Fünfte SEEK-Jahreskonferenz bringt hochrangige Redner ans ZEW

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EZB-Chefvolkswirt Peter Praet während seiner Rede bei der SEEK-Konferenz 2015 am ZEW

Die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den Staaten der Eurozone werden zunehmend größer. Während sich die Konjunktur in Deutschland weitgehend stabil entwickelt, kämpfen Länder wie Griechenland und Portugal noch immer mit den Folgen der Staatsschuldenkrise. Daher widmete sich die diesjährige Konferenz des Forschungsprogramms "Strengthening Efficiency and Competitiveness in the European Knowledge Economies" (SEEK) am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim der Frage: Wie können Investitionen in Innovationen und Unternehmensgründungen dazu beitragen, die wachsende Kluft zwischen den Volkswirtschaften der Eurozone zu schließen? Am ersten Konferenztag, diskutierten hochrangige Redner aus Politik und Wissenschaft, wie der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Peter Praet, und Mario Monti, ehemaliger Ministerpräsident Italiens, über die neuralgischen Punkte, an denen die Brüsseler Politik das Innovationsgeschehen in Europa aktiv fördern kann.

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"Stabile makroökonomische Bedingungen und eine zielgerichtete Wirtschaftspolitik sind grundlegend für den Erfolg von Innovationen", stellte ZEW-Präsident Prof. Dr. Clemens Fuest in seiner Eingangsrede zum Auftakt der SEEK-Konferenz fest.

Die makroökonomische Perspektive für die Eurozone lieferte EZB-Direktoriumsmitglied Peter Praet, PhD: "Das wirtschaftliche Umfeld wird charakterisiert durch schleichenden Pessimismus über die langfristigen Wachstumserwartungen." Dieser Umstand behindere eine schnellere Erholung und könne langfristig dazu führen, dass zu wenig investiert wird. Das wiederum hemme die wirtschaftliche Konvergenz der Euro-Staaten weiter, hob der Ökonom in seiner Rede hervor. Die zentrale Rolle könne dabei nicht der Zentralbank zu kommen. Hier sei die Wirtschaftspolitik der Staaten gefragt.

Allerdings bestehe dabei moderater Reformbedarf, wie Prof. Dr. Mario Monti, früherer EU-Kommissar für den Binnenmarkt und für Wettbewerb, in seiner Rede diagnostizierte: "Die politischen Rahmenbedingungen in Europa sind nicht furchtbar schlecht - wir brauchen keine Revolution, aber einige marginale Anpassungen." Hierbei dürfe es nicht zu einem Aufweichen der Regeln der Staatengemeinschaft kommen. Vieles was von deutschen und nordeuropäischen Politikern gefordert wird, sei richtig. "Deutschland sollte stolz auf den Euro als sein bestes Exportprodukt sein", lobte Monti.

Warum es trotz der europäischen Bemühungen weitaus mehr erfolgreiche Unternehmensgründer in den USA gibt, erklärte Unternehmer Andreas von Bechtolsheim, der telefonisch aus dem kalifornischen Silicon-Valley zur SEEK-Konferenz zugeschaltet wurde.

Doch was fehlt Europa, um wirklich innovatives Unternehmertum zu ermöglichen? Dieser Frage widmete sich eine Podiumsdiskussion mit Dr. Gitte Neubauer, Chefin der Cellzome GmbH und Gewinnerin des EU-Innovationspreises für Frauen 2011, Frédérique Sachwald, PhD, Leiterin der Direktion für Forschung und Entwicklung im französischen Ministeriums für höhere Bildung und Forschung, Franz Fehrenbach, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Robert Bosch GmbH, sowie Dr. Georg Licht, Leiter des ZEW-Forschungsbereichs "Industrieökonomik und Internationale Unternehmensführung". Moderiert wurde die Debatte von ZEW-Präsident Fuest. Auf dem Podium herrschte schnell Konsens darüber, dass es in Europa weniger an den Ideen für Unternehmensgründen fehlt, sondern dass vielmehr der Weg zur erfolgreichen Gründung und Finanzierung eines neuen Unternehmens schwieriger ist als in der Gründernation USA.

Anhand von Forschungsdaten zum US-amerikanischen Marktgeschehen zeigte Ufuk Akcigit, PhD, Assistant Professor an der University of Chicago und Postdoktorand am privaten US-Wirtschaftsforschungsinstitut National Bureau of Economic Research (NBER), dass Innovationen enorm zum Anteil der Spitzeneinkommen in den Vereinigten Staaten beitragen. Der Unterschied zwischen den Innovationsstandorten USA und Europa rühre vor allem daher, dass es jungen Unternehmen auf dem alten Kontinent an Zugang zu Kapital und den nötigen Technologien fehle. Damit nicht genug: "Europa mangelt es an Investitionen in die akademische Bildung", ergänzte Akcigit in seiner Rede am zweiten Konferenztag (9. Oktober 2015). Ein stark vernetztes Hochschulsystem wie in den USA führe zu Übertragungseffekten von der Wissenschaft in den Markt.

Was Nordamerika und Europa indessen verbindet, sind groß angelegte Pläne auf politischer Ebene, um flächendeckend für jeden Haushalt einen Breitband-Internetzugang zu schaffen. Eine beliebte Diskussion unter Entscheidungsträgern dreht sich dabei um die sogenannte digitale Kluft, also das sozioökonomische Problem: Wer hat eine Chance auf Zugang und Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien wie dem Internet - und wer nicht. Prof. Tommaso Valletti, PhD, von der Imperial College Business School in London widmete sich in seinem Vortrag der Frage, ob diese Kluft geschlossen werden kann und soll. Seine Forschung legt dar: Die Entbündelung von Teilnehmeranschlussleitungen in Großbritannien hat durchaus die Qualität des Netzes verbessert. Mit anderen Worten: "Geschwindigkeit zählt", betonte Valletti - messbar daran, dass mit der Verbesserung der Netzgeschwindigkeit ein Anstieg der Immobilienpreise einhergehe. In letzter Konsequenz zeige sich, dass das Internet die Politik beeinflusst, indem etwa Steuern gesenkt werden.

Die SEEK-Jahreskonferenz 2015 fand vom 8. bis 9. Oktober am ZEW in Mannheim statt. Die fünfte Auflage der Konferenz trug den Titel: "Overcoming the Crisis: How to Foster Innovation and Entrepreneurship in a Diverging European Economy?" Neben den Vorträgen prominenter Redner standen zahlreiche wissenschaftliche Sessions zu aktuellen Innovationsthemen und Wirtschaftspolitik auf dem Programm.

"Strengthening Efficiency and Competitiveness in the European Knowledge Economies" - kurz SEEK - hat sich seit dem Jahr 2010 durch praxisnahe Forschungsarbeit der Analyse der europäischen Wirtschaftspolitik verschrieben. Seither wurden 35 SEEK-Forschungsprojekte unter anderem zu den Bestimmungsfaktoren für die Richtung des technologischen Wandels, Erwartungsbildung mit Blick auf Zukunftsmärkte und -produkte sowie zum organisatorischen Wandel in Unternehmen realisiert. Derzeit laufen sechs SEEK-Projekte.

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