Bankenstresstest in Europa - Eigenkapitalausstattung ist nach wie vor zu gering

Forschung

Bevor die Europäische Zentralbank (EZB) Ende 2014 die zentrale Aufsicht über die führenden Banken im Euroraum übernimmt, unterzieht sie diese einem Stresstest. Dabei wird die finanzielle Solidität der Geldhäuser überprüft. Eine viel diskutierte Frage ist in diesem Zusammenhang, inwieweit die Banken, die dem Stresstest unterzogen werden, bereits im Vorfeld auf eine möglicherweise zu geringe Eigenkapitalausstattung reagiert haben. Eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim, ist dieser Frage nachgegangen und hat hierzu die Bilanzen der Jahre 2012 und 2013 betroffener Institute verglichen.

Die Studie kommt zu folgenden Ergebnissen:

  1. Die Kapitalisierung der Banken in der Eurozone hat sich im Laufe des Jahres 2013 gegenüber dem Vorjahr gemessen an den Eigenkapitalquoten verbessert, aber im Status quo (Stand Ende 2013) sind einige Banken immer noch unterkapitalisiert.
  2. Gemessen am absoluten Betrag des Eigenkapitals der Banken hat sich die Solidität des Bankensystems nicht verbessert. Vor allem die Großbanken haben im vergangenen Jahr Eigenkapital abgebaut, anstatt es zu erhöhen, um durchschnittlich knapp vier Prozent. Sie haben ihre Kapitalquoten dadurch verbessert, dass sie ihre Bilanzsummen noch schneller haben schrumpfen lassen als das Eigenkapital, nämlich um durchschnittlich knapp zehn Prozent. Eigentlich wäre es wünschenswert, dass diese Banken absolut gesehen mehr Eigenkapital bildeten statt es zu reduzieren.
  3. Die größte Gefahr für die Bankenstabilität in der Eurozone wäre ein Kurseinbruch an den Finanzmärkten. Schon ein relativ moderater Kurseinbruch in Höhe von zehn Prozent würde nach den Berechnungen der ZEW-Studie zu einer Kapitallücke von 154 Milliarden Euro führen, gemessen an einer risikogewichteten Eigenkapitalquote von acht Prozent, wie sie die EZB von Europas größten Banken fordert. Bei einer Anforderung von 5,5 Prozent würde die Kapitallücke immer noch 58 Milliarden Euro betragen. Davon würden 33 Milliarden Euro auf Frankreich entfallen und immerhin 14,4 Milliarden Euro auf Deutschland. Nimmt man eine Leverage Ratio, bei der das Eigenkapital einer Bank ins Verhältnis zu ihrer gesamten Bilanzsumme gesetzt wird, als Maßstab, dann wäre bei einer Leverage Ratio von drei Prozent die Kapitallücke bei diesem Stresstest in Deutschland am höchsten (66 Milliarden Euro).
  4. Es ist problematisch, dass sich beim Leverage Ratio in vielen Szenarien größere Kapitallücken finden, weil das Leverage Ratio nach vorliegenden Untersuchungen ein besserer Indikator für die Fragilität von Banken ist als die risikogewichtete Kapitalquote.

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Prof. Dr. Clemens Fuest, Telefon 0621/1235-100, E-Mail fuest@zew.de