ZEW-CS Finanzmarkttest für die Schweiz - Konjunkturerwartung kühlt sich etwas ab, Prognose für den Schweizer Aktienmarkt deutlich optimistisch

Konjunkturindikator Schweiz

Gemäß der monatlichen Umfrage, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und Credit Suisse durchführen, befindet sich die aktuelle Wirtschaftslage zwar immer noch auf hohem Niveau, die Wahrnehmung hat sich gegenüber dem Vormonat jedoch verschlechtert. Der entsprechende Index fiel im August von 93,6 Punkten auf 84,7 Punkte. Der ZEW Credit Suisse Indikator der Konjunkturerwartungen hat sich ebenfalls etwas verringert und fiel um 3 Punkte auf einen Stand von -5,1 Punkten.

Erheblich stärkere Änderungen gab es in den Erwartungen betreffend der Inflation und der Zinsen. Der Index für Inflationserwartungen sank um 18,9 auf 40,7 Punkte, jener für kurzfristige Zinserwartungen fiel um 34,3 auf 59,3 Punkte. Vom Schweizer Franken wird eine weitere Aufwertung gegenüber dem Euro erwartet. Der entsprechende Index stieg um 7,7 Punkte. Im Rahmen der Sonderfrage wurden die Umfrageteilnehmer um ihre Prognosen zur Aktienmarktentwicklung gebeten. Die Mehrheit der Befragten gibt sich diesbezüglich optimistisch, wenn auch ein weiterer Anstieg der Volatilitäten erwartet wird. Die Gefahr einer Übertragung der ansteigenden Volatilitäten auf die Realwirtschaft wird aber als begrenzt eingeschätzt.

In der neuesten Auflage des Finanzmarkttests Schweiz von ZEW und Credit Suisse schätzt die überwiegende Mehrheit der Finanzexperten (84,7 Prozent) die aktuelle gesamtwirtschaftliche Situation weiterhin positiv ein. Der entsprechende Saldo verringerte sich damit um 8,9 Punkte. Weiterhin betrachtet keiner der Experten die aktuelle wirtschaftliche Lage als schlecht. Ein um 8,9 Prozentpunkte gestiegener Anteil von 15,3 Prozent der Umfrageteilnehmer schätzt die Wirtschaftssituation als normal ein. Es stelle sich aber die Frage, wie stark sich die aktuelle Krise am US-Hypothekenmarkt auf die Schweizer Finanzmärkte auswirkt. In Bezug auf die zukünftig erwartete Wirtschaftssituation hat sich der Anteil derer, die keine Änderungen erwarten, auf 84,5 Prozent vergrößert. Sowohl die Gruppe der Experten, die eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation innerhalb der nächsten 6 Monate erwarten (5,2 Prozent), als auch diejenigen, die mit einer Verschlechterung rechnen (10,3 Prozent), haben sich seit dem Vormonat verringert. Insgesamt beläuft sich der Saldo des ZEW Credit Suisse Indikator auf -5,1 Punkte, was einer Verringerung um 3,0 Punkte im Vergleich zum Juli entspricht.

Für die kurzfristige Entwicklung der Inflationsrate ergibt sich ein leicht verbessertes Bild: 52,5 Prozent der Teilnehmer (ein Zuwachs von 12,1 Prozentpunkten) gehen davon aus, dass die Inflationsrate sich auf dem aktuellen Niveau von knapp einem Prozent stabilisiert. Der Anteil derer, die eine weitere Erhöhung der Inflationsrate erwarten, schrumpfte seit Juli um 15,5 Prozentpunkte auf ein Niveau von 44,1 Prozent. Im Monat August gibt es nun auch Experten, die eine Verringerung der Inflationsrate erwarten (3,4 Prozent).

Erdrutschartige Veränderungen ergaben sich im Hinblick auf die Erwartungen der Entwicklung des kurzfristigen Zinsniveaus. Während im Juli noch fast die Gesamtheit der Finanzexperten von steigenden kurzfristigen Zinsen ausging (93,6 Prozent), erwarten jetzt nur noch knapp zwei Drittel (62,7 Prozent), dass das Zinsniveau steigen wird. Zuwachs fand vor allem die Gruppe der Experten, die von konstanten kurzfristigen Zinsen ausgehen. Ihr Anteil stieg auf 33,9 Prozent an. Mit einer Zinssenkung rechnen in diesem Monat 3,4 Prozent der Umfrageteilnehmer. Drei Viertel (75,4 Prozent) der Teilnehmer erwarten, dass die Differenz der kurzfristigen Zinsen zwischen der Schweiz und dem Euroraum konstant bleibt. Ein Anteil von 7,1 Prozent erwartet eine Vergrößerung der Zinsdifferenz, wohingegen 17,5 Prozent der Teilnehmer von einer Verringerung ausgehen. Der Saldo des Indikators steigt um 7,0 Punkte und beläuft sich damit auf -10,4 Punkte.

