Fachpersonalmangel als Innovationshemmnis

Forschung

Trotz der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit besteht in Deutschland großer Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften. Bei jedem siebten Dienstleister behindert der Mangel an geeignetem Fachpersonal die Innovationsaktivitäten. Das heißt die Einführung neuer Produkte oder Produktionsprozesse wird verzögert oder verhindert, was die Wettbewerbsfähigkeit erheblich beeinträchtigt. Die Bedeutung des Fachpersonalmangels hat sich dabei in den vergangenen zwei Jahren um 50 Prozent erhöht: Noch 1997 schränkte er nur bei jedem zehnten Unternehmen die Innovationsaktivitäten ein.

Dies zeigt die Innovationserhebung im Dienstleistungssektor, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, im Auftrag des Bundesministerium für Bildung und Forschung jährlich bei 2 500 Unternehmen im Dienstleistungssektor durchführt. Fachpersonalmangel führt demnach vor allem dazu, dass Projekte erst gar nicht begonnen werden. Doch selbst wenn sie in Angriff genommen werden, verlängert sich häufig durch das Fehlen von Fachkräften die Projektlaufzeit. Da am deutschen Arbeitsmarkt geeignet qualifizierte Fachkräfte nicht zu finden sind, scheitern auch dann Innovationen, wenn das Unternehmen über genügend finanzielle Mittel verfügt.

Gerade die wissensintensiven und innovativen Branchen EDV- und Telekommunikationsdienstleistungen sowie Banken und Versicherungen sind vom Mangel an Personal mit entsprechender Berufserfahrung (in der Regel Ingenieure, Informatiker und andere EDV-orientierte Berufe) überdurchschnittlich oft betroffen. Die Arbeitsnachfrage kann offensichtlich nicht gedeckt werden. Erwerbslose - beispielsweise aus dem Schiffs- oder Bergbau - können nur in Ausnahmefällen den Weg in Banken oder EDV-Dienstleistungsunternehmen finden. Das liegt nicht notwendigerweise an einer zu niedrigen, sondern an einer falschen Qualifikation möglicher Bewerber.

Der Mangel an Fachpersonal hat für die Wirtschafts- und Technologiepolitik, aber auch für die Bildungspolitik erhebliche Konsequenzen: Fachkräfte aus dem Ausland können die Probleme nur kurzfristig lindern. Mittel- und langfristig muss dafür gesorgt werden, dass in Deutschland selbst qualifizierter Nachwuchs bereit steht. Bereits in Schulen sind entsprechende Voraussetzungen zu schaffen, die den Schülern helfen, eine angemessene Berufswahl zu treffen. Mittelfristig kann durch die Schaffung neuer Berufsbilder in den IuK-Berufen Abhilfe geschaffen werden, aber auch die Ausbildungsinhalte in bestehenden Berufsbildern müssen vor diesem Hintergrund modifiziert werden. Nicht zuletzt sollte auch das wissenschaftliche Umfeld an Universitäten und Fachhochschulen weiter verbessert werden, um das Abwandern von Spitzenwissenschaftlern zu vermeiden und die Attraktivität des Forschungsstandorts Deutschland zu verbessern.

Ansprechpartner

Günther Ebling, E-Mail: ebling@zew.de