Frauen sind Gewinnerinnen der Hochschulexpansion

Forschung

ZEW-Studie untersucht Bildungsinvestitionen und Lohnabstände bei Frauen und Männern

Zwischen 2001 und 2011 verdoppelte sich die Zahl der Hochschulabsolventinnen mit Bachelorabschluss. Zeitgleich stieg die weibliche Beschäftigungsquote von 68 auf 86 Prozent.

Frauen profitieren stärker als Männer von der jüngsten Hochschulexpansion, das zeigt eine Studie vom ZEW Mannheim und dem Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW). In dieser untersuchen die Forschenden, wie sich die Bildungsabschlüsse und die Lohnabstände zwischen verschiedenen Abschlüssen – getrennt nach Frauen und Männern – im Zeitraum von 1996 bis 2019 entwickelt haben. Dabei greifen sie auf Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) zurück.

Zwar ist die Bildungsungleichheit zwischen Frauen und Männern noch nicht ganz überwunden, sie wird aber geringer. „Die Bildungsinvestitionen der vergangenen Jahre entfalten langsam ihre Wirkung. Frauen sind gemessen an der Zahl der erfolgreichen Hochschulabschlüsse die Gewinnerinnen der jüngsten Hochschulexpansion“, sagt PD Dr. Friedhelm Pfeiffer, stellvertretender Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen“ und Co-Autor der Studie.

Fächerwahl hat mehr Einfluss als Geschlecht

Zwischen 2001 und 2011 verdoppelte sich die Zahl der Hochschulabsolventinnen mit Bachelorabschluss, während die Zunahme bei Männern nur bei 60 Prozent lag. Zeitgleich stieg die weibliche Beschäftigungsquote von 68 auf 86 Prozent, während sie bei den Männern mit rund 92 Prozent nahezu konstant blieb. Erwerbstätige Frauen mit Universitätsabschluss verdienten im Jahr 2019 pro Stunde fast 60 Prozent mehr als vergleichbare, erwerbstätige Frauen mit Berufsabschluss. Dieser Lohnabstand ist bei Männern gleich hoch.

Seit 2015 verringert sich der Lohnabstand etwas. Der Trend geht insgesamt weg von Hochlohnfächern wie Medizin und Jura hin zu Geistes- und Sozialwissenschaften. Frauen an Fachhochschulen studieren häufiger Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Männer überwiegend Ingenieurswissenschaften. „Vergleicht man Männer und Frauen mit einem Abschluss in der gleichen Fachrichtung, sind die geschätzten Lohnabstände zu den Erwerbstätigen mit einem Berufsabschluss ähnlich ausgeprägt. Bildungsinvestitionen helfen also jungen Frauen und Männern gleichermaßen“, interpretiert Pfeiffer die Studienergebnisse.

Bildungsinvestitionen ausbauen

In der Studie vergleichen die Wissenschaftler/innen die Lohnabstände von Personen mit Universitätsabschluss, Fachhochschulabschluss und Meisterbrief mit denjenigen, die einen Ausbildungsberuf erlernt haben. Die Wissenschaftler/innen finden Hinweise dafür, dass die bildungsbedingten Lohnabstände zwischen den erwerbstätigen Frauen und Männern vergleichbar sind. Die verbleibenden Unterschiede gehen größtenteils auf die Fächerwahl zurück.

Das SOEP ist eine für Deutschland repräsentative Studie aus Längsschnittdaten aller erwachsenen Mitglieder privater Haushalte die seit 1984 breit gefächerte Themen wie Arbeitszeiten, Bildung und Erwerbstätigkeit bei denselben Personen erhebt. Mit seiner Hilfe werden wirtschaftliche sowie gesellschaftliche Veränderungen beobachtet und analysiert.

Weitere Informationen

The Evolution of Educational Wage Differentials for Women and Men, from 1996 to 2019

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