Deutschland und Europa müssen sich auf Energieknappheit vorbereiten

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#ZEWlive zu wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs

Der 8. Mai als Tag der Befreiung und Gedenktag an das Ende des Zweiten Weltkriegs war in diesem Jahr symbolträchtiger denn je. Mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine wurde eine schwerwiegende humanitäre Krise ausgelöst. Die Folgen des Krieges sind weltweit spürbar. Doch welche Auswirkungen hat der Krieg in der Ukraine auf die Wirtschaft? Darüber diskutierten am 10. Mai 2022 im Rahmen des Digitalformats #ZEWlive der US-Generalkonsul Norman Thatcher Scharpf und ZEW-Präsident Prof. Achim Wambach, PhD. Moderiert wurde die Veranstaltung von der Journalistin Jessica Sturmberg.

Aufzeichnung #ZEWlive: War in Ukraine and the Economic Consequences (in englischer Sprache)

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Auf die europäische und globale Wirtschaft kommen große geopolitische Herausforderungen zu. Begriffe wie Souveränität, internationale Zusammenarbeit und Versorgungssicherheit müssen von den politischen Entscheidungsträgern bei ihren Überlegungen neu betrachtet werden. Die direkten Konsequenzen des Krieges sind bereits jetzt spürbar.

Wege aus der Abhängigkeit von russischer Energie

Das größte Problem stellt dabei die Abhängigkeit von Russlands Gas- und Ölvorräten dar. Während die Vereinigten Staaten bereits einen Importstopp von russischem Öl verhängt haben, ist die Abhängigkeit Deutschlands und vieler anderer Länder gegenüber Russland weitaus größer. Die USA planen daher, die G7-Staaten beim Ausstieg aus den russischen Öl-Exporten zu unterstützen. „Dies wird die Abkehr der westlichen Wirtschaft von der Abhängigkeit vom russischen Öl und Gas vorantreiben und langfristig den Übergang zu einer grünen Wirtschaft beschleunigen“, erläutert US-Generalkonsul Norman Thatcher Scharpf. Zur Beschleunigung der Abkehr von fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energien trägt ihm zufolge auch die wachsende Befürwortung in der Bevölkerung bei. Zudem würden bürokratische Hürden zunehmend gelockert, um die Umstellung zu erleichtern. Deutschland sei nach Ansicht von ZEW-Präsident Achim Wambach noch nicht ausreichend auf Folgen einer Energieknappheit vorbereitet, daher müsse nun schnell gehandelt werden.

Westliche Chancen und Zusammenhalt in der Krise

Die Zusammenarbeit mit anderen Staaten sei daher wichtiger denn je. ZEW-Präsident Achim Wambach sieht im Blick auf die globale Wirtschaft dabei neben Handelsabkommen gerade die technologische Zusammenarbeit und das Setzen von Standards als wichtige Stärke der westlichen Welt an: „Wir wissen, wie sich Standards in der Industrie auseinanderentwickeln. Wenn sie einmal festgelegt sind, kann man sie nicht mehr umgehen. Das ist ein wirklich wichtiges Thema, und es ist sehr gut, dass wir hier enger zusammenarbeiten“. Er betont die Bedeutung von mehr Diversifizierung in Lieferketten und von Handelsbeziehungen zu transatlantischen Partnern, die zukünftig noch weiter ausgebaut werden sollten.

Beide Gesprächspartner unterstreichen, dass der Krieg in der Ukraine den Zusammenhalt innerhalb Europas gestärkt hat. Auch die Beziehungen der westlichen Allianzen und der NATO erscheinen umso bedeutender für das Fortbestehen demokratischer Werte. Nur gemeinsam lassen sich die Herausforderungen der Zukunft lösen. Aus ökonomischer Sicht ist ZEW-Präsident Achim Wambach zufolge jedoch ein Umdenken erforderlich. Es bestehen tiefe Verflechtungen von Ökonomie und  Außenpolitik, die neuen geopolitischen Rahmenbedingungen müssen dabei einbezogen werden: „Wir haben noch keine ökonomischen Modelle für diese Situationen, es gibt also noch viel zu tun“, schließt Achim Wambach die Diskussionsrunde.

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