US-Steuerpläne bedrohen den globalen Handels- und Steuerfrieden

Forschung

Bei Übernahme des Modells müsste die EU in Sachen Steuerwettbewerb mit fatalen Folgen rechnen.

In den kommenden Wochen wird US-Präsident Donald Trump in Sachen Steuerpolitik Farbe bekennen müssen. Er hat eine "historische Steuerreform" in Aussicht gestellt, die er nun konkretisieren will. Vor diesem Hintergrund haben sich in einer Analyse des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, Prof. Dr. Christoph Spengel, ZEW Research Associate, und Prof. Dr. Friedrich Heinemann, Leiter des ZEW-Forschungsbereichs "Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft", mit den Steuerreformplänen der Republikaner für die USA befasst. Macht sich Donald Trump diese Pläne zu eigen, droht ein internationales Steuerchaos mit unabsehbaren Folgen für Handel, Investitionen und Wechselkurse.

Kern des Steuerplans der Republikaner ist eine ganz neue Art der Unternehmensbesteuerung: Steuerpflichtig sind Unternehmen in dieser Konzeption nur noch für ihre Umsätze im Inland, Exporte aus den USA blieben dort völlig steuerfrei. Umgekehrt würden Importe in die USA einer Grenzbesteuerung unterworfen. "In der Theorie ist der Steuerplan der Republikaner äußerst elegant – in der Praxis wäre er ein Desaster und könnte in Handelskriegen enden", so die Einschätzung von Christoph Spengel.

Das Problem ist, dass die Grenzbesteuerung zunächst wie ein Zoll wirken würde. Zum Beispiel würden europäische Exporteure schmerzlich in ihrem US-Geschäft getroffen. Umgekehrt könnten US-Exporteure nach Europa steuerfrei ihren Geschäften nachgehen: Ihre im Export erzielten Umsätze wären weder in den USA noch in Europa steuerpflichtig. Zwar dürfte die neue Steuer nicht ohne Folgen für den Dollar-Euro-Kurs sein und würde zu einer weiteren Aufwertung des US-Dollars führen. Dass allein diese Aufwertung den Nachteil der Europäer ausgleichen könnte, ist jedoch zweifelhaft.

Dramatisch wären die Folgen auch für Investitionsströme: "Unternehmen weltweit hätten einen massiven Anreiz, Gewinne und Produktion in die USA zu verlagern", warnt Friedrich Heinemann. Darauf müssten die EU-Staaten mit ihrer Steuer- und Handelspolitik reagieren. Der Ausbruch von Handelskriegen und eine neue Runde besonders aggressiven Steuerwettbewerbs wäre damit eingeläutet.

Das Fazit der ZEW-Studie lautet: Setzen sich in den USA tatsächlich die Befürworter der neuen Steuer bei Donald Trump durch, bedeutet das eine Steuer-Revolution. Diese dürfte die internationale Besteuerung in ein Chaos führen. Weltweit offene Märkte für Güter, Dienstleistungen und Kapital wären bedroht.

Für Rückfragen zum Inhalt

Prof. Dr. Friedrich Heinemann, Telefon 0621/1235-149, E-Mail heinemann@zew.de

Prof. Dr. Christoph Spengel, Telefon 0621/181-1704, E-Mail spengel@uni-mannheim.de