ZEW-Konjunkturerwartungen - Deutliche Ernüchterung unter den Finanzmarktexperten

ZEW-Konjunkturerwartungen

Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland sind im Juli 2006 deutlich um 22,7 Punkte gefallen. Der Indikator steht nun bei 15,1 Punkten nach 37,8 Punkten im Juni. Damit liegt er weit unter seinem historischen Mittelwert von 35,2 Punkten.

Die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland ist derzeit erheblichen Risiken ausgesetzt. Sie wird insbesondere von dem rapide angestiegenen Ölpreis belastet. Zudem dürfte der Export in den kommenden sechs Monaten durch ein sich abschwächendes Wachstum der US-amerikanischen Wirtschaft bei einem starken Euro in Mitleidenschaft gezogen werden. Dass die Binnennachfrage diese dämpfenden Wirkungen auf die Konjunktur auffangen kann, ist angesichts der bevorstehenden steuerlichen Belastungen der Bürger ab Januar 2007 unwahrscheinlich. Letztere schlagen sich erstmals in dem sechsmonatigen Erwartungshorizont der Finanzmarktexperten nieder.

"Der erneute Rückgang des Indikators ist ein deutliches Zeichen, dass die bisherige Reformpolitik den Erwartungen nicht gerecht werden konnte. Insgesamt werden die Bürger mit neuen Belastungen konfrontiert, ohne dass Reformerfolge erkennbar sind, geschweige denn umgesetzt wurden. Es bleibt zu hoffen, dass sich die mangelnde Reformfähigkeit der Regierung nicht nachhaltig auf das Investitionsklima auswirkt", kommentiert ZEW-Präsident Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Franz.

Nach einer sehr günstigen Entwicklung der Industrieproduktion bewerten die befragten Finanzmarktexperten die aktuelle Konjunktursituation in Deutschland auch in diesem Monat besser. Der Indikator für die aktuelle konjunkturelle Lage steigt von 11,9 Punkten im Juni auf aktuell 23,3 Punkte.

Die Konjunkturerwartungen für die Eurozone verschlechtern sich im Juli ebenfalls deutlich. Der Euro-Indikator verliert 19,2 Punkte gegenüber dem Vormonat und liegt nun bei 18,1 Punkten. Der Indikator für die aktuelle Konjunkturlage im Euroraum verbessert sich in diesem Monat. Er steigt um 10,4 Punkte und steht nun bei 25,9 Punkten.

An der Umfrage im Rahmen des ZEW-Finanzmarkttests des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) vom 26. Juni bis zum 17. Juli 2006 haben sich 293 Analysten und institutionelle Anleger beteiligt. Sie wurden nach ihren mittelfristigen Erwartungen bezüglich der Konjunktur- und Kapitalmarktentwicklung befragt. Der Indikator Konjunkturerwartungen gibt die Differenz der positiven und negativen Einschätzungen für die zukünftige Wirtschaftsentwicklung auf Sicht von sechs Monaten in Deutschland wieder. Die horizontale Linie kennzeichnet den historischen Mittelwert der ZEW-Konjunkturerwartungen.

Ansprechpartner

Dr. Sandra Schmidt, E-Mail: s.schmidt@zew.de  

Matthias Köhler, E-Mail: koehler@zew.de