ZEW-CS Finanzmarkttest für die Schweiz: Einschätzung der gegenwärtigen Lage etwas weniger positiv als im Vormonat - ZEW Credit Suisse Indikator bezüglich der Konjunkturerwartungen sinkt weiter auf -21,3 Punkte

Konjunkturindikator Schweiz

In der im November vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Zusammenarbeit mit Credit Suisse (CS) durchgeführten Umfrage hat sich die Einschätzung der Finanzmarktexperten bezüglich der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage nach dem Höchststand im Vormonat leicht verschlechtert. Der ZEW Credit Suisse Indikator für die Erwartungen bezüglich der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung fällt erneut, auf jetzt -21,3 Punkte. Noch 11,5 Prozent der Umfrageteilnehmer erwarten eine weitere Verbesserung der konjunkturellen Dynamik, während 32,8 Prozent mit einer geringeren Dynamik rechnen.

Der Indikator für die Inflationsrate zeigt einen grösseren Anteil derer, die nach den äußerst tiefen Inflationszahlen im Oktober mit einem diesbezüglichen Anstieg rechnen. Ein deutlich größerer Anteil der Umfrageteilnehmer (45,9 Prozent) erwartet eine Aufwertung des Schweizerfrankens gegenüber dem Euro als eine weitere Abwertung (8,2 Prozent). Über 80 Prozent der Befragten rechnen mit weiteren Zinserhöhungen durch die Schweizerische Nationalbank.

Das Ergebnis der Umfrage zur aktuellen Wirtschaftslage unterstreicht einmal mehr die sehr positive gegenwärtige Situation. Der entsprechende Indikator liegt mit 93,4 Punkten nur leicht unter dem Ergebnis von Oktober, als der Wert vermutlich seinen vorläufigen Zenit erreichte. Ein Blick auf die Zukunftsaussichten zeigt hingegen eine deutlichere Veränderung im Vergleich zur Oktobererhebung, wenngleich sich die Dynamik des Rückgangs, ähnlich wie in der Umfrage zu Deutschland, abgeschwächt hat. Der Indikator für die kommende Wirtschaftsentwicklung setzt seine Tendenz nach unten fort und liegt nunmehr bei -21,3 Punkten. Während lediglich 11,5 Prozent der Umfrageteilnehmer mit einer weiteren Verbesserung des wirtschaftlichen Momentums rechnen, erwarten 32,8 Prozent eine Verschlechterung. Der Rest - deutlich mehr als die Hälfte der Teilnehmer - hält ein Andauern der sehr guten Lage während der nächsten sechs Monate für das wahrscheinlichste Szenario. Eine schwächere Dynamik der US-Wirtschaft und ein moderateres Wachstum in Europa verringern die externen Impulse. Das Schweizer Wachstum präsentiert sich allerdings breiter abgestützt. Der ungebrochen positive Trend am Arbeitsmarkt, der auch dem Konsumentenvertrauen weiteren Auftrieb verliehen hat, unterstützt unter anderem den Wachstumsbeitrag des privaten Konsums.

Der Trend bei den Erwartungen einer sinkenden Inflation wurde diesen Monat vorerst gestoppt. Für die kommenden sechs Monate erwarten die Befragten vermehrt steigende Inflationsraten. Der dafür relevante Wert liegt mit nunmehr 16,4 Punkten um 5,8 Punkte über dem Ergebnis der Oktoberumfrage. Allerdings muss dies vor dem Hintergrund der stark zurückgegangenen Inflation auf nur 0,3 Prozent (YoY) im Oktober gesehen werden. Der Anteil der Umfrageteilnehmer, die eine weitere Zinserhöhung durch die Schweizerische Nationalbank erwarten, ist gegenüber der letzten Erhebung leicht gestiegen und liegt nun bei 83,6 Prozent. Weniger wahrscheinlich erscheint den Umfrageteilnehmern ein Anstieg der langfristigen Zinsen, dies erwarten nur 50,8 Prozent.

Die Auswertung der Umfrage bezüglich der erwarteten Wechselkursentwicklung des Schweizerfrankens zum Euro zeigt, dass die Teilnehmer mittelfristig tendenziell eher eine Aufwertung erwarten. Dies folgt auf eine weitere Abschwächung des Schweizerfrankens gegenüber dem Euro im Vergleich zum Vormonat. Nur 8,2 Prozent gehen momentan von einer weiteren Abwertung aus, 45,9 Prozent halten einen wieder stärkeren Franken für wahrscheinlicher. Ein Großteil der Umfrageteilnehmer (75,9 Prozent) erwartet, dass die Zinsdifferenz zwischen dem Euroraum und der Schweiz unverändert bleiben wird.

Da die vorliegende Erhebung seit einem halben Jahr monatlich durchgeführt wird, lohnt eine genauere Analyse der Umfrage zu den Ertragsaussichten der Dienstleistungsbranche. Analog zu den sinkenden Erwartungen hinsichtlich der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung fällt auch der Gesamtindikator für die Ertragsentwicklung der Dienstleistungsbranche, auch wenn zwischen den einzelnen Branchen differenziert werden sollte. Die Salden für Versicherungen und Banken verlaufen weitgehend parallel zum Saldo der Gesamtbranche. Versicherungen werden in allen bisherigen Umfragen überdurchschnittlich eingeschätzt. Der Saldo der Banken liegt hingegen immer leicht unter dem Durchschnitt des Gesamtsektors. Die Gewinnerwartungen für die Unternehmen der Konsum- und Handelssparte übersteigen in der aktuellen Umfrage erstmals den Saldo der gesamten Dienstleistungsbranche. Für den Bereich Telekommunikation werden hingegen nach wie vor rückläufige Gewinne prognostiziert.

Die Spezialfrage bezog sich im November auf die Einschätzung hinsichtlich der Aktienmarktentwicklung. Details finden sich in der neusten Ausgabe des Finanzmarktreport Schweiz.

Ablauf der Umfrage und Methodologie

Eine analoge monatliche Untersuchung für Deutschland führt das ZEW seit 1991 durch. Ziel der Schweizer Umfrage ist, Indikatoren sowohl für das allgemeine Konjunkturklima der Schweiz als auch für den schweizerischen Dienstleistungssektor zu entwickeln.

Im Einzelnen werden die Finanzexperten nach ihren mittelfristigen Erwartungen befragt, die sie für wichtige internationale Finanzmärkte hinsichtlich der Entwicklung der Konjunktur, der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse haben. Zusätzlich werden die Finanzexperten um eine Einschätzung der Ertragslage der Unternehmen in folgenden schweizerischen Dienstleistungsbranchen gebeten: Banken, Versicherungen, Konsum/Handel, Telekommunikation und Gesamt.

Die Salden ergeben sich aus der Differenz der positiven und der negativen Anteile. Die Werte in Klammern zeigen die Veränderungen jedes Indikators gegenüber dem Vormonat.

Detaillierte Ergebnisse enthält der "Finanzmarktreport Schweiz", der monatlich in Englisch erscheint.

Ansprechpartner

Gunnar Lang (ZEW), Telefon: +49/621/1235-372, E-Mail: lang@zew.de 

Thomas Herrmann (CS), Telefon: +41/44/333-5062, E-Mail: thomas.herrmann@credit-suisse.com