Optimal Tax Progressivity in Unionised Labour Markets: Simulation Results for Germany

ZEW Discussion Paper Nr. 10-035 // 2010
ZEW Discussion Paper Nr. 10-035 // 2010

Optimal Tax Progressivity in Unionised Labour Markets: Simulation Results for Germany

Wie hoch ist der optimale Grad der Steuerprogression, wenn Arbeitsangebot und Löhne endogen sind und sich Haushalte in mehreren Dimensionen unterscheiden? Diese Frage wird mittels eines gekoppelten, numerischen Mikro-Makro-Modells beantwortet. Im Mikro-Modul bildet das Modell rund 4600 Haushalte mit unterschiedlichen Löhnen und Arbeitsangebotsreaktionen ab. Im Makro-Modul finden sich sektorale kollektive Lohnverhandlungen und unfreiwillige Arbeitslosigkeit. So kann der fundamentale Zielkonflikt bei der Bestimmung der Steuerprogression erfasst werden. Einerseits verzerren hohe marginale Steuersätze das individuelle Arbeitsangebot. Andererseits wirkt Steuerprogression bei kollektiven Lohnverhandlungen lohnsenkend und vermindert so die Arbeitslosigkeit. In diesem Modellrahmen wird Steuerprogression als eine stufenweise Erhöhung der marginalen Lohnsteuer abgebildet, wobei steuerzahlende Individuen mit einer Anpassung des Freibetrags so kompensiert werden, dass das öffentliche Budget ausgeglichen bleibt. Dabei ergeben sich die folgenden Simulationsergebnisse:

  • Das Wohlfahrtsmaximum wird an einem Punkt erreicht, wo die marginalen Steuersätze um sechs Prozentpunkte höher liegen als im Ausgangszustand.
  • Der Wohlfahrtsgewinn beträgt dann im Mittel bescheidene 2 Euro pro Haushalt und Monat.
  • Der mittlere Wohlfahrtsgewinn wird überschattet von erheblichen individuellen Umverteilungseffekten, die von einem Verlust von mehr als 300 Euro bis zu einem Gewinn von 200 Euro reichen.
  • Die Arbeitsangebotseffekte höherer Steuerprogression sind positiv in Bezug auf Partizipation und negativ in Bezug auf die Anzahl Arbeitsstunden. Der Nettoeffekt variiert je nach Qualifikationsgruppe: positiv für die Geringqualifizierten, negativ für die Mittel- und Hochqualifizierten.
  • Gleichzeitig reduziert Steuerprogression die Arbeitslosenquote. Dieser Effekt dominiert den Arbeitsangebotseffekt, so dass die makroökonomische Beschäftigung (in lohngewichteteten Stunden) steigt.
  • Höhere Arbeitsangebotselastizitäten haben einen geringere optimale Steuerprogression zur Folge. Elastischere Lohnkurven und höhere internationale Kapitalmobilität wirken in die entgegengesetzte Richtung.

Boeters, Stefan (2010), Optimal Tax Progressivity in Unionised Labour Markets: Simulation Results for Germany, ZEW Discussion Paper Nr. 10-035, Mannheim.

Autoren/-innen Stefan Boeters