Mannheimer Steuerkonferenz feiert Jubiläum

Konferenzen

MannheimTaxation-Jahreskonferenz zum zehnten Mal am ZEW

Prof. Rebecca Lester bei ihrer Keynote auf der 10. MannheimTaxation-Jahreskonferenz am ZEW Mannheim.

Im September 2023 fand bereits die zehnte internationale MannheimTaxation-Jahrestagung zur Steuerforschung von ZEW Mannheim und der Universität Mannheim statt. Die Jubiläumsausgabe war ein voller Erfolg. Mit der kürzlich erfolgten Verlängerung des Leibniz WissenschaftsCampus gab es einen weiteren Grund zum Feiern. Über 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus aller Welt diskutierten in zwölf Vortrags- und zwei Poster-Sessions 43 aktuelle Arbeiten auf dem Gebiet der Steuerforschung. Hauptredner waren Prof. Joel Slemrod von der University of Michigan und Prof. Rebecca Lester von der Stanford University in den USA.

Die Steuerforschung am ZEW und der Universität Mannheim genießt hohes Renommee. Beide Einrichtungen arbeiten im Leibniz-WissenschaftsCampus MannheimTaxation eng zusammen. Gemeinsam untersuchen sie, wie ein zukunftsfähiges Steuersystem ausgestaltet werden kann, um neue wirtschaftliche und gesamtgesellschaftliche Herausforderungen national, auf europäischer Ebene und global meistern zu können.

Gängige Modelle in der Forschung sollten regelmäßig hinterfragt werden

Prof. Joel Slemrod befasste sich in seinem Beitrag mit grundsätzlichen Entwicklungen auf dem Bereich der Steuerforschung. Zunächst referierte er darüber, wie wichtig es in der Forschung ist, stets althergebrachte Modelle und Denkschulen zu hinterfragen und bei überzeugender Evidenz auch zu verwerfen. Insbesondere verdeutlichte er die Rolle etablierter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dabei, mögliche alte Denkmuster entgegen neuer Evidenz zu erhalten. Er beleuchtete dies anhand vier althergebrachter Resultate in der (Steuer-)Forschung und diskutierte jeweils, ob er als etablierter und langjähriger Wissenschaftler sich in den jeweiligen Fällen durch neue Studienergebnisse umstimmen lies. Unter anderem befasste er sich mit theoretischen Modellen zur Steuerhinterziehung, der (mangelnden) Progressivität des amerikanischen Steuersystems, der Nutzung von randomisierten Feldstudien zu Forschungszwecken, und der Frage, ob Ökonomen/-innen auch wirklich immer der Wahrheit nachgehen.

Wie reagieren Unternehmen auf Besteuerung?

Prof. Rebecca Lester erläutert in ihrer Keynote, dass Unternehmen auf eine Steuererhöhung mit tatsächlichen Anpassungen reagieren, aber auch in der Veränderung ihres Timings und ihrer Bilanzierung.

Prof. Rebecca Lester zeigte in ihrem Vortrag anhand ausgewählter Beispiele auf, wie die besondere Perspektive des steuerlichen Rechnungswesens zum besseren Verständnis der realwirtschaftlichen Entscheidungen von Unternehmen beiträgt. So reagieren, wie eine aktuelle US-Studie zeigt, Firmen auf eine Steuererhöhung nicht nur mit tatsächlichen Anpassungen, sondern auch mithilfe des Timings und der Bilanzierung ihrer Aktivitäten. Umgekehrt haben die Interpretation von Rechnungslegungsstandards oder die Vorschriften zur länderbezogenen Berichtslegung Auswirkungen auf die realen Aktivitäten, etwa die Forschungs- und Entwicklungsausgaben und damit die Innovationstätigkeit. Prof. Lester wies darauf hin, dass ein besseres Verständnis der Rechnungslegungsreaktionen auch für aktuelle Vorhaben zur globalen oder US-amerikanischen Mindestbesteuerung sowie bei der Umweltbesteuerung von großer Bedeutung sind.

Über den WissenschaftsCampus MannheimTaxation

Der WissenschaftsCampus MannheimTaxation ist eine gemeinsame Initiative von ZEW Mannheim und der Universität Mannheim. MannheimTaxation ist es seit der Gründung im Jahr 2014 gelungen, Mannheim zu einem international anerkannten Zentrum der Steuerforschung zu machen. Zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Mannheim und Heidelberg arbeiten gemeinsam an aktuellen Fragen in den Bereichen der Besteuerung von Unternehmen und Individuen, öffentliche Finanzen und Steuerrecht. Das WissenschaftsCampus-Modell ist eine Initiative der Leibniz-Gemeinschaft, um eine starke und sichtbare Kooperation zwischen Leibniz-Einrichtungen und Hochschulen zu fördern und komplementäre regionale Forschungspartnerschaften aufzubauen. Ziel ist es, die Forschung in einem Fachgebiet zu stimulieren und das wissenschaftliche Umfeld für die jeweiligen Themen zu verbessern. Die Netzwerke betreiben qualitativ hochwertige Forschung, fördern die Interdisziplinarität ihrer Forschungsthemen, -projekte und -methoden, erhöhen die Sichtbarkeit der beteiligten Forschungsstandorte und verbessern deren Forschungsprofile.

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