ZEW-CS Finanzmarkttest für die Schweiz - Stimmung weiterhin positiv, aber mittelfristiger Ausblick weniger optimistisch

Konjunkturindikator Schweiz

Der im August vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Zusammenarbeit mit Credit Suisse (CS) durchgeführte Finanzmarkttest Schweiz bestätigt die seit Beginn der Umfrage im Juni des laufenden Jahres vorherrschende positive Stimmung. Die Finanzmarktexperten zeichnen ein noch günstigeres Bild der aktuellen Wirtschaftssituation, als sie es im Juli getan haben. Der entsprechende Indikator liegt nun bei 90,2 Punkten.

Die Einschätzung der zukünftigen Konjunkturaussichten hat sich jedoch im Vergleich zum Vormonat verschlechtert und der Indikator ist auf 16,3 Punkte gefallen. Weniger Umfrageteilnehmer denken, dass die Inflation und die Zinsen ansteigen werden. Ein höherer Anteil als im Vormonat meint hingegen, dass sich der Schweizer Franken gegenüber dem Euro aufwerten wird. Weniger Umfrageteilnehmer sind optimistisch, was die Aktienmarktentwicklung anbelangt.

Der Wert für die Konjunkturerwartung in den nächsten sechs Monaten bleibt zwar positiv, obschon der betreffende Indikator seit Juli abgenommen hat. Von einer weiteren konjunkturellen Verbesserung gehen 27,8 Prozent der Umfrageteilnehmer aus, während 60,7 Prozent keine Veränderung und 11,5 Prozent eine Verschlechterung erwarten. Der Saldo der positiven und negativen Einschätzungen für diesen Indikator liegt daher bei 16,3 Punkten, was im Vergleich zum Vormonat einem signifikaten Rückgang von 8,2 Punkten entspricht. Dies könnte als Zeichen dafür interpretiert werden, dass das konjunkturelle Wachstumstempo zwar weiterhin hoch bleibt, sich die Dynamik aber über den untersuchten Zeitraum etwas abschwächen dürfte.

Der Preisdruck wird in der Schweiz unverändert als gering eingeschätzt, wenngleich im ersten Halbjahr 2006 ein Anstieg der Teuerungsrate zu verzeichnen gewesen ist. Dies kann hauptsächlich auf höhere Energiepreise zurückgeführt werden. Es können allerdings strukturelle Effekte beobachtet werden, die beispielsweise durch größeren Wettbewerb oder Gesetzesänderungen verursacht worden sind und einen disinflationären Einfluss haben. Eine deutliche Mehrheit der Befragten geht jedoch über die nächsten sechs Monate von einem weiteren Anstieg der Inflationsrate aus. Im Rahmen der monatlichen Spezialfrage sind die Umfrageteilnehmer zusätzlich zu den üblichen Indikatoren auch um eine explizite Einschätzung der Inflation für das Gesamtjahr 2006 gebeten worden. Durchschnittlich sehen sie für 2006 einen moderaten Preisanstieg um 1,55 Prozent voraus. Dies entspräche weiterhin deutlich der Preisstabilität, wie sie durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) definiert wird.

Deutlich geändert hat sich die Meinung der Experten zur Wechselkursentwicklung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro. Ein bedeutend höherer Anteil als in den vergangenen Monaten – 39,4 Prozent der Umfrageteilnehmer – erwartet, dass der Schweizer Franken nach seiner jüngsten Abschwächung auf ein Niveau von etwa 1,58 gegenüber dem Euro wieder erstarken wird. Von einer Abwertung gehen nur 4,9 Prozent aus. Dies bringt den Indikator auf 34,5 Punkte, was einem Anstieg von 16,7 Punkten gegenüber dem Vormonat entspricht. Während der Schweizer Franken besonders nach der Euro-Einführung etwas von seinem Ruf als sicherer Hafen verloren hat, bleibt die Frage bestehen, wie die SNB auf eine weitere Abwertung reagieren würde. Eine solche bedeutet nämlich potenziell mehr Inflationsdruck, vor allem für eine Wirtschaft, die mit solidem Tempo wächst, wie wir es derzeit in der Schweiz beobachten.

Die Umfrageteilnehmer erwarten weiterhin steigende Zinsen, sowohl am kurzen als auch am langen Ende der Zinskurve. Mittelfristig sind sie aber weniger als im vergangenen Monat davon überzeugt, dass die SNB ihre Zinserhöhungen weiterführen wird. Sie haben durchschnittlich einen weniger positiven Ausblick für die wichtigen Aktienmärkte gegeben als im Vormonat. Die Experten erwarten, dass der SMI sich dementsprechend entwickeln wird. 56,6 Prozent gehen davon aus, dass der SMI ansteigen wird, 21,7 Prozent erwarten einen Rückgang. Der entsprechende Indikator ist auf 34,9 Punkte gesunken.

Ablauf der Umfrage und Methodologie

Eine analoge monatliche Untersuchung für Deutschland führt das ZEW seit 1991 durch. Ziel der Schweizer Umfrage ist, Indikatoren sowohl für das allgemeine Konjunkturklima der Schweiz als auch für den schweizerischen Dienstleistungssektor zu entwickeln.

Im Einzelnen werden die Finanzexperten nach ihren mittelfristigen Erwartungen befragt, die sie für wichtige internationale Finanzmärkte hinsichtlich der Entwicklung der Konjunktur, der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse haben. Zusätzlich werden die Finanzexperten um eine Einschätzung der Ertragslage der Unternehmen in folgenden schweizerischen Dienstleistungsbranchen gebeten: Banken, Versicherungen, Konsum/Handel, Telekommunikation und Gesamt.

Die Salden ergeben sich aus der Differenz der positiven und der negativen Anteile. Die Werte in Klammern zeigen die Veränderungen jedes Indikators gegenüber dem Vormonat.

Detaillierte Ergebnisse enthält der "Financial Market Report Switzerland", der monatlich in Englisch erscheint.

Ansprechpartner

Prof. Dr. Michael Schröder (ZEW), Telefon: 0621/1235-140, E-Mail: schroeder@zew.de  

Thomas Herrmann (CS), Telefon: +41/44/333-5062, E-Mail: thomas.herrmann@credit-suisse.com