ZEW-Umfrage bei Finanzmarktexperten - Konsolidieren statt Konjunktur stimulieren

Forschung

Für die Politik ist jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, um von Konjunktur belebenden Maßnahmen, wie etwa staatlichen Kredit- und Bürgschaftsprogrammen, auf einen Sparkurs umzuschwenken. Davon zeigt sich eine große Mehrheit der 263 Finanzmarktexperten überzeugt, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Rahmen des monatlichen ZEW-Finanzmarkttests befragt hat.

Für knapp drei Viertel der Befragten hat die Konsolidierung des Bundeshaushalts jetzt oberste Priorität. Dagegen halten nur 24 Prozent der Umfrageteilnehmer Konjunktur stimulierende Maßnahmen weiterhin für notwendig. Dies signalisiert eine klare Unterstützung staatlicher Sparbemühungen. Allerdings ist nur die Hälfte der befragten Experten der Meinung, dass die bisher von der Bundesregierung geplanten Sparmaßnahmen ausreichen, um das Defizit im Bundeshaushalt deutlich zu verringern. Die anderen 50 Prozent dagegen halten zusätzliche Sparanstrengungen für zwingend notwendig, um das Ziel, den Haushalt bis zum Jahr 2014 um rund 80 Milliarden Euro zu entlasten, tatsächlich zu erreichen.

Als weitere Sparmaßnahmen empfehlen 92 Prozent der Befragten, den Rotstift bei den Subventionen anzusetzen. Des Weiteren spricht sich eine Mehrheit von 67 Prozent dafür aus, den reduzierten Mehrwertssteuersatz von sieben Prozent auf Höhe des regulären Satzes von 19 Prozent anzuheben. Mit 21 Prozent der Befragten befürwortet hingegen nur eine Minderheit eine Erhöhung der Einkommensteuer, während 48 Prozent der Experten eine solche Maßnahme sogar für schädlich halten.

In der Frage weiterer Sparmaßnahmen im Sozialbereich sind sich die Finanzmarktexperten nicht einig. Vielmehr halten sich Gegner und Befürworter weiterer Kürzungen des Sozialetats in etwa die Waage.

Hinsichtlich möglicher Auswirkungen des Sparpakets auf deutsche Aktien ist die Finanzbranche zurückhaltend: Fast vier Fünftel der Experten erwarten, dass sich die Konsolidierung nicht auf die Unternehmenswerte auswirken wird.

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Dr. Christian David Dick, E-Mail: dick@zew.de