ZEW-CS Finanzmarkttest für die Schweiz - Konjunkturerwartungen weitgehend unverändert auf niedrigem Niveau

Konjunkturindikator Schweiz

Der Finanzmarkttest Schweiz des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Kooperation mit der Credit Suisse zeigt im April ein nahezu unverändertes Bild der Konjunkturerwartungen. Der ZEW-CS-Indikator für die Konjunkturerwartungen verbesserte sich leicht um 0,3 Punkte auf -71,4 Punkte. Die Mehrheit der Befragten geht damit immer noch von einer Abschwächung der Wirtschaftsdynamik in der Schweiz in den kommenden sechs Monaten aus. Die Einschätzung der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage bleibt dagegen weitgehend positiv (65,3 Punkte). Ein Anteil von 38,8 Prozent der Umfrageteilnehmer erwartet in den nächsten Monaten keine Veränderung des Inflationsumfelds, während 24,5 Prozent (+9,3 Prozent) von einer künftig moderateren Inflationsrate ausgehen. Die Zinserwartungen sind im April weitgehend unverändert geblieben und die überwiegende Mehrheit der Befragten (73,5 Prozent) erwartet weiterhin keine Veränderung der kurzfristigen Zinsen. Die Resultate der Sonderfrage zeigen, dass nach dem Rekordüberschuss der Ertragsbilanz der Schweiz im letzten Jahr mehrheitlich ein niedrigerer Saldo für 2008 erwartet wird.

In der aktuellen Umfrage des Schweizer Finanzmarktreports fallen die wirtschaftlichen Erwartungen für die Schweiz zum ersten Mal seit fünf Monaten leicht positiver aus, verharren jedoch deutlich im negativen Bereich. So prognostizieren gut drei Viertel der befragten Finanzmarktexperten eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Dynamik in den nächsten sechs Monaten. Lediglich 4,1 Prozent der Umfrageteilnehmer erwarten eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage. Der ZEW-CS-Indikator für die Konjunkturerwartungen steigt damit um 0,3 Punkte auf einen Wert von -71,4 Punkte. Die aktuelle wirtschaftliche Situation wird nach wie vor äußerst positiv beurteilt. 65,3 Prozent der Befragten bewerten die derzeitige Schweizer Wirtschaftslage als "gut" und 34,7 Prozent als "normal". Keiner der Experten erachtet die Konjunktursituation als "schlecht". Der Saldo sinkt jedoch leicht um 4,3 Punkte auf 65,3 Punkte.

Bezüglich der Inflation unterscheiden sich die Meinungen der Finanzmarktexperten deutlich. Vor allem der anhaltend hohe Ölpreis ließ auch die Schweizer Teuerungsrate zuletzt stark ansteigen. Von einer weiteren Erhöhung gehen 36,7 Prozent der Teilnehmer aus (+6,3 Prozent im Vergleich zum Vormonat). Der Anteil der Experten, die eine Reduktion der Teuerung erwarten, steigt ebenfalls deutlich um 9,3 Prozent auf 24,5 Prozent. Der Indikator für die Inflationsrate sinkt daher nur leicht um 3,0 Punkte auf 12,2 Punkte.

Bei den kurzfristigen Zinsen sinkt der Saldo geringfügig um 1,8 Punkte auf -6,1 Punkte. Die große Mehrheit der Experten (73,5 Prozent) prognostiziert keine Veränderung. 10,2 Prozent der Befragten erwarten ein ansteigendes Zinsniveau, während 16,3 Prozent einen Rückgang der kurzfristigen Zinsen in den kommenden sechs Monaten vorhersagen. Bei den langfristigen Zinsen gehen 43,8 Prozent (+0,3 Prozent) der Umfrageteilnehmer von einer Erhöhung aus. Keine Veränderung erwarten hingegen 56,3 Prozent (+10,6 Prozent).

