Experten/-innen passen Prognosen vorerst nicht nach oben an

Die Erwartungen der Experten/-innen für Deutschland bleiben vorerst gleich, trotz einer leichten Erholung der deutschen Wirtschaft.

Die Expertinnen und Experten für Konjunktur erwarten trotz positivem Wirtschaftswachstum im ersten Quartal 2024 vorerst keine schnellere Erholung der deutschen Wirtschaft. Eine umfassendere Erholung wird weiterhin erst für das Jahr 2025 prognostiziert. Ähnlich ist die Situation für die Eurozone: Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung mehren sich, ein stärkeres Wachstum wird jedoch erst 2025 erwartet. Die Inflationsraten stabilisieren sich in beiden Regionen auf niedrigem Niveau. Zinsschritte werden von den Experten/-innen noch in diesem Jahr erwartet. Somit deutet die Entwicklung auf eine langsame, aber stetige Erholung hin. Das zeigen die Konjunkturtableaus von ZEW Mannheim und Börsen-Zeitung.

Die deutsche Wirtschaft atmet auf. Nachdem die Quartalswachstumszahlen des realen BIP in Deutschland im vierten Quartal 2023 noch bei minus 0,5 Prozent lagen, wuchs die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal 2024 etwas überraschend um 0,2 Prozent gegenüber dem Vormonat. Die Gefahr einer anhaltenden Rezession scheint somit fürs Erste gebannt. Diese positiven Nachrichten schlagen sich jedoch aktuell noch nicht in den Erwartungen der Expertinnen und Experten nieder. Für das aktuelle Jahr prognostizieren diese einen Anstieg des deutschen BIP in Höhe von 0,1 Prozent. Die Prognose für 2024 ist somit unverändert gegenüber dem Wert aus April. Die Spannweite der individuellen Wachstumserwartungen sinkt minimal um 0,1 Prozentpunkte auf einen Wert von 1,2 Prozentpunkten. Mit einem Wert von 1,2 Prozent ist die Wachstumsprognose für das Jahr 2025 ebenfalls unverändert gegenüber dem Vormonat und liegt weiterhin über der Erwartung für 2024. Bei der Bewertung der geringen Veränderungen der Wachstumserwartungen ist jedoch zu beachten, dass die aktuellen BIP-Zahlen erst kurz vor Redaktionsschluss veröffentlicht wurden (am 30. April) und die Mehrheit der Expertinnen und Experten ihre Wachstumsprognosen zu diesem Zeitpunkt bereits veröffentlicht hatte.

Wirtschaftliche Erholung der Eurozone

Die Erwartungen für die Eurozone sind ähnlich derer für Deutschland: Die Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung mehren sich, ein stärkeres Wachstum wird jedoch erst 2025 erwartet.

Die Quartalswachstumszahlen für das Eurogebiet werden mit 0,1 Prozent im vierten Quartal 2023 und 0,3 Prozent im ersten Quartal 2024 angegeben. Somit mehren sich auch in Bezug auf die gesamte Eurozone die Anzeichen für eine wirtschaftliche Erholung. Ähnlich wie für Deutschland sind die Wachstumserwartungen für das Jahr 2024 unverändert. Die Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass die Wirtschaftsleistung in der Eurozone um 0,7 Prozent wachsen wird. Für das Jahr 2025 wird weiterhin ein Wirtschaftswachstum in Höhe von 1,5 Prozent erwartet. Es wird demnach immer noch davon ausgegangen, dass die wirtschaftliche Erholung in Deutschland etwas geringer ausfallen wird als im Rest der Eurozone.

Inflationsraten bleiben stabil

Die Inflationsraten in Deutschland und dem Eurogebiet scheinen sich auf niedrigem Niveau zu stabilisieren. Die Inflationsraten im April liegen bei 2,2 Prozent für Deutschland und 2,4 Prozent für das Eurogebiet. Beide Werte sind unverändert gegenüber dem Vormonat. Auf Sicht des gesamten Jahres 2024 werden Inflationsraten in Höhe von 2,5 Prozent (Deutschland) bzw. 2,4 Prozent (Eurogebiet) erwartet. In beiden Fällen liegen die Erwartungen somit 0,1 Prozentpunkte unter den Werten aus April und recht nahe an den aktuell beobachteten Inflationsraten. Die prognostizierten Inflationsraten für das Jahr 2025 haben sich ebenfalls nicht verändert und werden mit 2,2 Prozent für Deutschland bzw. 2,1 Prozent für das Eurogebiet angegeben. Die geringen Veränderungen bei den Inflationserwartungen bekräftigen den Eindruck einer zunehmenden Stabilisierung bei den Teuerungsraten.

Erwartung von Zinsschritten noch in diesem Jahr

Die Expertinnen und Experten revidieren ihre geldpolitischen Erwartungen auf Sicht von drei Monaten deutlich. Die Erwartungen an die kurzfristigen Zinsen sinken gegenüber April um 0,4 Prozentpunkte auf einen neuen Wert von 3,3 Punkten. Somit scheinen die Expertinnen und Experten von mehreren Zinsschritten noch im aktuellen Jahr auszugehen. Die Erwartung für das Jahr 2025 liegt hingegen unverändert bei einem Wert von 2,7 Punkten. Für das kommende Jahr werden somit weitere Zinssenkungen prognostiziert.

Konjunkturtableaus von ZEW und Börsen-Zeitung

In Kooperation mit der Börsen-Zeitung veröffentlicht das ZEW seit dem Jahr 2013 monatlich Konjunkturtableaus für Deutschland und die Eurozone mit volkswirtschaftlichen Kennzahlen und Prognosen. Zahlreiche Banken und Institute veröffentlichen in unterschiedlichen Abständen Berichte über die aktuelle und voraussichtliche wirtschaftliche Lage. Aus diesen Publikationen werden die für das Tableau relevanten Informationen herausgefiltert und der Median, das Minimum und das Maximum aus den Prognosen für das jeweils laufende und dessen Folgejahr berechnet.

Die monatlich veröffentlichten Konjunkturtableaus zeigen die aktuellen Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP), die Verwendungskomponenten des BIP, Verbraucherpreise, Industrieproduktion, Arbeitslosenquote und lang- und kurzfristige Zinsen sowie Zinsdifferenzen. Der Fokus liegt auf nationalen Informationsquellen, allerdings ergänzen die Prognosen einiger internationaler Banken und Institute die Datenbasis des Tableaus. Das Tableau für den Euroraum wird zudem noch mit Daten von europäischen Banken und Instituten erweitert.