ZEW-Erste Bank-Konjunkturindikator CEE - Konjunkturerwartungen für die Region Mittel- und Osteuropa stabilisieren sich

Konjunkturindikator CEE

Die Konjunkturerwartungen für die Region Mittel- und Osteuropa (CEE), die vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, mit Unterstützung der Erste Bank der österreichischen Sparkassen AG, Wien, im Rahmen einer monatlichen Umfrage unter Finanzmarktexperten ermittelt werden, stabilisieren sich im August. Der CEE-Indikator, der als Saldo der positiven und negativen Erwartungen für die wirtschaftliche Entwicklung in der Region auf Sicht von sechs Monaten berechnet wird, steigt marginal um 0,1 Punkte auf nun minus 31,3 Punkte.

Der entsprechende Konjunkturindikator für Österreich erhöht sich sogar um 6,2 Punkte und liegt nun bei minus 28,6 Punkten. Sowohl für die CEE-Region insgesamt als auch für Österreich prognostizieren knapp 48,0 Prozent der Umfrageteilnehmer, dass die Konjunktur in den nächsten sechs Monaten unverändert bleibt. Im Gegensatz dazu geht eine Mehrheit von 48,9 Prozent der Finanzmarktexperten von einer Verschlechterung der Konjunktursituation in der Eurozone aus. Obwohl der Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung in der Eurozone im August um 10,6 Punkte steigt, befindet er sich weiterhin mit minus 40,4 Punkten deutlich im negativen Bereich. Die Experten bewerten somit die konjunkturelle Entwicklung in der Eurozone erheblich schlechter als die wirtschaftliche Entwicklung in allen untersuchten Ländern sowie der CEE-Region.

Die Konjunkturerwartungen für Ungarn fallen wie bereits in den Vormonaten am besten aus. Nach 0,0 Punkten im Juli steigt der entsprechende Indikator im August um 10,3 Punkte. Bedingt durch den starken Rückgang um 17,1 Punkte auf minus 26,0 Punkte verliert Kroatien seine gute Position vom Vormonat an Rumänien. Der rumänische Indikator, der die Erwartungen der wirtschaftlichen Entwicklung widerspiegelt, sinkt zwar um 4,0 Punkte auf minus 18,7 Punkte, erzielt aber dennoch den zweitbesten Wert unter den untersuchten CEE-Ländern.

Die aktuelle Wirtschaftslage in Mittel- und Osteuropa wird wie in den Vormonaten positiv beurteilt. Der Saldo für die aktuelle wirtschaftliche Lage in der CEE-Region geht nur leicht um 2,4 Punkte auf 16,6 Punkte zurück. 70,8 Prozent der Umfrageteilnehmer beurteilen die wirtschaftliche Situation in der CEE-Region als "normal".Die Dominanz derjenigen, die die aktuelle Lage in Österreich als "normal" einschätzen, ist im August mit einem Anteil von 80,5 Prozent (plus 12,3 Prozentpunkte gegenüber dem Vormonat) noch deutlicher geworden. Der entsprechende Saldo der positiven und negativen Einschätzungen sinkt für Österreich leicht um 3,5 Punkte auf 14,7 Punkte. Auch für die übrigen untersuchten Länder überwiegen die neutralen Antworten. Die Slowakei erzielt den höchsten Saldo für die aktuelle wirtschaftliche Situation (42,5 Punkte), gefolgt von der Tschechischen Republik (37,5 Punkte). Der niedrigste Saldo wurde im August wie bereits in den Monaten davor für Ungarn (minus 20,8 Punkte) ermittelt.

