Unternehmensnahe Dienstleister reagieren mit Überstunden und Kurzarbeit auf Nachfrageschwankungen

Forschung

Auf konjunkturelle und saisonale Nachfrageschwankungen reagieren unternehmensnahe Dienstleister überwiegend in Form von Überstunden und Kurzarbeit. Lebensarbeitszeitmodelle und Teilzeitarbeit spielen nur eine untergeordnete Rolle.

Dies geht aus der aktuellen Erhebung bei unternehmensnahen Dienstleistern vom vierten Quartal 2000 hervor, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, gemeinsam mit dem Verband der Vereine Creditreform, Neuss, durchgeführt hat. An dieser Umfrage beteiligen sich vierteljährlich rund 1.100 Unternehmen aus den folgenden Branchen: Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung, Unternehmensberatung, Architektur, technische Planung und Beratung, Kfz-Vermietung, Maschinenvermietung, Speditions- und Logistikunternehmen, EDV-Dienstleistungen, Werbeagenturen sowie Abfallwirtschaft.

Die Dienstleistungsumfrage zeigt, dass unternehmensnahe Dienstleister zum Ausgleich von Nachfrageschwankungen am häufigsten Überstunden oder Kurzarbeit anwenden. Die Möglichkeit, Personal neu einzustellen oder es zum flexibleren Einsatz zu schulen, setzen sie ebenfalls relativ oft ein. Der Automatisierung der Dienstleistungserstellung durch neue Technologien und der Nutzung informeller Netzwerke kommt eine mittlere Bedeutung zu. Im Vergleich zu diesen Möglichkeiten reagieren die unternehmensnahen Dienstleister auf Nachfrageschwankungen nur selten mit Personalentlassungen. Die Möglichkeit, geringfügig Beschäftigte einzustellen, nutzen sie ebenfalls nur wenig. Dass diesen beiden Instrumenten nur geringes Gewicht zukommt, liegt sicherlich auch an institutionellen Regelungen. Neben dem Kündigungsschutz ist dies beispielsweise auch die Regelung der 630-DM-Jobs. Vor diesem Hintergrund stellen die unternehmensnahen Dienstleister eher freie Mitarbeiter ein oder vergeben befristete Arbeitsverträge.

Obwohl Lebensarbeitszeitmodelle oder Teilzeitarbeit in der Politik im Zusammenhang mit der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit rege diskutiert werden, spielen diese beiden Instrumente in der Praxis der unternehmensnahen Dienstleister eine untergeordnete Rolle. Die unternehmensnahen Dienstleister waren im Jahr 2000 stärker von konjunkturellen als von jahreszeitlichen Nachfrageschwankungen betroffen. Hauptursache dafür ist ihre enge Verflechtung mit dem verarbeitenden Gewerbe und die daraus entstehende Verknüpfung mit der Industriekonjunktur.

Die Unternehmen in Ostdeutschland sind immer noch häufiger von Nachfrageschwankungen betroffen als ihre westdeutschen Konkurrenten. Auch Architekten sowie technische Berater und Planer leiden überdurchschnittlich stark unter Nachfrageschwankungen. Dies liegt an ihrer Abhängigkeit vom Baugewerbe, das selbst starken Nachfrageschwankungen ausgesetzt ist. Im Vergleich dazu ist die Nachfrage bei den Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern, den Unternehmensberatern und den Unternehmen der Abfallwirtschaft relativ konstant.

Ansprechpartner

Prof. Dr. Alexandra Spitz-Oener, Telefon: 0621/1235-293, E-Mail: spitz@zew.de