Energiepolitik: Das große Ganze im Blick behalten!

Forschung

Die Energiepolitik muss verschiedene Ziele wie Sicherheit, Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit gleichzeitig erreichen. Mit wenigen Kennzahlen kann ein Eindruck darüber vermittelt werden, in wieweit das gelingt. Sie können die Untersuchung einzelner Maßnahmen sinnvoll ergänzen. Es braucht jedoch ein transparentes und nachvollziehbares Konzept, nach dem diese Zahlen ausgewählt werden. Oft fehlen zudem Daten oder es müssen neue Indikatoren entwickelt werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag mehrerer Verbände unter dem Dach des Bundesverbands der Deutschen Industrie e.V. (BDI).

"Die Energiepolitik muss Sicherheit, Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit der Energieversorgung gleichzeitig im Auge behalten. Nur so kann Erfolg und Akzeptanz der Energiepolitik sichergestellt werden", sagt Prof. Dr. Andreas Löschel, Leiter des Forschungsbereichs "Umwelt- und Ressourcenökonomik, Umweltmanagement" am ZEW. "In diesem Projekt haben wir daher versucht, einen transparenten und nachvollziehbaren Ansatz zu entwickeln, mit dem geeignete Indikatoren zur energiepolitischen Zielerreichung ausgewählt werden können."

Das Konzept geht von den Zielen Sicherheit, Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit der Energieversorgung aus. Jedes Ziel hat verschiedene Aspekte, in das es aufgegliedert wird. Die Sicherheit der Energieversorgung wird entlang der Lieferkette gemessen. Dazu gehören die Abhängigkeit von Importen, Preis- und Netzsicherheit oder die Flexibilität der Nachfrage. Die Umweltverträglichkeit ist ein in sich vielgestaltiges Ziel. Insgesamt zehn relevante Dimensionen wurden herausgearbeitet, wie Klimawandel, Versauerung von Böden und Meeren, Feinstaub oder der Verbrauch von Ressourcen. Zur Messung der Wirtschaftlichkeit wird überprüft, wie gut die Bedingungen erfüllt sind, die eine wirtschaftliche Energieversorgung gewährleisten. Es soll abgebildet werden, ob Wettbewerb auf Energiemärkten herrscht, ob externe Effekte internalisiert werden, ob Informationen verfügbar sind und wie groß die Kosten energiepolitischer Markteingriffe sind.

Auch nach der Auswertung von über einhundert potenziellen Maßzahlen zeigt sich weiterer Forschungsbedarf. So müssen zum Beispiel bessere Indikatoren zu politischen Versorgungsrisiken und zur Spannungsqualität im Stromnetz entwickelt werden. An vielen Stellen sind Datenlücken zu schließen, vor allem im Bereich der Umweltverträglichkeit. Das gilt für Emissionen in Boden und Wasser sowie für den Verbrauch von Ressourcen und die Nutzung von Land. Die größten Herausforderungen tauchen auf, wenn die Wirtschaftlichkeit der Energieversorgung gemessen werden soll: Einerseits fehlen ausgereifte und unumstrittene Zahlen für externe Effekte. Andererseits müssen bessere Indikatoren für Regulierungskosten erhoben werden. Diese Dimension umfasst die gesamtwirtschaftlichen Kosten der Regulierung von Bürokratiekosten bis hin zu Verlusten an internationaler Wettbewerbsfähigkeit.

"Auf Basis unseres Konzepts können wir einige Indikatoren vorschlagen, die ein informatives Bild der energiepolitischen Zielerreichung zeichnen. Mehr noch haben wir auf Lücken und Schwachstellen hinweisen können. Diese Probleme müssen gelöst werden, um unser Indikatorenkonzept in der Praxis umsetzen zu können", erklärt Andreas Löschel. "Auch stößt man rasch an Grenzen, wenn man Energiepolitik allein mit Indikatoren bewerten will. Dies macht, neben der Messung der Zielerreichung, die zusätzliche Evaluation energiepolitischer Maßnahmen so wichtig."

Ansprechpartner

Prof. Dr. Andreas Löschel
Tel:  +49 (0)621 1235-200
E-Mail: loeschel@zew.de