Die Prognosen der Finanzmarktexperten hinsichtlich der künftigen Leitzinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) sind in diesem Monat deutlich um 36,9 Punkte gefallen. Der entsprechende Saldo liegt nun bei minus 31,3 Punkten. Dies ist darauf zurückzuführen, dass deutlich mehr Experten mit einer Zinssenkung (37,5 Prozent) als mit einer Zinserhöhung (6,2 Prozent) durch die EZB rechnen. Hintergrund für diesen Wandel dürfte vor allem der sinkende Ölpreis sein. Dementsprechend optimistisch sind die Experten hinsichtlich der erwarteten Inflationsrate. Eine klare Mehrheit von 67,3 Prozent der Umfrageteilnehmer (plus 37,1 Prozentpunkte gegenüber dem Vormonat) rechnet mit einer sinkenden Inflationsrate in der Eurozone in den kommenden sechs Monaten. Nur 16,4 Prozent (minus 30,8 Prozentpunkte) erwarten eine steigende Inflationsrate.

Diese Entwicklung ist auch charakteristisch für alle CEE-Länder in der August-Umfrage. Nach einer deutlichen Verschiebung der Erwartungen zu Gunsten sinkender Inflationsraten erreichen alle Salden stark negative Werte.Für die CEE-Region insgesamt wird ein geringeres Inflationsrisiko auf Sicht von sechs Monaten erwartet. Der entsprechende Saldo geht um 62,3 Punkte auf minus 52,1 Punkte zurück und der Saldo für Österreich sinkt um 54,7 auf minus 46,1 Punkte.

Die Tschechische Nationalbank hat in ihrem jüngsten Inflationsbericht die anti-inflationäre Wirkung der starken Landeswährung (Tschechische Krone) registriert und die Inflationsprognosen für 2009 und 2010 nach unten revidiert. Nach der starken Aufwertung der Tschechischen Krone bis Mitte Juli und dem leichten Abwärtsverlauf danach erwartet nun die Mehrheit der befragten Finanzmarktexperten eine Abwertung der tschechischen Währung in den nächsten sechs Monaten. Der Saldo sinkt um 39,2 Punkte auf minus 41,2 Punkte. Für die Tschechische Republik werden sinkende Zinsen bis Ende 2008 und ein stabiles Zinsniveau für 2009 in Aussicht gestellt. Dementsprechend erwarten 44,2 Prozent der befragten Analysten einen Rückgang und nur 9,3 Prozent einen Anstieg der kurzfristigen Zinsen. Der entsprechende Saldo sinkt im August mit 55,7 Punkten am stärksten unter allen untersuchten Ländern und erreicht minus 34,9 Punkte.

Der Situation in der Tschechischen Republik ähnelt der in Ungarn. Die starke ungarische Währung (Forint) führt zur Verlangsamung der Inflation auf Grund sinkender Importpreise. Der Saldo für die Inflationsrate in Ungarn erreicht mit minus 66,7 Punkten den niedrigsten Wert unter den CEE-Ländern. Dies gilt auch für den Saldo für die kurzfristigen Zinsen (minus 41,0 Punkte). Somit vertritt die Mehrheit der Analysten die Meinung, dass die Nationalbank von Ungarn ihre restriktive Geldpolitik beendet hat. Eine Senkung des Leitzinses auf Sicht von sechs Monaten wird von der Mehrheit der Analysten erwartet. Auch für die ungarische Währung wird eine Abwertung prognostiziert. Der entsprechende Saldo sinkt um 26,8 Punkte auf minus 14,8 Punkte.

Nachdem der Rat der Europäischen Union den am 1. Januar 2009 in Kraft tretenden Umrechnungskurs für die Slowakische Krone (SKK) auf 30,126 SKK pro Euro festlegte, entfällt die Frage nach der Entwicklung der slowakischen Währung gegenüber dem Euro.

Neben den Inflationserwartungen haben sich die Prognosen für die Entwicklung der Aktienmärkte in den kommenden sechs Monaten in der aktuellen Umfrage am dynamischsten entwickelt. Der Saldo für den Euro Stoxx 50 nimmt am geringsten um 5,6 Prozent auf 36,3 Punkte zu. Alle anderen Salden erzielen einen zweistelligen Anstieg.

