ZEW-CS Finanzmarkttest für die Schweiz - Der ZEW CS-Indikator der Konjunkturerwartungen sinkt im Januar

Konjunkturindikator Schweiz

Der vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Kooperation mit der Credit Suisse durchgeführte Finanzmarkttest zeigt, dass die Konjunkturerwartungen im Januar erneut etwas gesunken sind. Der ZEW CS-Indikator der Erwartungen fiel um 3 Punkte auf einen Stand von -32,7 Punkten. Die Einschätzung der gegenwärtigen Situation blieb zwar auf hohem Niveau, der entsprechende Saldo sank aber um 1,7 Punkte auf ein Niveau von 85,5 Punkten.

Die Erwartungen bezüglich der Inflation sind leicht gestiegen. 60 Prozent (+4,6 Prozent) der befragten Finanzmarktexperten erwarten einen weiteren Anstieg ausgehend vom bereits relativ hohen Niveau. Die Mehrheit der Teilnehmer (63,6 Prozent) erwartet im kommenden Halbjahr ein unverändertes Niveau der kurzfristigen Zinsen, während knapp ein Drittel mit einem Anstieg rechnet. Verglichen mit der Umfrage des Vormonats erwarten weniger Teilnehmer einen Anstieg des Swiss Market Index (SMI) in den nächsten sechs Monaten, hingegen hat sich der Anteil derer vergrößert, die von einer Seitwärtsbewegung ausgehen (+11,9 Prozent). Nach Meinung der meisten Finanzmarktexperten dürfte der Schweizer Franken im kommenden Halbjahr gegenüber den meisten Hauptwährungen weiter aufwerten.

Die positive Wahrnehmung der Schweizer Konjunktur setzt sich auch im Januar fort. Die überwiegende Mehrheit der befragten Experten (85,5 Prozent) schätzt die aktuelle Wirtschaftslage als gut ein. Der Anteil der Experten, welche die Konjunktur als normal einschätzen, steigt leicht um 1,7 Prozentpunkte auf 14,5 Prozent. Von einer schlechten Konjunktur redet weiterhin keiner der Befragten. Der Indikator für die aktuelle Konjunkturlage sinkt auf 85,5 Prozent. Die optimistische Einschätzung der zukünftigen Entwicklung der allgemeinen Wirtschaftslage schwächte sich leicht ab. Der Anteil der Experten, die in den nächsten sechs Monaten mit einer besseren oder konstanten wirtschaftlichen Dynamik rechnen, sinkt jeweils leicht. Während immer noch eine Mehrheit der Experten (60,0 Prozent) erwartet, dass das gute Wirtschaftsklima anhält, steigt der Anteil der Befragten, die eine Verschlechterung befürchten, um 2,4 Prozentpunkte. Der ZEW CS-Indikator der Konjunkturerwartungen sinkt auf -32,7 Punkte (-29,7 Punkte im Vormonat).

In den vergangenen Monaten trieben vor allem steigende Energie- und Treibstoffpreise die Inflationsrate weit über den durchschnittlichen Stand der vergangenen Jahre. Einen weiteren Anstieg der Teuerungsrate erwartet ein größerer Anteil der Experten (60 Prozent im Vergleich zu 55,4 Prozent im Dezember). Der Saldo der Teuerungserwartung steigt um 5,9 Punkte auf 54,5 Punkte.

Während im Vormonat bereits 55,3 Prozent der Befragten davon ausgingen, dass die kurzfristigen Zinsen im kommenden Halbjahr stabil bleiben, rechnen im Januar nun sogar 63,6 Prozent der Experten mit unveränderten Zinsen für die kurze Frist. Immerhin noch 32,7 Prozent rechnen mit Zinssteigerungen, während nur 3,6 Prozent der Befragten von einer Senkung der kurzfristigen Zinsen ausgehen. Bezüglich der langfristigen Zinsen erwarten die meisten Experten (59,3 Prozent) einen Anstieg, immerhin ein gutes Drittel der Befragten rechnet mit einem unveränderten Zinssatz. Wie bereits in den Vormonaten geht eine Mehrheit der Experten davon aus, dass sich die Zinsdifferenz zum Euroraum für kurz- und langfristige Zinsen nicht verändern wird.

Die internationalen Börsen starteten unter dem Eindruck enttäuschender US-Konjunkturdaten und stark gestiegener Ölpreise schwach ins neue Jahr. Auch der Swiss Market Index (SMI) musste Einbußen hinnehmen. Der Optimismus der befragten Experten bezüglich zukünftiger Kursentwicklungen ist etwas verhaltener als im Vormonat. Immerhin noch fast jeder Zweite rechnet mit einer positiven Entwicklung des SMI. Im Dezember lag dieser Anteil noch bei 60,8 Prozent. Der Indikator sinkt um 13,4 Punkte auf 27,8 Punkte.

