Jobs im Finanzsektor: Gewinner und Verlierer

Forschung

In den kommenden fünf Jahren ist bei Banken und Versicherungsunternehmen ein Stellenabbau und ein Wandel in der Qualifikationsstruktur zu erwarten. Branchenangehörige prognostizieren größtenteils eine Verringerung von höchstens zehn Prozent des gegenwärtigen Beschäftigtenstandes. Im Bereich der sonstigen Finanzdienstleister wie beispielsweise unabhängigen Vermögensverwaltern oder Finanzberatern wird dagegen der Personalbestand voraussichtlich deutlich zunehmen. Ein großer Teil der sonstigen Finanzdienstleister geht sogar von Steigerungen von mehr als zehn Prozent aus.

Dies zeigt eine Studie zur Beschäftigungsentwicklung im Finanzsektor, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie unter Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Gerke, Universität Erlangen-Nürnberg, durchgeführt hat.

Fachhochschul- und Universitätsabsolventen werden in allen Geschäftsbereichen künftig verstärkt gesucht. Im Gegensatz dazu werden bei Beschäftigten ohne formale Berufsausbildung die Beschäftigungsanteile und auch die absolute Beschäftigung eher sinken. Damit setzt sich ein Trend aus der Vergangenheit fort. Eine Analyse der Arbeitsnachfrage nach Qualifikationsstufen lässt erkennen, dass in der Vergangenheit der Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) im Finanzsektor einen negativen Einfluss auf die Beschäftigung Geringqualifizierter und einen positiven Einfluss auf die Beschäftigung Hochqualifizierter hatte. Es zeigte sich außerdem, dass der negative Einfluss steigender Arbeitskosten auf die Beschäftigung von Geringqualifizierten größer ist als bei Qualifizierten und Hochqualifizierten.

Auch für die Zukunft werden diejenigen Geschäftsfelder als wachstumsträchtig eingestuft, in denen die qualifikatorischen Anforderungen an die Mitarbeiter hoch sind (beispielsweise Beratung, Vermögensverwaltung, Wertpapierhandel). Vor allem in den Geschäftsfeldern, für die steigende Geschäftsvolumina erwartet werden und die als künftig rentabler eingeschätzt werden, spielen IKT eine große Rolle.

Im Jahr 1998 gab es in Westdeutschland etwa 670.000 sozialversicherungspflichtige Beschäftige in Kreditinstituten, im Jahr 1997 in Ostdeutschland knapp 90.000. In Versicherungsunternehmen gab es 1998 in Westdeutschland etwa 267.000, 1997 in Ostdeutschland etwas über 20.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte.

Die Untersuchung wird in Kürze als Band 58 der ZEW-Wirtschaftsanalysen unter dem Titel "Beschäftigungsperspektiven im Finanzsektor" im Nomos Verlag, Baden-Baden, veröffentlicht.

Ansprechpartner

Dr. Peter Westerheide, E-Mail: westerheide@zew.de