#ZEWPodcast: Auf die Plätze, fertig, los? So gelingt die Kitaplatzvergabe

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Thilo Klein zu Gast im ZEW-Podcast

Bei der Kitaplatzvergabe herrscht dringender Optimierungsbedarf. Aber wie kann die Zuteilung von Kitaplätzen schneller und fairer gestaltet werden? Anhand des Software-Tools KitaMatch macht Marktdesign-Experte Thilo Klein im ZEW-Podcast deutlich, dass Kitaplätze effizienter als bisher verteilt werden können.

Ab dem ersten Geburtstag haben Kinder in Deutschland eigentlich Anspruch auf einen Betreuungsplatz in einer Kita. Anspruch und Wirklichkeit gehen aber nicht immer zusammen: Für viele Eltern ist die Suche nach einem Kitaplatz zeitaufwendig und nervenaufreibend. Manche Kinder gehen auch erst mal leer aus. Bei der Kitaplatzvergabe herrscht dringender Optimierungsbedarf. Aber wie kann die Zuteilung von Kitaplätzen schneller und fairer gestaltet werden? Anhand des Software-Tools KitaMatch macht Marktdesign-Experte Thilo Klein im ZEW-Podcast deutlich, dass Kitaplätze effizienter als bisher verteilt werden können.

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„Es ist wichtig, dass wir einen funktionierenden Markt für die Kinderbetreuung haben“, sagt Prof. Dr. Thilo Klein, Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Marktdesign“, zu Beginn des Podcasts. Er stellt dem Soll- sogleich den Ist-Zustand gegenüber: „Das ist offensichtlich momentan nicht der Fall.“ Die Suche nach einem Kitaplatz übersetzt sich nämlich oft in lange Wartezeiten, die für die Eltern und die Arbeitgeber wiederum Unsicherheit bedeuten. Doch gerade vor dem Hintergrund des demographischen Wandels ist die Erwerbsbeteiligung von Eltern im Allgemeinen und von Frauen im Besonderen von hoher Wichtigkeit.

Wildwuchs bei Vergabeverfahren

Mit der Problematik eng verbunden ist ein regelrechter Wildwuchs an Vergabeverfahren. Denn: Die Planungsverantwortung für Plätze in Kindertageseinrichtungen obliegt den Kommunen. Beim sogenannten Windhundverfahren dürfen die Eltern zwar selbstständig Kitas angeben. Aber dabei können sie die angegebenen Einrichtungen nicht in eine, ihren Präferenzen entsprechende, Rangordnung bringen. „Das wirkt ein bisschen aus der Zeit gefallen“, bemerkt Klein, denn: „Ich gehe auch nicht zum Bäcker und lasse dann die Verkäuferin entscheiden, welche Brötchen sie für mich einpackt.“ Die Möglichkeit der Rangfolgenbildung ist beim sogenannten Boston-Verfahren wiederum zwar gegeben. Doch auch dieses Verfahren hat ein entscheidendes Manko. Häufig geben Eltern nicht ihre Wunschkita auf Platz eins an, sondern eine weniger beliebte Kita – weil sie ansonsten riskieren überhaupt keinen Platz zu erhalten. Die bisher am häufigsten genutzten Verfahren sind also nicht optimal.

KitaMatch löst Ungerechtigkeiten auf

In den Bereichen Schul- und Studienplatzvergabe gibt es mit dem Gale-Shapley Algorithmus bereits ein bewährtes Verfahren, das die benannten Probleme umgeht. Für die Kitaplatzvergabe wird dieses Verfahren jedoch nicht eingesetzt. „Es gibt ein starkes Bedürfnis der Einrichtungen nach Trägerautonomie“, sagt Klein und verweist dabei auf die Präferenz der Kindertagesstätten, selbst zu entscheiden, wen sie zulassen. Die Herausforderung für Klein und seine Kollegen bestand also darin, „ein Verfahren zu konstruieren, das eine Kompromisslösung ermöglicht.“ Das Ergebnis ist das Software-Programm KitaMatch. Zunächst reichen Eltern bei der Kommune eine Liste der annehmbaren Kitas – geordnet nach ihren Präferenzen – ein. Die Kommune erstellt auf dieser Basis Ranglisten, nach denen die Eltern Platzangebote erhalten sollen. An einem nachfolgenden „Matching Day“ treffen sich die Leitungen der Kitas, um die Plätze dann intern zu vergeben. Die tatsächliche Zu- bzw. Absage an die Eltern erfolgt im Anschluss. Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, dass die Kitas die Ranglisten jederzeit anpassen können. KitaMatch wurde bereits in mehreren Kommunen erfolgreich implementiert. „Das heißt aber auch, dass in den übrigen 80 Großstädten noch immer suboptimale Verfahren verwendet werden“, stellt Klein abschließend fest.