Junge Unternehmen: Gründergeist in Krisenzeiten

#ZEWPodcast

Prof. Dr. Hanna Hottenrott und Dr. Sandra Gottschalk zu Gast im ZEW-Podcast

Um etwas über Start-ups oder Unternehmensgründungen zu erfahren, braucht die Wissenschaft Daten, die erhoben werden müssen. Dies geschieht in Form von Panels wie dem Gründungspanel, das jährlich in Zusammenarbeit mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit, kurz IAB, erhoben wird und das 2023 sein 15-jähriges Jubiläum feiert. Was das IAB/ZEW-Gründungspanel genau ist, was man alles damit messen kann und welche Erkenntnisse es bisher brachte, darüber sprechen die beiden Innovationsökonominnen Dr. Sandra Gottschalk und Prof. Dr. Hanna Hottenrott mit Bastian Thüne im neuen ZEW-Podcast.

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„Das Gründungspanel ist eine jährliche Befragung von etwa 5.000 bis 6.000 neu gegründeten Unternehmen. Wir interessieren uns bei der Befragung insbesondere für die Gründungssituation, den Gründungszeitpunkt, wie das Team aussah und insbesondere natürlich auch für die Innovations- und sonstigen Aktivitäten der jungen Unternehmen“, erklärt Hanna Hottenrott, Leiterin des Forschungsbereichs „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“ am ZEW Mannheim, die Vorgehensweise. Ihre Teamkollegin und Verantwortliche für die Verwaltung der Forschungsdaten am ZEW, Sandra Gottschalk, ergänzt: „Basis des Gründungspanels ist das Mannheimer Unternehmenspanel. Das umfasst so gut wie alle in Deutschland registrierten Unternehmen.“

Gastgewerbe im Aufschwung

Auf Basis des Gründungspanels konnte Sandra Gottschalk aufzeigen, dass die Corona-Pandemie und weltweiten Lieferkettenprobleme der letzten Jahre kaum einen Einfluss auf das Gründungsgeschehen hatten, der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine dagegen schon, „insbesondere in den energieintensiven Branchen des verarbeitenden Gewerbes“ – während sich etwa „das Gastgewerbe trotz des Ukrainekriegs tatsächlich wieder erholen konnte. Es hat jetzt als eine der wenigen Branchen einen Aufschwung erlebt“.

Gründer-Persönlichkeiten

Neben Veränderungen im Gründungsgeschehen erforschen die beiden Wissenschaftlerinnen aber auch die Personen, die Unternehmen gründen. Hauptmerkmal dieser Gründer-Persönlichkeiten sei eine sogenannte „Entrepeneurial Orientation“, also Menschen, die „risikofreudiger sind und über sich selbst sagen, sie seien sehr offen und innovativ. Und das ist auch eine gewisse Voraussetzung, um so ein Wagnis einzugehen“, beschreibt Gottschalk die Charaktereigenschaften. Hottenrott betont aber auch die Wichtigkeit einer guten Ausbildung: „Sowohl Ausbildungsberufe, aber auch eine akademische Ausbildung können einem zuträglich sein“ und ergänzt, dass neben Fachkenntnissen auch die Fähigkeit zählt, „Ideen zu sehen und den Mut zu haben, sich eine Gründung zuzutrauen“.

Finanzierung für zukünftige Start-ups ungewiss

Neben Ideen und der passenden Persönlichkeit brauchen Gründer/innen auch Möglichkeiten, ein Unternehmen zu finanzieren. Hier gibt es einen Trend zu mehr Wagniskapital. Ob dieser anhält, bleibt ungewiss. Erst in einigen Jahren zeigt sich, wie sich die Erhöhung der Leitzinsen auf die Finanzierung von Unternehmensgründungen ausgewirkt haben wird. Zudem „gibt es weiterhin große Herausforderungen für Gründungen“, sagt Hottenrott, „Deutschland ist nicht das gründungsfreundlichste Land. Es gibt große bürokratische und regulatorische Hürden, die jetzt zusätzlich zu den Schwierigkeiten, die durch hohe Energiekosten und hohe andere Ressourcenkosten verursacht werden, hinzukommen“. Damit bleibt auch in Zukunft noch viel für das Gründungspanel zu erforschen.