Auch gegenüber der langfristigen Zinsentwicklung änderten die Experten ihre Erwartungen relativ deutlich. Die Gruppe derer, die eine Erhöhung der langfristigen Zinsen erwarten, verringerte sich im Vergleich zum Juli um 25,7 Prozentpunkte auf 56,9 Prozent. Dagegen rechnen nun mehr Umfrageteilnehmer damit, dass sich das langfristige Zinsniveau nicht ändern wird (39,7 Prozent). Wiederum 3,4 Prozent der Experten erwarten auch im langfristigen Bereich eine Zinssenkung. Bezüglich der Differenz der langfristigen Zinsen blieben die Prognosen fast unverändert. Der Großteil der Teilnehmer (72,9 Prozent) geht von einem konstanten Zinsunterschied aus. Der entsprechende Saldo legte leicht zu und beträgt im August -10,1 Punkte.

Sehr optimistisch zeigen sich die Finanzmarktexperten in Bezug auf die Entwicklung des Schweizer Aktienmarkts. Die Teilnehmer erwarten, dass sich der Swiss Market Index (SMI) von seinen Verlusten seit Anfang Juni dieses Jahres erholen wird, und rechnen überwiegend mit einem Anstieg. Der Saldo stieg geradezu sprunghaft an und erreicht mit einer Zunahme um 21,4 Punkte seine bisherige Jahreshöchstmarke von 64,9 Punkten. Dies resultiert aus der positiven Einschätzung von 77,2 Prozent der Analysten. Die Gruppe derer, die eine konstante Entwicklung erwarten, verringerte sich stark (um 15,6 Prozentpunkte) und beträgt nun noch 10,5 Prozent. Gesunken ist auch der Anteil der Experten, die eine Verschlechterung des Index erwarten (12,3 Prozent).

Weiterhin vergrößert hat sich die Gruppe der Analysten, die von einer Aufwertung des Schweizer Frankens im Vergleich zum Euro ausgehen. Im Vergleich zum Juli legte deren Anteil um 6,5 Prozentpunkte zu und beträgt nun 72,4 Prozent. Für immer unwahrscheinlicher halten die Experten eine Abwertung der Währung (5,2 Prozent der Teilnehmer).

Neben den großen Änderungen hinsichtlich der Zinserwartungen haben sich die Prognosen für den Bankensektor getrübt. Während im Juli die Gruppe der Finanzmarktexperten, die von einer Verschlechterung der Situation für Banken ausging, noch etwa ein Drittel umfasste (35,7 Prozent), vergrößerte sie sich nun auf über die Hälfte der Experten (53,8 Prozent).

Die Spezialfrage bezog sich in diesem Monat auf die Einschätzung der zukünftigen Entwicklung der Aktienmärkte in der Schweiz, Europa, USA und Japan. Die Stimmung der Umfrageteilnehmer erwies sich dabei als optimistisch; fast 50 Prozent erwarten den SMI bis Ende Jahr zwischen 9.000 und 9.500 Punkten. Zudem zeigte sich, dass 45 Prozent den SMI für unterbewertet erachten; das sind deutlich mehr als noch im Dezember 2006. Gleichzeitig erwartet über die Hälfte der Befragten einen deutlichen Anstieg der Volatilität. Weitere Details finden sich in der neusten Ausgabe des Finanzmarktreport Schweiz (s. Link weiter unten).

Ablauf der Umfrage und Methodologie

Eine analoge monatliche Untersuchung für Deutschland führt das ZEW seit 1991 durch. Ziel der Schweizer Umfrage ist, Indikatoren sowohl für das allgemeine Konjunkturklima der Schweiz als auch für den schweizerischen Dienstleistungssektor zu entwickeln.

Im Einzelnen werden die Finanzexperten nach ihren mittelfristigen Erwartungen befragt, die sie für wichtige internationale Finanzmärkte hinsichtlich der Entwicklung der Konjunktur, der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse haben. Zusätzlich werden die Finanzexperten um eine Einschätzung der Ertragslage der Unternehmen in folgenden schweizerischen Dienstleistungsbranchen gebeten: Banken, Versicherungen, Konsum/Handel, Telekommunikation und die gesamte Dienstleistungsbranche.

Die Salden ergeben sich aus der Differenz der positiven und der negativen Anteile. Die Werte in Klammern zeigen die Veränderungen jedes Indikators gegenüber dem Vormonat.

Detaillierte Ergebnisse - einschließlich der Umfrageergebnisse bezüglich der Wirtschaftsentwicklung anderer Länder - können der heute veröffentlichten Ausgabe des "Financial Market Report Switzerland" entnommen werden (Link siehe unten).

Ansprechpartner

Gunnar Lang (ZEW), Telefon: +49/621/1235-372, E-Mail: lang@zew.de

Fabian Heller (Credit Suisse), Telefon: +41/44/3329061, E-Mail: fabian.heller@credit-suisse.com