Über 60,0 Prozent der Finanzmarktexperten gehen für fast alle untersuchten CEE-Länder von einer Aufwärtsbewegung der CEE-Aktienindizes in den kommenden sechs Monaten aus. Der Saldo für den CEE-Aktienindex NTX steigt um 22,1 Punkte auf 46,5 Punkte und der Saldo für den österreichischen Aktienindex ATX klettert um 22,6 Punkte auf 47,5 Punkte.Das größte Potenzial sehen die Experten weiterhin für den kroatischen Aktienindex CROBEX, dessen Saldo um 12,1 Punkte zulegt und 56,5 Punkte erreicht.

Die Sonderfrage im August befasst sich mit dem Thema "Erneuerbare Energie in der CEE-Region", insbesondere vor dem Hintergrund des Vorschlags der EU-Kommission vom Januar 2008. Danach soll jeder Mitgliedstaat, seinen Anteil an erneuerbaren Energien an dem gesamten Energieverbrauch auf ein bindendes Zielniveau erhöhen. Insgesamt soll dieser Anteil in der EU auf 20 Prozent für erneuerbare Energie sowie auf 10 Prozent für Bio-Kraftstoffe im Jahr 2020 angehoben werden.

Zunächst wurden die Finanzmarktexperten gefragt, wie sie die Chancen der CEE-Länder einschätzen, diese Ziele im Vergleich zu den Ländern in der Eurozone zu erreichen. 43,0 Prozent beurteilen die Aussichten für die Region Mittel- und Osteuropa schlechter und 40,0 Prozent gleich gut wie die Chancen der Länder der Eurozone. 17,0 Prozent sprechen sogar die besseren Perspektiven für das Erreichen der Umweltziele den CEE-Ländern zu. Die Mehrheit der Analysten (59,0 Prozent) ist der Meinung, dass ein Anstieg des Anteils an erneuerbarer Energie die Energiepreise in der Region beeinflussen wird. Von den Befragten, die diese Meinung vertreten, erwarten 92,6 Prozent eine Preiserhöhung.

Das größte Zukunftspotenzial sehen die Experten in der CEE-Region bei der Windkraft und der hydroelektrischen Energie (28,0 und 24,0 Prozent), gefolgt von der Energiegewinnung aus Biomasse und der geothermischen Energie (jeweils 15,0 Prozent).

Ablauf der Umfrage und Methodologie

Der Finanzmarkttest CEE ist eine monatliche Umfrage unter Finanzmarktexperten, die das ZEW Mannheim mit Unterstützung der Ersten Bank der österreichischen Sparkassen, Wien, durchführt. Ziel der Umfrage ist es, Indikatoren für das allgemeine Konjunkturklima für die Region Mittel- und Osteuropa (CEE) sowie Österreich zu entwickeln. Zur CEE-Region zählen Bulgarien, Kroatien, Tschechische Republik, Ungarn, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei und Slowenien.

Im Einzelnen werden die Finanzmarktexperten nach der Beurteilung der aktuellen konjunkturellen Lage sowie nach ihren mittelfristigen Erwartungen für die entsprechenden Volkswirtschaften befragt sowie nach ihrer Einschätzung hinsichtlich der Entwicklung der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse auf die Sicht von sechs Monaten. Die Experten geben bei ihren Antworten qualitative Tendenzeinschätzungen bezüglich der Veränderungsrichtung ab. Bei den beurteilten Volkswirtschaften handelt es sich um die Regionen Mittel- und Osteuropa und den Euroraum sowie Tschechische Republik, Polen, Ungarn, Slowakei, Kroatien, Rumänien und Österreich.

Detaillierte Ergebnisse zu den einzelnen mittel- und osteuropäischen Staaten sowie zu Österreich enthält der "Financial Market Report CEE", der monatlich erscheint.

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Dr. Mariela Borell, Telefon: 0621/1235-144, E-Mail: borell@zew.de