Der Schweizer Franken hat sich gegenüber allen wichtigen internationalen Währungen stark aufgewertet. Die Entwicklungen am Devisenmarkt deuten auf den Abbau von Risikopositionen hin, die in den vergangenen Jahren in Form der so genannten Carry Trades aufgebaut worden waren. Eine Mehrheit der befragten Experten geht davon aus, dass dieser Aufwertungstrend des Frankens auch in den nächsten sechs Monaten anhält. Der Anteil der Experten, die eine Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro für wahrscheinlich halten, steigt um 9,6 Prozentpunkte auf 56,4 Prozent. Der entsprechende Saldo steigt auf 50,9 Punkte. Mit einem schwächeren Pfund rechnen 51,9 Prozent der Experten, dies sind 12,4 Prozentpunkte mehr als im Vormonat. Der entsprechende Indikator steigt auf 33,3 Punkte. Wie bereits im Dezember rechnet eine Mehrheit der Befragten (56,4 Prozent) mit einer Abwertung der US-Währung relativ zum Schweizer Franken.

In den vergangenen Wochen haben die Rohstoffmärkte mit Höchstpreisen auf sich aufmerksam gemacht. Nachdem der Ölpreis kurzfristig bei 100 Dollar lag, rechnet eine Mehrheit der Experten (52,8 Prozent gegenüber 43,5 Prozent im Vormonat) auf eine Sicht von sechs Monaten mit einem Preisrückgang. Allerdings wächst auch der Anteil derjenigen, die von weiteren Preissteigerungen ausgehen, um 10,8 Prozentpunkte auf 15,1 Prozent der Befragten. Wie bereits im Vormonat sind die Erwartungen betreffend die Goldpreisentwicklung geteilt. Zwar rechnen 40,8 Prozent mit einem weiteren Preisanstieg, jedoch setzt ein Viertel der Befragten auf sinkende Goldpreise.

Die Gewinnsituation der Unternehmen wird sich in den Augen der Mehrheit der Befragten (56,6 Prozent) im nächsten Halbjahr nicht verändern. Allerdings steigt der Anteil der Experten, die die zukünftige Ertragslage der Unternehmen pessimistisch einschätzen, um 8,5 Prozentpunkte. Damit sinkt der entsprechende Indikator auf -35,8 Punkte. Eine Mehrzahl der Experten rechnet mit konstanten (46,2 Prozent) oder sinkenden (50,0 Prozent) Umsatzrenditen. Die Arbeitslosenrate wird nach Ansicht der Mehrheit der Befragten (59,3 Prozent) auch in den nächsten sechs Monaten auf ihrem derzeitigen niedrigen Niveau verharren.

Im Rahmen der Sonderfrage wurden die Finanzmarktexperten um Kursprognosen für eine Reihe von Aktienindizes gebeten. Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, dass sie Ende 2008 eine Notierung des SMI zwischen 8.000 und 9.000 Punkten erwarten. Außerdem wurden die Teilnehmer nach ihrer optimalen Portfolioallokation befragt. Die Präferenzen konzentrierten sich dabei insbesondere auf Energie-, Pharma- und Versorgungswerte sowie auf nicht zyklische Konsumwerte. Weitere Details finden sich in der neuesten Ausgabe des Finanzmarktreports Schweiz (s. Link weiter unten).

Ablauf der Umfrage und Methodologie

Eine analoge monatliche Untersuchung für Deutschland führt das ZEW seit 1991 durch. Ziel der Schweizer Umfrage ist, Indikatoren sowohl für das allgemeine Konjunkturklima der Schweiz als auch für den schweizerischen Dienstleistungssektor zu entwickeln.

Im Einzelnen werden die Finanzexperten nach ihren mittelfristigen Erwartungen befragt, die sie für wichtige internationale Finanzmärkte hinsichtlich der Entwicklung der Konjunktur, der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse haben. Zusätzlich werden die Finanzexperten um eine Einschätzung der Ertragslage der Unternehmen in folgenden schweizerischen Dienstleistungsbranchen gebeten: Banken, Versicherungen, Konsum/Handel, Telekommunikation und insgesamt.

Die Salden ergeben sich aus der Differenz der positiven und der negativen Anteile. Die Werte in Klammern zeigen die Veränderungen jedes Indikators gegenüber dem Vormonat.

Ansprechpartner

Dr. Gunnar Lang (ZEW), Telefon: +0621/1235-372, E-Mail: lang@zew.de

Fabian Heller (CS), Telefon: +41/44/3329061, E-Mail: fabian.heller@credit-suisse.com