Rückzug der Korrespondenzbanken bremst europäische Schwellenländer aus

Forschung

Welthandel und Finanzkriminalität

Nicht alle Länder Osteuropas sind gleichermaßen vom Rückzug der Korrespondenzbanken betroffen.

Europäische Schwellenländer können sich weniger am Welthandel beteiligen seit sich Korrespondenzbanken zurückziehen. Grund hierfür ist eine stärkere Strafverfolgung von Finanzkriminalität durch die US-Behörden. Das Fehlen von Banken, die Handelsfinanzierungen anbieten und grenzüberschreitende Zahlungen vom Importeur an den Exporteur abwickeln, erschwert den Handel mit und für diese Länder deutlich. Das zeigt eine aktuelle Studie des ZEW Mannheim auf Basis von Daten aus 17 osteuropäischen Schwellenländern, dem sogenannten Emerging Europe.

Demnach lag die Anzahl von Korrespondenzbanken in Emerging Europe im Jahr 2016 um 14,4 Prozent niedriger als noch 2011. Hinter dem Durchschnittswert steckt jedoch ein differenzierteres Bild: Während sich die Zahl der Korrespondenzbanken in Bulgarien, Tschechien, Ungarn und der Slowakei kaum veränderte, war der Rückgang in Ländern wie Lettland und Moldawien mit 14 und 56 Prozent erheblich stärker ausgeprägt.

Allgemeine Dokumente

ZEW policy brief „How the Withdrawal of Global Correspondent Banks Hurts Emerging Europe“ in englischer Sprache

Exportwachstum nimmt ab

Der Rückzug der Korrespondenzbanken beeinflusst neben weiteren Faktoren die Exporte von Emerging Europe.

Jene Länder, in denen die Zahl der Korrespondenzbanken stark abnahm, hatten auch größere wirtschaftliche Einbußen. „Hier lag die Wachstumsrate der Exporte um durchschnittlich sechs bis acht Prozentpunkte niedriger als in Ländern, aus denen sich Korrespondenzbanken kaum zurückgezogen hatten“, sagt ZEW-Bankenexpertin Dr. Karolin Kirschenmann. Wie die ZEW-Studie ebenfalls zeigt, spielt in diesem Zusammenhang auch die geografische Lage eine Rolle. So ging das Exportwachstum in den Ländern am stärksten zurück, die am weitesten von ihren Handelspartnern entfernt liegen. Über größere Entfernungen hinweg ist es demnach schwieriger, Korrespondenzbankbeziehungen aufzubauen und zu erhalten.

Eine ergänzende ZEW-Umfrage unter 131 Banken aus 28 Ländern bestätigt die negativen wirtschaftlichen Konsequenzen für die Länder des Emerging Europe. Der Zugang zu Diensten von Korrespondenzbanken wurde für ausländische Banken erschwert, seit die US-Regierung die Verfolgung von Finanzkriminalität in Zusammenhang mit Geldwäsche und Terrorfinanzierung im Jahr 2014 deutlich verstärkt hat, erläutert Kirschenmann: „Während 2013 lediglich sieben Prozent der befragten Banken von Problemen beim Zugang zum US-Zahlungssystem berichteten, stieg dieser Anteil bis 2019 auf 26 Prozent.“

Die Umfrage weist auch darauf hin, dass sich die Zusammensetzung der Korrespondenzbanken in den vergangenen Jahren geändert hat. Machten US-amerikanische und deutsche Banken 2013 noch 75 Prozent aller Korrespondenzbanken aus, lag der Anteil dieser beiden Staaten 2019 bei nunmehr 54 Prozent. Laut den Umfrageergebnissen sind vor allem Korrespondenzbanken aus Russland und Österreich auf dem Vormarsch.

Zu Korrespondenzbanken und zur ZEW-Studie

Korrespondenzbanken dienen als Schmierstoff für den internationalen Handel. Gerade für Exporte in und Importe aus Randlagen der Weltwirtschaft sind sie besonders wichtig, wickeln sie doch Transaktionen für Unternehmen ab, deren Hausbank dort keine Filiale hat. Besonders gilt dies für Schwellenländer. Außerdem bieten Korrespondenzbanken Produkte zur Handelsfinanzierung an.

Das ZEW-Wissenschaftsteam hat nun erstmals empirisch untersucht, wie sich der Rückzug der Korrespondenzbanken auf die Wirtschaft und Exporte der betroffenen Länder auswirkt. Die Studie verwendet dazu Daten aus den 17 osteuropäischen Schwellenländern Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Estland, Georgien, Kroatien, Lettland, Litauen, Moldawien, Montenegro, Nordmazedonien, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn.

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