ZEW-Präsident Wolfgang Franz zum Thema "Energiesparen"

Standpunkt

Es vergeht praktisch keine Woche, in der angesichts gestiegener Energiepreise nicht ein neuer Vorschlag zur Entlastung der Betroffenen vorgelegt wird. Mal sind es Subventionen beim Kauf energiesparender Kühlschränke. Mal ist es eine zusätzliche Pauschale für Empfänger von Wohngeld, welches ohnehin demnächst drastisch angehoben wird. Mal sind es günstige Kredite für umweltfreundliche Autos, weil Geringverdiener oft die ältesten Autos fahren würden. Mal sollen weitere Gebäudesanierungsmaßnahmen staatlicherseits gefördert werden. Und so wird es weiter gehen. Der Phantasie sind nur weite Grenzen gesetzt. Allein die Liste anderer subventionsfähiger Elektrogeräte ist lang, bis hin zu elektrischen Zahnbürsten, deren Kauf außerdem das Herz der Gesundheitspolitiker höher schlagen lässt.

Wenn es um den Haushaltssektor geht, lohnt ein Blick auf die Potenziale, die im Energiesparen vermutet werden. Die Zahlen dürften für Ernüchterung sorgen. Rund drei Viertel des Energieverbrauchs des Haushaltssektors entfielen im Jahr 2006 auf die Raumwärmenutzung und etwa 12 v.H. auf die Warmwasserbereitstellung. Mechanische Energie wie Kühlen und Gefrieren landet mit etwa acht v.H. weit abgeschlagen, allerdings noch vor Beleuchtung (1,5 v.H.). Nur mal so. Sollte sich die Energiesubventionspolitik also des Wohnungsmarkts bemächtigen? Gemach, selbst wenn es parteipolitisch noch so verlockend sein mag, weil jeder Wähler irgendwo wohnt. Jedoch bewirken hohe Energiepreise genau das Verhalten, welches allseits gefordert wird: Energiesparen nämlich. Wer im Winter in einer entsprechend beheizten Wohnung barfuss und im T-Shirt herumlaufen möchte, muss dafür kräftig in die Tasche greifen. Wer das nicht kann oder will, wird sich eben warmer Pantoffel und eines Pullovers bedienen und obendrein die Standby-Funktion seines Fernsehers ausschalten. So sorgt schon der Markt für ein gerüttelt Maß an Energiesparen und zwar in allen Bereichen einschließlich des Automobilsektors. Diesen Marktmechanismus durch eine Subventionierung der Energiekosten zu beeinträchtigen, führt in die Irre, weil er das Gegenteil bewirken kann; nämlich dass die Kostensenkung wieder Anreize zu höherem Energieverbrauch bietet ("Rebound Effekt"). Außerdem besteht die Gefahr, dass die Subventionen nicht voll bei den Verbrauchern ankommen, sei es weil die Produzenten eine Direktsubvention an die Käufer von Kühlschränken zu Preiserhöhungen ausnutzen, sei es, dass an Unternehmen gezahlte Subventionen nicht voll im Preis weitergegeben werden. Wie auch immer, wollte der Staat das verhindern, entstünde ein beachtlicher Kontrollaufwand. Die ökonomische Erkenntnis, dass Preise als Knappheitsindikatoren zu verstehen sind, kann nicht deutlich genug hervorgehoben werden. Emissionszertifikate setzen solche Preise und mithin ist der Emissionszertifikatehandel das geeignete Instrument, insbesondere vor dem Hintergrund des Klimaschutzes. Deshalb bringen isoliert gesehen auch energiesparende Glühlampen nichts. Die damit gewonnene CO2- Reduktion, so gering sie ohnehin ist, verpufft, weil das gegebene Emissionsvolumen nur zwischen unterschiedlichen Verwendungsformen umverteilt wird. Allemal ist es besser, an der Höhe des Emissionsvolumens unter Beachtung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit anzusetzen und die Marktteilnehmer über die Verwendung entscheiden zu lassen. Die Preise für Energie ebenso wie für Nahrungsmittel unterliegen weitgehend den Entwicklungen auf den Weltmärkten. Die nationale Wirtschaftspolitik kann den gebeutelten Verbrauchern wenig helfen. Sie kann auf mehr Transparenz bei den Kosten der Energienutzung hinwirken, beispielsweise mit Hilfe von Energieverbrauchsausweisen, wie sie das auf dem Wohnungsmarkt mit Beginn dieses Jahres bereits in Angriff genommen hat. Wenn sie unteren Einkommensschichten helfen will, dann am ehesten mit vom Energieverbrauch unabhängigen Transfers, aber nicht mit "Sozialtarifen" beim Stromverbrauch. Der Rebound Effekt lässt sonst grüßen.