Dienstleister der Informationsgesellschaft - ZEW-IDI auf Höchststand

Forschung

Der ZEW-IDI, Stimmungsindikator für den Wirtschaftszweig Dienstleister der Informationsgesellschaft, klettert im zweiten Quartal 2005 auf einen Wert von 62,6 Punkten. Mit dieser deutlichen Steigerung gegenüber dem Vorquartalswert (55,4 Punkte) erreicht der Indikator seinen bisherigen Höchststand vom zweiten und dritten Quartal 2004.

Beide Teilindikatoren, aus denen sich der ZEW-IDI zusammensetzt, sind im zweiten Quartal 2005 im Vergleich zum Vorquartal gestiegen. Der Teilindikator für die aktuelle Geschäftslage legt um 3,7 Punkte zu und erreicht einen Wert von 57,4. Der Teilindikator, der die Geschäftserwartungen der Unternehmen widerspiegelt, steigt um 11,2 Punkte auf einen Wert von 68,4.

Dies ist Ergebnis einer Konjunkturumfrage bei Dienstleistern der Informationsgesellschaft, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, in Zusammenarbeit mit dem Verband der Vereine Creditreform, Neuss, im Juni und Juli 2005 durchgeführt hat. An der Umfrage beteiligten sich rund 1.000 Unternehmen. Der Wirtschaftszweig Dienstleister der Informationsgesellschaft setzt sich zusammen aus Informations- und Kommunikationstechnologie- (IKT-) Dienstleistern (Unternehmen der Branchen EDV-Dienste und -Vermietung, IKT-Fachhandel sowie Telekommunikationsdienste) und wissensintensiven Dienstleistern (Unternehmen der Branchen Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung, Unternehmensberatung, Architekturbüros, technische Beratung und Planung, Forschung und Entwicklung sowie Werbung).

Auch im zweiten Quartal 2005 ist bei den Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern der Saldo aus positiver und negativer Umsatzentwicklung mit etwa 63 Prozent am höchsten. Auch bei den Unternehmensberatern und den Unternehmen in der Forschung und Entwicklung überwiegt der Anteil der Unternehmen, die im zweiten Quartal 2005 gestiegene Umsätze melden, den Anteil der Unternehmen, deren Umsatz zurückgegangen ist, um mehr als 55 Prozent. Diese drei Branchen sind die einzigen im Wirtschaftszweig, die im zweiten Quartal 2005 einen positiven Saldo bei der Ertragsentwicklung vorweisen. Sie sindauch die einzigen, bei denen der Anteil der Unternehmen, die Personal eingestellt haben, den Anteil der Unternehmen, die Personal entlassen haben, überwiegt. Entsprechend ist es nicht verwunderlich, dass sich insbesondere diese drei Branchen durch ihre positiven Erwartungen für das dritte Quartal 2005 hervortun. Nur bei den Telekommunikationsdienstleistern ist der Saldo aus positiven und negativen Erwartung für die Umsatz- und Nachfrageentwicklung im dritten Quartal 2005 höher.

Die optimistischen Erwartungen der Architekten aus dem ersten Quartal 2005 für das zweite Quartal 2005 haben sich erfüllt. So ist in dieser Branche, die seit drei Quartalen bei der Umsatzentwicklung das Schlusslicht der neun befragten Branchen gebildet hat, im zweiten Quartal 2005 der Saldo der Umsatzentwicklung positiv. Grund hierfür ist vor allem der saisonale Aufschwung in der Bauwirtschaft. Dennoch sind die Architekten weiterhin die Branche mit dem höchsten Anteil an Unternehmen, die ihren Personalbestand im zweiten Quartal 2005 verringert haben.

