FAZIT-Unternehmensbefragung des ZEW - baden-württembergische Unternehmen lagern vor allem an Anbieter aus dem "Ländle" aus

Forschung

Insgesamt 42 Prozent der baden-württembergischen Unternehmen des IT- und Mediensektors und aus ausgewählten IT-Anwenderbranchen betreiben Business Process Outsourcing (BPO), d.h. sie lagern Geschäftsprozesse teilweise oder komplett an externe Dienstleister aus. Sie vergeben vor allem das Rechnungs- und Personalwesen sowie den IT/EDV-Bereich an Dritte. Interessant ist, dass der überwiegende Teil der auslagernden Unternehmen aus Baden-Württemberg hierzu auf regionale Dienstleister zurückgreift. 85 Prozent der Firmen beauftragen für den Hauptteil der ausgelagerten Geschäftsprozesse einen Anbieter aus dem "Ländle". Dies sind Ergebnisse der sechsten repräsentativen FAZIT-Unternehmensbefragung, die vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Sommer 2008 in Baden-Württemberg durchgeführt wurde und an der sich mehr als 1.000 Unternehmen beteiligten. Die Ergebnisse der Befragung sind gerade im neuen FAZIT-Forschungsband erschienen.

Von den baden-württembergischen Unternehmen, die BPO betreiben, lagern weitere 12 Prozent ihre Geschäftsprozesse überwiegend an Anbieter aus dem übrigen Bundesgebiet aus. Offshoring, also die Auslagerung von Geschäftsprozessen an Anbieter aus dem Ausland, findet dagegen nur sehr selten statt.

"Am häufigsten lagern die baden-württembergischen Unternehmen Bereiche aus, die eher Service- oder Verwaltungsfunktionen erfüllen und weniger mit dem eigentlichen Kerngeschäft zu tun haben", sagt ZEW-Wissenschaftlerin Bettina Müller. So vergeben insgesamt 47 Prozent der Unternehmen, die auslagern, ihr Rechungswesen ganz oder teilweise nach außen. 43 Prozent beauftragen für ihren IT/EDV-Bereich einen externen Anbieter und 37 Prozent geben ihr Personalwesen ganz oder teilweise in fremde Hände. Auch für die Produktion, das Marketing oder den Transport- und Logistikbereich werden die Dienste Dritter nachgefragt. Mindestens ein Drittel der Unternehmen lagert diese Geschäftsprozesse zumindest teilweise aus. Vertrieb, Forschung und Entwicklung, die Kundenbetreuung und der Einkauf verbleiben hingegen meist im Unternehmen.

90 Prozent der auslagernden Unternehmen in Baden-Württemberg vergeben ihre Geschäftsprozesse vor allem deshalb an Externe, um auf Spezialistenwissen zugreifen zu können. Ferner ist 86 Prozent der Unternehmen die Konzentration auf das Kerngeschäft wichtig. In vielen Fällen spielen aber auch externe Faktoren eine bedeutende Rolle. Große Unternehmen zeigen sich dabei besonders vom herrschenden oder erwarteten Fachkräftemangel beeinflusst (51 Prozent). Darüber hinaus sind schnellere Internetverbindungen sowie verbesserte Softwareapplikationen wichtige externe Faktoren für die Entscheidung, Geschäftsprozesse auszulagern.

Die FAZIT-Unternehmensbefragung

Das "Forschungsprojekt für aktuelle und zukunftsorientierte IT- und Medientechnologien und deren Nutzung in Baden-Württemberg" (FAZIT) ist ein vom Land Baden-Württemberg gefördertes gemeinnütziges Forschungsprojekt. An der Umfrage im Sommer 2008 beteiligten sich mehr als 1.000 baden-württembergische Unternehmen aus dem IT- und Mediensektor (Software, Datenverarbeitungs-Dienstleistungen, IT- und Medien-hardware, Telekommunikation, audiovisuelle Medien, Druck und Verlag, Werbung und Marktkommunikation, Inhalte-Dienstleister) sowie aus anderen Branchen, die IT und Medientechnologien einsetzen (Chemie, Maschinenbau, Medizin-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, Automobil, Verkehr, Bank- und Versicherungsgewerbe, Forschung und Entwicklung und Technische Dienstleister).

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Dr. Bettina Müller, Telefon: 0621/1235-352, E-Mail: bettina.mueller@zew.de