ZEW-Erste Group Bank-Konjunkturindikator CEE - Positive wirtschaftliche Entwicklung in Mittel- und Osteuropa erwartet

Konjunkturindikator CEE

Die Finanzmarktexperten, die monatlich vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) mit Unterstützung der Erste Group Bank AG befragt werden, schätzen die konjunkturelle Entwicklung in der Region Mittel- und Osteuropa (CEE) zum Jahresauftakt 2009 deutlich optimistischer ein als noch im Dezember 2008. Der CEE-Indikator, der die Konjunkturerwartungen auf Sicht von sechs Monaten widerspiegelt, steigt im Januar um 15,0 Punkte und liegt nun bei minus 49,1 Punkten. Damit haben sich die Konjunkturerwartungen erstmals seit der Verschärfung der Finanzmarktkrise im September 2008 verbessert.

Mit Ausnahme von Ungarn und Rumänien verbessern sich die Konjunktureinschätzungen auch für alle untersuchten CEE-Länder auf Sicht von sechs Monaten. Der Konjunkturindikator für Österreich steigt um 9,6 Punkte auf minus 40,5 Punkte und der Indikator für die Eurozone klettert um 7,2 Punkte auf minus 42,0 Punkte.

Demgegenüber verschlechtert sich die Bewertung der aktuellen Lage im Januar. Kein einziger Analyst bewertet die aktuelle wirtschaftliche Lage in der CEE-Region als gut. Dies gilt ebenso für die Eurozone. Stattdessen beurteilen 57,4 Prozent der Umfrageteilnehmer die aktuelle Lage in Mittel- und Osteuropa als schlecht. Für die Eurozone beträgt dieser Anteil sogar rund 65 Prozent.

Auf die aktuelle Konjunkturschwäche und die gesunkenen Preisrisiken haben viele Notenbanken in den CEE-Ländern wie auch die Europäische Zentralbank (EZB) in den letzten Monaten mit Zinssenkungen reagiert. Wie schon im Vormonat geht auch in der Januar-Umfrage die deutliche Mehrheit der befragten Experten von einem weiter nachlassenden Preisdruck europaweit aus. Für die kommenden Monate rechnen die Umfrageteilnehmer deshalb mehrheitlich mit weiteren Zinssenkungen in den einzelnen CEE-Ländern sowie in der Eurozone.

Für die CEE-Region insgesamt prognostizieren über 90 Prozent der Analysten einen Rückgang der Inflationsrate. Dagegen erwarten für einzelne CEE-Länder teilweise mehr Experten steigende Teuerungsraten als noch im Vormonat. Dies gilt vor allem für Rumänien und Ungarn. Während im Dezember nur 2,1 Prozent von einem Preisanstieg in Rumänien auf Sicht von sechs Monaten überzeugt waren, teilen heute 10,2 Prozent der Experten diese Meinung. Der Anteil der Experten, der eine steigende Inflation in Ungarn erwartet, stieg in der Januar-Umfrage auf 7,5 Prozent. Für Österreich nimmt der Anteil der Experten die eine zurückgehende Teuerung erwarten um 8,5 Prozentpunkte ab. Die Umfrageteilnehmer gehen demnach davon aus, dass die erwartete Aufhellung der Konjunktur in der CEE-Region mit langsam zunehmendem Preisdruck einher geht.

Die Erwartungen für die Entwicklung an den Aktienmärkten in den CEE-Ländern bleiben im Januar positiv. Nur der Saldo für den rumänischen Aktienindex BET wird im Januar leicht negativ (minus 2,4 Punkte). Für die kommenden sechs Monate rechnen dagegen rund 48 Prozent der befragten Experten mit einem Anstieg des CEE-Aktienindex (NTX). Ähnlich schneidet auch der österreichischen Index ATX ab. Rund 48 Prozent der Experten prognostizieren eine Verbesserung des Index im nächsten halben Jahr.

Die Wechselkurs-Erwartungen für die einzelnen CEE-Währungen zum Euro sind weiterhin gemischt. Wie in der Dezemberumfrage rechnen circa 40 Prozent der Umfrageteilnehmer mit einer Abwertung des rumänischen Leu. Dagegen halten knapp 45 Prozent eine Aufwertung der polnischen Zloty für wahrscheinlich. Im Hinblick auf die kroatische Kuna gehen 19,1 Prozent von einer Aufwertung gegenüber dem Euro aus. 33,3 Prozent der Analysten rechnen dagegen mit einer Abwertung der Kuna in den nächsten sechs Monaten.

Im Rahmen der Sonderfrage wurden die Umfrageteilnehmer um ihre Einschätzung zur Wirksamkeit des EU-Konjunkturpakets gebeten. Darüber hinaus wurden die Experten nach geeigneten Maßnahmen zur Überwindung der Konjunkturschwäche in der CEE-Region gefragt. Über 90 Prozent beurteilen die Wirksamkeit des Konjunkturprogramms als schwach bis mittelmäßig. Demnach erwartet eine deutliche Mehrheit der Umfrageteilnehmer von dem Paket nur schwache Impulse, um die Volkswirtschaften in der CEE-Region als auch in der Eurozone anzukurbeln. Gleichzeitig sind 73 Prozent der befragten Analysten der Meinung, dass die Regierungen in den einzelnen CEE-Ländern die Realwirtschaften stimulieren sollten. Die Volkswirt¬schaften im CEE-Raum sollte nach dem Dafürhalten der Umfrageteilnehmer insbesondere durch eine Erhöhung der öffentlichen Ausgaben für Infrastrukturprojekte sowie durch Steuersenkungen belebt werden. Die Experten lehnen dagegen mehrheitlich eine staatliche Unterstützung der Haushalte bei Ausgaben für bestimmte Güter ab. Bei der Beurteilung, welche Rolle die Nationalbanken für die Stimulierung der Realwirtschaften spielen, zeigt sich kein einheitlicher Trend der Experteneinschätzung.

Ablauf der Umfrage und Methodologie

Der Finanzmarkttest CEE ist eine monatliche Umfrage unter Finanzmarktexperten, die das ZEW Mannheim mit Unterstützung der Ersten Group Bank AG, Wien, durchführt. Ziel der Umfrage ist es, Indikatoren für das allgemeine Konjunkturklima für die Region Mittel- und Osteuropa (CEE) sowie Österreich zu entwickeln. Zur CEE-Region zählen Bulgarien, Kroatien, Tschechische Republik, Ungarn, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei und Slowenien.

Im Einzelnen werden die Finanzmarktexperten nach der Beurteilung der aktuellen konjunkturellen Lage sowie nach ihren mittelfristigen Erwartungen für die entsprechenden Volkswirtschaften befragt sowie nach ihrer Einschätzung hinsichtlich der Entwicklung der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse auf die Sicht von sechs Monaten. Die Experten geben bei ihren Antworten qualitative Tendenzeinschätzungen bezüglich der Veränderungsrichtung ab. Bei den beurteilten Volkswirtschaften handelt es sich um die Regionen Mittel- und Osteuropa und den Euroraum sowie Tschechische Republik, Polen, Ungarn, Slowakei, Kroatien, Rumänien und Österreich.

Detaillierte Ergebnisse zu den einzelnen mittel- und osteuropäischen Staaten sowie zu Österreich enthält der "Financial Market Report CEE", der monatlich erscheint.

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Dr. Mariela Borell, Telefon: 0621/1235-144, E-Mail: borell@zew.de