Die EDV-Dienstleister, die in der Vergangenheit zu den konjunkturell stabilsten Branchen des Wirtschaftszweigs gezählt haben, waren im vierten Quartal 2004 und im ersten Quartal 2005 durch eine schlechte konjunkturelle Entwicklung aufgefallen. Im zweiten Quartal 2005 sind die Salden der Umsatz- und Nachfrageentwicklung nun wieder positiv. Auch die Erwartungen der Unternehmen für die nahe Zukunft sind vorsichtig optimistisch. Etwa 20 Prozent der EDV-Dienstleister und -Vermieter rechnen mit einem Anziehen der Nachfrage, der Rest geht von einer stabilen Auftragslage aus.

Die Arbeitsmarktlage im Wirtschaftszweig Dienstleister der Informationsgesellschaft hat sich im Branchendurchschnitt etwas entspannt. Etwa 21 Prozent der Unternehmen haben im zweiten Quartal 2005 Personal eingestellt. Etwa 24 Prozent der Unternehmen haben Personal entlassen. Der Saldo von -3 Prozent liegt etwa 13 Punkte über dem Wert des Vorquartals (-16,1) und leicht oberhalb dem Niveau des Vorjahresquartals (-5,3). Die Dienstleister der Informationsgesellschaft erwarten jedoch nicht, dass die momentane Verbesserung der Arbeitsmarktlage mehr bedeutet als die für das Frühjahr übliche Stabilisierung. Der Saldo aus positiven und negativen Erwartungen, was die Entwicklung der Beschäftigung im dritten Quartal 2005 angeht, beträgt -5 Prozent.

Die positive konjunkturelle Entwicklung im Wirtschaftszweig Dienstleister der Informationsgesellschaft wird auch im zweiten Quartal 2005 nur von den westdeutschen Unternehmen des Wirtschaftszweigs getragen. In Ostdeutschland entwickeln sich Umsatz Nachfrage und Ertrags weiterhin schlecht. Jedoch fallen die Salden weniger negativ aus als im ersten Quartal 2005. Auch der Saldo aus positiver und negativer Personalentwicklung hat sich bei den ostdeutschen Unternehmen im zweiten Quartal 2005 leicht verbessert. Dennoch überwiegt der Anteil der Unternehmen, die Personal entlassen haben, um 31 Prozent den Anteil der Unternehmen, die Personal eingestellt haben. Für das dritte Quartal 2005 rechnen etwa 34 Prozent der ostdeutschen Dienstleister der Informationsgesellschaft damit, dass sie Personal entlassen werden. Etwa 13 Prozent planen Neueinstellungen.

Zusatzinformation zum ZEW-IDI

Der ZEW-IDI wird aus den vier Komponenten Umsatzlage, Nachfragelage, Umsatzerwartungen und Nachfrageerwartungen (jeweils im Vergleich zum vorhergehenden beziehungsweise nachfolgenden Quartal) gebildet. Sie gehen jeweils mit gleichen Gewichten in die Berechnung ein. Umsatzlage und Nachfragelage bilden einen Teilindikator, der die Geschäftslage widerspiegelt. Umsatzerwartungen und Nachfrageerwartungen bilden einen Teilindikator, der die Geschäftserwartungen widerspiegelt. Das geometrische Mittel der Geschäftslage und der Geschäftserwartungen ergibt den Wert des ZEW-Indikators der Dienstleister der Informationsgesellschaft. Der Stimmungsindikator kann Werte von 0 bis 100 annehmen. Werte größer als 50 weisen auf eine Verbesserung der konjunkturellen Stimmung im Vergleich zum Vorquartal hin, Werte kleiner als 50 auf eine Verschlechterung im Vergleich zum Vorquartal.

Anmerkung zur Hochrechnung

Um die Repräsentativität der Analysen zu gewährleisten, rechnet das ZEW die Antworten der Umfrageteilnehmer mit dem Umsatzgewicht der Unternehmen am gesamten Wirtschaftszweig Dienstleister der Informationsgesellschaft hoch. Die Formulierung "Anteil der Unternehmen" reflektiert somit den "Umsatzanteil der Unternehmen".

Ansprechpartner

Jörg Ohnemus, Telefon: 0621/1235-354, E-Mail: ohnemus@zew.de 

Dr. Margit Vanberg, E-Mail: vanberg@zew.de