ZEW-Prognosetest Januar 2008 - Banken erwarten leichten Zinsrückgang, kein Aufwärtspotenzial bei den Aktienmärkten

Forschung

Nach Einschätzung führender Finanzmarktanalysten von insgesamt 18 Banken, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) vierteljährlich befragt, werden die Zinsen im Euro-Raum innerhalb der nächsten Monate leicht fallen. Für die deutschen und europäischen Aktienmärkte erwarten sie keine großen Veränderungen.

Für die kurzfristigen Zinsen (3-Monats-Euribor) prognostizieren die Experten bis März einen durchschnittlichen Rückgang um 36 Basispunkte auf 4,40 Prozent. Bei den langfristigen Zinsen gehen sie von einem geringeren Rückgang um 17 Basispunkte auf 4,17 Prozent aus. Auf Sicht von sechs Monaten werden die kurz- bzw. langfristigen Zinsen nach Meinung der Analysten durchschnittlich auf 4,22 Prozent bzw. 4,23 Prozent fallen.

Für die deutschen und europäischen Aktienmärkte erwarten die befragten Experten bis zur Jahresmitte geringes Aufwärtspotenzial. Bei einer Ausgangsbasis vom 27. Dezember 2007 von 8.039 Punkten prognostizieren die Institute bis Ende März 2008 einen leichten Rückgang des Dax auf 7.925 Punkte. Der DJ Stoxx 50 wird nach durchschnittlicher Einschätzung auf 3.720 Punkte leicht steigen, der TecDax wird in 3 Monaten unverändert bei 970 Punkten notieren. "Die Auswirkungen der Kreditkrise und die Korrektur des US-Immobilienmarktes sind die Gründe dafür, dass die Institute dem Dax für die kommenden Monate kein großes Aufwärtspotenzial zutrauen", kommentiert Gunnar Lang vom ZEW-Forschungsbereich "Internationale Finanzmärkte und Finanzmanagement". Zur Jahresmitte erwarten zwölf Banken für den Dax einen Punktestand von mehr als 8.000 Punkten. Im Durchschnitt sehen sie den Dax bei 8.166 Punkten, den DJ Stoxx 50 bei 3.845 Punkten und den TecDax bei 1.026 Punkten. Insgesamt prognostiziert der Großteil der Banken vergleichbare Werte. Die Spannweite der Prognosen reichen beim Dax von 7.650 (Landesbank Berlin, Nord LB) bis zu 8.800 Punkten (Commerzbank).

Für den US-Dollar/Euro-Wechselkurs sagen die Experten ebenfalls nur geringe Veränderungen voraus. Im März 2008 erwarten die befragten Banken im Mittel einen Wechselkurs von 1,472 US-Dollar je Euro. Auf Sechsmonatssicht rechnen sie mit einem leichten Rückgang des Wechselkurses auf 1,44 US-Dollar je Euro.

Die Auswertung der Prognosegüte aller zwischen Juni 2001 und Dezember 2007 abgegebenen Drei- und Sechs-Monats-Prognosen der 17 Banken ergibt ein gemischtes Bild. In der Gesamtwertung bleibt die Benchmark ungeschlagen. Als Benchmark dient für Wechselkurse und Zinsen der Wert vor drei bzw. sechs Monaten sowie für Aktien die Fortschreibung mit dem langfristigen Trend. Vor allem bei den Voraussagen für die kurzfristigen Zinsen, aber auch bei der Prognose des US-Dollar/Euro-Wechselkurses haben die Banken jedoch weitestgehend richtig gelegen. Mehrere Institute haben bei diesen Teilfragen bessere Prognosen als die Benchmark getroffen. Auffallend ist, dass sich die durchschnittlichen Prognosen der Aktienmärkte auf Drei- sowie auf Sechsmonatssicht als sehr genau erwiesen haben. Im Gesamtranking behauptete die Dresdner Bank ihren ersten Rang, gefolgt von Commerzbank, Bayern LB und Dekabank.

Bei der Auswertung der Richtungsprognosen für den gleichen Zeitraum zeigt sich ebenfalls, dass die Prognosegüte besonders für die kurzfristigen Zinsen vergleichsweise hoch ist. Aber auch für die Aktienindizes und den US-Dollar/Euro-Wechselkurs haben die Banken die Richtung der Veränderung häufiger richtig als falsch prognostiziert. Im aktuellen Prognosetest führt die Commerzbank das Gesamtranking der besten Richtungs-Prognostiker an, gefolgt von Bayern LB, Hamburger Sparkasse, Dresdner Bank und Sal. Oppenheim.

Daneben hat das ZEW zum vierten Mal eine gesonderte Auswertung der Prognosen seit September 2005 durchgeführt. Dabei zeigt sich erneut eine deutlich verbesserte Prognosegüte der deutschen Banken bei allen Kapitalmarktgrößen. Die Benchmark wurde wieder in allen Teilfragen geschlagen. Besonders auffällig ist die hohe Treffgenauigkeit bei der Prognose der Aktienindizes, die in der Langfristbetrachtung nicht gegeben ist. Die Dresdner Bank liegt im Gesamtranking für diesen Zeitraum bei den Punktprognosen vorne, gefolgt von DZ-Bank, Bayern LB, Commerzbank und West LB. Das Gesamtranking der besten Richtungs-Prognostiker führt die Dresdner Bank an, dicht gefolgt von der Deutschen Postbank, Commerzbank, Hamburger Sparkasse und BHF Bank.

Ansprechpartner

Dr. Gunnar Lang, Telefon: 0621/1235-372, E-Mail: lang@zew.de