Frauen und Akademiker - Hoffnungsträger für ein vitales Gründungsgeschehen

Forschung

Damit die Anzahl der Unternehmensgründungen in Deutschland auch im Jahre 2050 auf ähnlich hohem Niveau wie heute rangiert, müsste sich in den nächsten 42 Jahren der Anteil der Frauen, die den Schritt in die Selbständigkeit wagen, um sechs Prozentpunkte erhöhen und die Anzahl der Hochschulabsolventen müsste um zehn Prozentpunkte ansteigen. Passiert dies nicht, ist ein deutlicher Rückgang des Gründungsgeschehens in Deutschland absehbar. Denn aufgrund des demografischen Wandels wird die Gruppe der Erwerbspersonen, aus der die meisten Gründerpersönlichkeiten hervorgehen – die Gruppe der 30 bis 45 Jährigen – schrumpfen und sich somit die Gründungsdynamik verlangsamen. Dies hätte voraussichtlich sinkende Beschäftigungszahlen und eine geringere Innovationskraft der gesamten Volkswirtschaft zur Folge. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim, die untersucht, an welchen Stellschrauben gedreht werden müsste, um unter den Bedingungen einer im Durchschnitt abnehmenden und alternden Bevölkerung das Gründungsgeschehen zu beleben.

In den vergangenen Jahren wurden im Durchschnitt etwa 250.000 Unternehmen pro Jahr gegründet. Aufgrund des demografischen Wandels würde diese Zahl bis 2050 bei ansonsten unveränderten Rahmenbedingungen auf rund 195.000 zurückgehen. "Die Modellrechnungen belegen, dass die Wahrscheinlichkeit ein Unternehmen zu gründen in hohem Maße durch das Geschlecht und die Ausbildung der Erwerbspersonen beeinflusst wird. Daneben spielt auch das Alter eine maßgebliche Rolle. An diesen drei Faktoren muss also gedreht werden, um auch in Zukunft ein vitales Gründungsgeschehen zu gewährleisten", sagt ZEW Expertin Dr. Sandra Gottschalk.

Die Studie entwirft hierzu drei Simulationsszenarien: Während aktuell nur etwa 16 Prozent der Unternehmensgründungen von Frauen betrieben werden, wird in einer ersten Simulation die Frauenbeteiligung im Jahr 2050 auf 22 Prozent gesteigert. Allein dieser moderate Anstieg um sechs Prozentpunkte führt zu einer signifikant steigenden Anzahl an Unternehmensgründungen. So könnten bis zum Jahr 2050 etwa 206.000 Gründungen insgesamt realisiert werden.

In einem zweiten Szenario wird der Anstieg des Akademikeranteils bei den Erwerbspersonen von aktuell 16 auf 26 Prozent bis zum Jahr 2050 simuliert. Da die Gründungsneigung mit der Qualifikation steigt, führt die Erhöhung des Akademikeranteils zu einer signifikanten Zunahme der Gründungszahlen auf insgesamt rund 211.000 Gründungen im Jahr 2050.

Wie ein abschließendes Szenario deutlich macht, wird ein im Vergleich zu den vorangegangenen Simulationen – akkumuliert über den gesamten Untersuchungszeitraum – schwächerer Effekt auf die Entwicklung des Gründungsgeschehens erzielt, wenn ältere Erwerbspersonen im Alter zwischen 50 bis 59 Jahren motiviert werden, ein Unternehmen zu gründen. In der Modellrechnung wird der Anteil der Selbstständigen an den Erwerbspersonen im Alter zwischen 50 und 59 Jahren von 0,38 Prozent auf 0,41 Prozent erhöht (zum Vergleich: die Eintrittsquote der 30 bis 39-Jährigen liegt aktuell bei 0,86 Prozent). Obwohl diese Maßnahme über den gesamten Untersuchungszeitraum betrachtet das Gründungsgeschehen nicht so deutlich belebt wie die anderen Szenarien, könnten hierdurch im Jahr 2050 aber immerhin insgesamt 208.000 Gründungen realisiert werden.

Ansprechpartner

Dr. Sandra Gottschalk, Telefon: 0621/1235-267, E-Mail: gottschalk@zew.de