Konjunkturpaket sollte auf Steuersenkungen und den Ausbau der Infrastruktur setzen

Forschung

Vor dem Hintergrund einer drohenden Rezession sollte der Staat Maßnahmen ergreifen, um die Konjunktur zu stützen. Steuersenkungen und staatliche Investitionen in die Infrastruktur sind hierzu am besten geeignet, während die Unterstützung einzelner Branchen oder Vergünstigungen für den Erwerb bestimmter Güter als wenig wirkungsvoll betrachtet werden. Dies sind die wesentlichen Ergebnisse einer Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim unter rund 300 Analysten und institutionellen Anlegern aus Banken, Versicherungen und großen Industrieunternehmen im November 2008.

Um einem starken Abbau von Arbeitsplätzen aufgrund des erwarteten Konjunkturabschwungs entgegenzuwirken, hält fast die Hälfte der befragten Finanzmarktexperten derzeit ein staatliches Konjunkturprogramm für richtig. Auf Ablehnung stößt ein Konjunkturpaket nur bei rund 17 Prozent der Befragten. "Das Übergreifen der Finanzmarktkrise auf die Realwirtschaft weltweit ist für den starken Konjunktureinbruch in Deutschland verantwortlich", erklärt Christian David Dick, Wissenschaftler im Forschungsbereich Internationale Finanzmärkte und Finanzmanagement des ZEW. "Da mit dem Export eine wichtige Stütze der deutschen Volkswirtschaft wegbricht, halten die Finanzmarktexperten offenbar ein Gegensteuern des Staates für angebracht."

Die Umfrage zeigt ebenfalls, dass die Zustimmung der Finanzmarktexperten zu einem Konjunkturprogramm stark davon abhängt, wie es inhaltlich ausgestaltet ist (siehe Abbildung am Ende der Pressemitteilung). Steuersenkungen betrachten 67 Prozent der Experten als die sinnvollste Maßnahme. Sie würden den privaten Konsum ankurbeln. Auch staatliche Infrastrukturprogramme sind aus Sicht der Experten geeignet, um im Abschwung Arbeitsplätze zu sichern. "So könnten beispielsweise Investitionen in den Straßenbau und in das Schienennetz, die für die nächsten Jahre geplant sind, vorgezogen werden", sagt Dick.

Eine gezielte Förderung bestimmter Einzelbranchen lehnen 46 Prozent der Finanzmarktexperten hingegen ab. Offenbar herrscht hier die Auffassung vor, dass eine solche Maßnahme nur unvermeidbare Anpassungsprozesse verhindert. Staatliche Zuschüsse für die privaten Haushalte beim Erwerb bestimmter Güter wie beispielsweise stromsparender Elektrogeräte wird ebenfalls von 50 Prozent der Befragten als nicht sinnvoll angesehen.

In Bezug auf das Rettungspaket für den Finanzsektor, das die Bundesregierung im vergangenen Monat verabschiedet hat, gehen die Analysten mehrheitlich davon aus, dass dieses das Vertrauen innerhalb des Bankensektors wieder herstellen wird. Verhaltener werden die Erfolgschancen mit Blick auf die Kreditvergabe beurteilt. Hier herrscht mehrheitlich die Meinung vor, dass das Rettungspaket die Banken kaum zu einer verstärkten Kreditvergabe an Privatpersonen und Unternehmen motivieren wird.

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Christian David Dick, Telefon: 0621/1235-305, E-Mail: dick@zew.de