscheinlich halten.

Bezüglich der weiteren Entwicklung der Arbeitslosenrate in der Schweiz erwartet die Mehrheit der Experten (73,3 Prozent) keine Veränderung. Dennoch gehen 20 Prozent von einer steigenden Arbeitslosenrate aus. Nur 6,7 Prozent erwarten eine bessere Situation auf dem Arbeitsmarkt.

Bei der Prognose der Umsatzrendite der Schweizer Unternehmen geht die Hälfte der Befragten von einer gleich bleibenden Entwicklung aus, 45,5 Prozent der Experten erwarten aber innerhalb der nächsten 6 Monate einen Rückgang. Das gleiche Bild zeigt sich bei der Frage nach der weiteren Entwicklung der allgemeinen Gewinnsituation Schweizer Unternehmen. Der Großteil geht von keiner Veränderung aus (62,2 Prozent), 31,1 Prozent erwarten eine Abkühlung.

Im Rahmen der Sonderfrage wurden die Finanzmarktexperten im Dezember um ihre Einschätzungen bezüglich der konjunkturellen Aussichten und verschiedener weiterer Wirtschafts- und Finanzmarktgrößen in der Schweiz gebeten. 65,8 Prozent rechnen damit, dass die Wachstumsrate in 2009 zwischen 1,6 Prozent und 2,3 Prozent liegen wird. Die Inflationsrate für 2009 schätzen 60,5 Prozent der befragten Finanzmarktexperten auf zwischen 1.1 Prozent und 1,5 Prozent, während 26,3 Prozent eine Rate zwischen 1,6 Prozent und 2 Prozent für realistisch halten. Auf 12 Monate erwarten die Umfrageteilnehmer mehrheitlich eine leichte Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro und gegenüber dem US-Dollar. Weitere Details finden sich in der neuesten Ausgabe des Finanzmarktreports Schweiz (s. Link weiter unten).

Ablauf der Umfrage und Methodologie

Eine analoge monatliche Untersuchung für Deutschland führt das ZEW seit 1991 durch. Ziel der Schweizer Umfrage ist, Indikatoren sowohl für das allgemeine Konjunkturklima der Schweiz als auch für den schweizerischen Dienstleistungssektor zu entwickeln.

Im Einzelnen werden die Finanzexperten nach ihren mittelfristigen Erwartungen befragt, die sie für wichtige internationale Finanzmärkte hinsichtlich der Entwicklung der Konjunktur, der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse haben. Zusätzlich werden die Finanzexperten um eine Einschätzung der Ertragslage der Unternehmen in folgenden schweizerischen Dienstleistungsbranchen gebeten: Banken, Versicherungen, Konsum/Handel, Telekommunikation und insgesamt.

Die Salden ergeben sich aus der Differenz der positiven und der negativen Anteile. Die Werte in Klammern zeigen die Veränderungen jedes Indikators gegenüber dem Vormonat.

Ansprechpartner

Gunnar Lang (ZEW), Telefon: +49/621/1235-372, E-Mail: lang@zew.de

Fabian Heller (Credit Suisse), Telefon: +41/44/3329061, E-Mail: fabian.heller@credit-suisse.com