ZEW-CS Finanzmarkttest für die Schweiz - Konjunkturerwartungen für die Schweiz nehmen deutlich ab

Konjunkturindikator Schweiz

Der Finanzmarkttest des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und der Credit Suisse (CS) zeigt, dass die Konjunkturerwartungen im Februar deutlich gesunken sind. Der ZEW-CS-Indikator der Konjunkturerwartungen ist um 22,8 Punkte auf einen Stand von -55,6 Punkte gesunken. Auch die Einschätzung der gegenwärtigen Situation nahm auf hohem Niveau ab und erreichte im Februar 72,2 Punkte (-13,3 Punkte im Vergleich zum Vormonat).

Die Inflationserwartungen für die kommenden sechs Monate sind ebenfalls deutlich gefallen, und der Index sank von 54,5 auf 26,4 Punkte. Gleichzeitig erwartet fast die Hälfte der Finanzmarktexperten einen tieferen Ölpreis auf eine Frist von sechs Monaten. Immer noch rechnet die Mehrheit der Teilnehmer (61,1 Prozent) im kommenden Halbjahr mit einem unveränderten Niveau der kurzfristigen Zinsen. Weil gleichzeitig aber mehr Umfrageteilnehmer ein tieferes Zinsniveau erwarten und weniger Teilnehmer von einem Zinsanstieg ausgehen, sinkt der Saldo des Index um 49,5 Punkte auf ein Niveau von -20,4 Punkten.

Die Konjunkturerwartungen für die Schweiz für die kommenden sechs Monate sind im Februar deutlich gesunken. Keiner der befragten Finanzmarktexperten hält demnach eine Verbesserung der Konjunktur in den nächsten sechs Monaten für wahrscheinlich. Der Anteil der Experten, die in den nächsten sechs Monaten eine Verschlechterung der aktuellen Konjunktur erwarten, ist um 19,2 Prozent auf 55,6 Prozent gestiegen. Der ZEW Credit Suisse Indikator der Konjunkturerwartungen ist damit auf -55,6 Punkte gesunken (-32,7 Punkte im Vormonat).

Die positive Wahrnehmung der aktuellen Schweizer Konjunktur setzt sich indessen auch in diesem Monat fort. Eine Mehrheit von 72,2 Prozent der Experten stuft die aktuelle Konjunktur in der Schweiz als gut ein. Allerdings ist der Anteil der Experten, die die aktuelle Wirtschaftslage als normal einstufen, um 13,2 Prozent gestiegen. Keiner der befragten Finanzexperten stuft die aktuelle Konjunktur als schlecht ein. Der Index der aktuellen Konjunkturlage ist damit von 85,5 im vergangenen Januar auf 72,2 Punkte gesunken.

Nach Rekordständen im Januar sind die Energiepreise wieder etwas gesunken. Damit dürfte sich der Einfluss des Ölpreises als Treiber für die Inflation tendenziell verringern. Von den befragten Finanzmarktexperten erwarten lediglich noch 39,6 Prozent, dass die Inflationsrate im kommenden Halbjahr steigen wird. Im Januar waren es noch 60,0 Prozent. Im Februar ist der Saldo der Inflationserwartungen um 28,1 Punkte auf 26,4 Punkte gefallen.

Die internationalen Börsen haben im vergangenen Monat ihre Abwärtstendenz fortgesetzt, und auch der Swiss Market Index (SMI) musste deutliche Verluste hinnehmen. Von den Umfrageteilnehmern gehen jedoch 46,2 Prozent davon aus, dass der SMI in den nächsten sechs Monaten wieder steigen wird. Das sind rund 2 Prozent weniger als im Januar. Allerdings rechnen 25,0 Prozent der Experten damit, dass sich die Lage an den Aktienmärkten weiter verschlechtern und der SMI in der Folge weiter fallen wird. Der Saldo im Februar beträgt 21,2 Punkte, was einer Abnahme von 6,6 Punkten entspricht.

Die Umfrageteilnehmer erwarten, dass der Schweizer Franken gegenüber dem Euro und dem US-Dollar weiter aufwerten wird. Die Erwartungen sind jedoch weniger eindeutig als noch im Januar. Besonders der Saldo der Dollarerwartungen ist im aktuellen Finanzmarkttest um 27,1 Punkte gesunken. Gegenüber dem Yen und dem britischen Pfund hat sich der Schweizer Franken in den zurückliegenden Wochen nur unwesentlich verändert, die Finanzmarktexperten erwarten aber in den kommenden sechs Monaten auch gegenüber diesen Währungen eine stärkere Tendenz des Frankens.