Nachdem der Swiss Market Index (SMI) Ende März wieder Boden gutgemacht hatte, tendierte er zuletzt wieder schwächer. Mehr als die Hälfte (55,6 Prozent) der Experten erwartet dennoch, dass die Aktienkurse mittelfristig wieder ansteigen werden. Mit unveränderten oder sinkenden Kursen rechnen dagegen jeweils 22,2 Prozent der Umfrageteilnehmer. Der entsprechende Saldo steigt damit deutlich um 15,1 Punkte auf 33,3 Punkte.

Hinsichtlich der Währungsentwicklung gehen zwar immer noch viele Umfrageteilnehmer von einer weiteren Aufwertung des Schweizer Frankens aus, doch ist diese Tendenz nicht mehr so deutlich wie im Vormonat. Nur noch 36,2 Prozent (–9,2 Prozent) der Finanzmarktexperten prognostizieren eine Fortsetzung des Aufwärtstrends des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro. Gut die Hälfte (53,2 Prozent) der Experten erwartet keine Veränderung. Damit sinkt der entsprechende Saldo um 13,6 Punkte auf 25,5 Punkte.

Eine deutliche Mehrheit (58,7 Prozent) der Teilnehmer prognostiziert, dass der Ölpreis nicht auf dem hohen Niveau verbleibt, sondern wieder sinken wird. Eine weitere Erhöhung erwarten lediglich noch 15,2 Prozent (–3,0 Prozent) der Befragten.

Auch beim Goldpreis sinkt der Anteil derer, die eine weitere Erhöhung erwarten, um 11,4 Prozent auf 36,2 Prozent. Weiterhin prognostizieren etwa 40 Prozent, dass der Goldpreis sinken wird.

Bei der Gewinnsituation der Unternehmen erachten fast 70 Prozent (+11,5 Prozent) der Teilnehmer eine Verschlechterung als das wahrscheinlichste Szenario. Hingegen erwarten nur 4,3 Prozent eine Aufhellung der Gewinnsituation bei den Firmen.

Gut 40 Prozent der Befragten schätzen die Lage auf dem Arbeitsmarkt auf Sicht von sechs Monaten pessimistischer ein. Eine unveränderte Arbeitslosenrate auf Sicht von sechs Monaten erwarten dagegen noch 46,8 Prozent (–17,6 Prozent) der Experten.

Im Rahmen der Sonderfrage wurden die Finanzmarktexperten diesen Monat gebeten, eine Einschätzung der Entwicklung der Ertragsbilanz zu geben. Ein Anteil von 72 Prozent der Befragten ist der Ansicht, dass der Rekordstand aus dem Vorjahr (85,6 Milliarden Schweizer Franken) im Jahr 2008 nicht mehr erreicht werden wird. Dennoch erwarten 42 Prozent der Befragten, dass es auch im laufenden Jahr erneut zu einem Nettokapitalzufluss kommen wird. Weitere Details finden sich in der neusten Ausgabe des Finanzmarktreports Schweiz .

Ablauf der Umfrage und Methodologie

Eine analoge monatliche Untersuchung für Deutschland führt das ZEW seit 1991 durch. Ziel der Schweizer Umfrage ist, Indikatoren sowohl für das allgemeine Konjunkturklima der Schweiz als auch für den schweizerischen Dienstleistungssektor zu entwickeln.

Im Einzelnen werden die Finanzexperten nach ihren mittelfristigen Erwartungen befragt, die sie für wichtige internationale Finanzmärkte hinsichtlich der Entwicklung der Konjunktur, der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse haben. Zusätzlich werden die Finanzexperten um eine Einschätzung der Ertragslage der Unternehmen in folgenden schweizerischen Dienstleistungsbranchen gebeten: Banken, Versicherungen, Konsum/Handel, Telekommunikation und insgesamt.
Die Salden ergeben sich aus der Differenz der positiven und der negativen Anteile. Die Werte in Klammern zeigen die Veränderungen jedes Indikators gegenüber dem Vormonat.

Für Rückfragen zum Inhalt

Dr. Gunnar Lang, Telefon: 0621/1235-372, E-Mail: lang@zew.de

Fabian Heller (CS), Telefon: +41/44/3329061, E-Mail: fabian.heller@credit-suisse.com