Konjunkturexperten/-innen für Eurozone trotz Herausforderungen optimistisch

Experten/-innen prognostizieren für 2024 einen Anstieg des europäischen BIP von 0,7%.

Die Konjunkturexpertinnen und -experten prognostizieren für die Eurozone in 2024 eine eher moderate wirtschaftliche Entwicklung, mit optimistischeren Aussichten für die kommenden Jahre. Die Prognosen für Deutschland sind für 2024 etwas pessimistischer, folgen aber einem ähnlichen Muster. Die Volkswirte sind zuversichtlich, dass trotz einiger Herausforderungen das langfristige Wachstumstempo in beiden Regionen erhalten bleibt und sich die wirtschaftliche Situation insgesamt stabilisiert. Das zeigen die Konjunkturtableaus von ZEW Mannheim und Börsen-Zeitung.

Die Quartalswachstumszahlen für das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Eurozone im Jahr 2023 werden mit minus 0,1 Prozent für das dritte Quartal und 0,1 Prozent für das vierte Quartal angegeben. Für das Jahr 2024 prognostizieren die Expertinnen und Experten einen Anstieg des BIP in Höhe von 0,7 Prozent. Die Prognose für 2024 liegt somit um 0,1 Prozentpunkte unter dem Wert aus Januar. Gleichzeitig sinkt die Spannweite der individuellen Wachstumserwartungen von 1,7 auf 1,3 Prozentpunkte. Somit herrscht eine vergleichsweise hohe Einigkeit unter den Expertinnen und Experten bezogen auf das Jahr 2024. Für das Jahr 2025 wird ein deutlich stärkeres BIP-Wachstum in Höhe von 1,5 Prozent erwartet. Die Spannweite der Erwartungen beträgt 1,4 Prozentpunkte. Hauptverantwortlich für den positiveren Ausblick für das Jahr 2025 ist der europäische Außenhandel. Sowohl bei den Exporten als auch bei den Importen werden Wachstumsraten in Höhe von 2,5 Prozent erwartet.

Deutschlands Wachstumsprognosen pessimistischer

Experten/-innen senken ihre Wachstumsprognose für das Jahr 2024 um 0,1 Prozentpunkte nach unten auf einen neuen Wert von 0,3 Prozent.

Die Quartalswachstumszahlen für Deutschland im Jahr 2023 werden mit minus 0,1 Prozent im dritten Quartal und minus 0,3 Prozent im vierten Quartal angegeben. Die Wachstumserwartungen sind etwas pessimistischer geworden. Die Expertinnen und Experten senken ihre Wachstumsprognose für das Jahr 2024 um 0,1 Prozentpunkte auf einen Wert von 0,3 Prozent. Dieser Wert deckt sich mit der neulich durch die OECD veröffentlichte Prognose für Deutschland. Für das Jahr 2025 wird weiterhin ein Wirtschaftswachstum in Höhe von 1,2 Prozent erwartet. Analog zu den Erwartungen für die Eurozone sind die Prognosen für 2025 somit deutlich optimistischer als für 2024.

Annäherung an das EZB-Inflationsziel greifbar

Nachdem die Inflationsraten im Eurogebiet und in Deutschland nach einem längeren Abwärtstrend im Dezember 2023 leicht gestiegen sind, wird für den Januar 2024 wieder ein Rückgang verzeichnet. Konkret lagen die vorläufigen Inflationsraten mit 2,8 Prozent für das Eurogebiet und 3,1 Prozent für Deutschland um 0,1 bzw. 0,6 Prozentpunkte über den Werten aus Januar. Auf Sicht des gesamten Jahres 2024 werden Inflationsraten in Höhe von 2,5 Prozent (Eurogebiet; unverändert gegenüber Januar) bzw. 2,7 (Deutschland; minus 0,1 Prozentpunkte gegenüber Januar) erwartet. Verglichen mit den Wachstumserwartungen deuten die Spannweiten der Inflationserwartungen mit Werten von 3,6 (Eurozone) bzw. 4,4 (Deutschland) Prozentpunkten allerdings auf eine große Uneinigkeit unter den Expertinnen und Experten hin. Die prognostizierten Inflationsraten für das Jahr 2025 werden sowohl für das Eurogebiet als auch für Deutschland unverändert mit 2,2 Prozent angegeben. Die Spannweiten der Inflationsraten sind mit Werten von 1,5 (Eurogebiet) bzw. 1,0 (Deutschland) Prozentpunkten vergleichsweise gering. Die Mehrheit der Expertinnen und Experten bleibt also bei der Einschätzung, dass im kommenden Jahr eine spürbare Annäherung an das Inflationsziel der EZB gelingt.

Hohes erwartetes Zinsniveau für 2024 und 2025 bleibt

Die Erwartungen an die kurzfristigen Zinsen sind um 0,1 Prozentpunkte auf einen neuen Wert von 3,5 Punkten gesunken. Die Erwartung für das Jahr 2025 liegt mit 3,0 Punkten um 0,2 Prozentpunkte über dem Wert von Januar. Der Aussicht auf baldige Zinssenkungen durch die EZB zum Trotz gehen die Expertinnen und Experten demnach auch längerfristig von einem vergleichsweise hohen Zinsniveau aus. Es ist möglich, dass die Zinserwartungen zumindest teilweise durch das Zögern der EZB und der Federal Reserve bei den Zinsentscheiden beeinflusst sind.

Konjunkturtableaus von ZEW und Börsen-Zeitung

In Kooperation mit der Börsen-Zeitung veröffentlicht das ZEW seit dem Jahr 2013 monatlich Konjunkturtableaus für Deutschland und die Eurozone mit volkswirtschaftlichen Kennzahlen und Prognosen. Zahlreiche Banken und Institute veröffentlichen in unterschiedlichen Abständen Berichte über die aktuelle und voraussichtliche wirtschaftliche Lage. Aus diesen Publikationen werden die für das Tableau relevanten Informationen herausgefiltert und der Median, das Minimum und das Maximum aus den Prognosen für das jeweils laufende und dessen Folgejahr berechnet.

Die monatlich veröffentlichten Konjunkturtableaus zeigen die aktuellen Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP), die Verwendungskomponenten des BIP, Verbraucherpreise, Industrieproduktion, Arbeitslosenquote und lang- und kurzfristige Zinsen sowie Zinsdifferenzen. Der Fokus liegt auf nationalen Informationsquellen, allerdings ergänzen die Prognosen einiger internationaler Banken und Institute die Datenbasis des Tableaus. Das Tableau für den Euroraum wird zudem noch mit Daten von europäischen Banken und Instituten erweitert.

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