Die Preisentwicklungen bei den Rohstoffen zeichnen ein uneinheitliches Bild. Der Ölpreis ist in den vergangenen Wochen - nicht zuletzt aufgrund der risikobehafteten Konjunkturaussichten - gesunken. Die Erwartungen der Umfrageteilnehmer für den Rohölpreis der Marke Brent liegen im Februar aber wieder etwas höher als im Vormonat. Ein Anteil von 48,1 Prozent der Befragten erwartet einen fallenden Rohölpreis, während 13,5 Prozent von einem Anstieg ausgehen. Der Index der Ölpreiserwartungen erreicht einen Saldo von -34,6 Punkten, was einen Anstieg um 3,1 Punkte im Vergleich zum Januar bedeutet.

Bezüglich des Goldpreises erwarten 44,0 Prozent der Experten einen Anstieg. Dagegen gehen etwa 30,0 Prozent davon aus, dass der Goldpreis im kommenden Halbjahr fallen wird. Der Saldo der Goldpreiserwartung erreicht damit einen Wert von 14,0 Punkten, was einem Rückgang von 2,3 Punkten gegenüber dem Vormonat entspricht.

Die Gewinnsituation der Schweizer Unternehmen dürfte sich nach Meinung des Großteils der Befragten weiterhin negativ entwickeln. 54,0 Prozent der Befragten prognostizieren einen Rückgang der Gewinne (+14,4 Prozent zum Vormonat). Weitaus weniger Experten als im Vormonat (44,0 Prozent) rechnen mit einer gleich bleibenden Gewinnsituation. Der Indikator Gewinnsituation ist damit um 16,2 Punkte auf -52,0 Punkte gesunken. Die Befragten rechnen mit konstanten (38,0 Prozent) oder fallenden (62,0 Prozent) Umsatzrenditen. Der entsprechende Indikator erreicht damit einen Wert von -62,0 (-15,8 Punkte zum Vormonat). Auch wenn weiterhin ein Großteil der Experten (61,5 Prozent) mit einer konstanten Arbeitslosenrate rechnet, steigen die Sorgen, dass in Zukunft Stellen abgebaut werden könnten. Der Indikator für den Anstieg der Arbeitslosenquote nimmt 23,4 Punkte zu und steht nun bei 30,8 Punkten.

Im Rahmen der Sonderfrage wurden die Finanzmarktexperten um ihre Einschätzung der Auswirkung der Subprime Krise auf das Schweizer Bankensystem und die Konjunkturentwicklung gebeten. Knapp ein Drittel der Umfrageteilnehmer schätzt den Einfluss auf das Bankensystem als ernstzunehmend ein, während 11,0 Prozent eher geringe Risiken sehen. Insgesamt gehen 53,0 Prozent der Befragten davon aus, dass die Auswirkungen auf die Realwirtschaft moderat ausfallen werden. Weitere Details finden sich in der neusten Ausgabe des Finanzmarktreport Schweiz (siehe Link unten).

Ablauf der Umfrage und Methodologie

Eine analoge monatliche Untersuchung für Deutschland führt das ZEW seit 1991 durch. Ziel der Schweizer Umfrage ist, Indikatoren sowohl für das allgemeine Konjunkturklima der Schweiz als auch für den schweizerischen Dienstleistungssektor zu entwickeln.

Im Einzelnen werden die Finanzexperten nach ihren mittelfristigen Erwartungen befragt, die sie für wichtige internationale Finanzmärkte hinsichtlich der Entwicklung der Konjunktur, der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse haben. Zusätzlich werden die Finanzexperten um eine Einschätzung der Ertragslage der Unternehmen in folgenden schweizerischen Dienstleistungsbranchen gebeten: Banken, Versicherungen, Konsum/Handel, Telekommunikation und insgesamt.

Die Salden ergeben sich aus der Differenz der positiven und der negativen Anteile. Die Werte in Klammern zeigen die Veränderungen jedes Indikators gegenüber dem Vormonat.

Ansprechpartner

Dr. Gunnar Lang (ZEW), Telefon: 0621/1235-372, E-Mail: lang@zew.de

Fabian Heller (CS), Telefon: +41/44/3329061, E-Mail: fabian.heller@credit-suisse.com