ZEW-Ökonomin Sarra Ben Yahmed zum Equal Pay Day

ZEW-Ökonomin Sarra Ben Yahmed fordert familienpolitische Reformen.

Ab April 2024 können Eltern nur noch einen Monat bezahlte Elternzeit gemeinsam nehmen; bisher waren es sieben Monate. Die restliche bezahlte Elternzeit muss getrennt voneinander genommen werden. Ziel dieser Reform ist es, eine gleichmäßigere Aufteilung der Kinderbetreuung zwischen Vater und Mutter zu fördern. Dr. Sarra Ben Yahmed, Senior Researcher im Forschungsbereich „Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen“ am ZEW Mannheim, erklärt dazu:

„Die neue Regelung soll Väter ermutigen, mehr Zeit alleine mit ihrem Kind zu verbringen. Das hilft ihnen, die gesamte Verantwortung für die Kinderbetreuung zu übernehmen. Langfristig wirkt sich das positiv auf die familiäre Aufgabenverteilung, das weibliche Arbeitskräfteangebot und letztlich auch auf die sozialen Normen und das geschlechtsspezifische Lohngefälle aus. Bisher führt die Geburt des ersten Kindes zu einem deutlich steigenden Lohngefälle zwischen Müttern und Vätern, weil die Mütter oft mehr Haus- und Erziehungsarbeit leisten müssen. Dies wirkt sich negativ auf ihre Karriere aus.

In einer Studie untersuchten wir, wie sich Telearbeit im Homeoffice während der Corona-Pandemie auf die Zeiteinteilung in Familien auswirkt. Im Ergebnis wendet der Elternteil, der pandemiebedingt daheim arbeitet, mehr Zeit für die Kinderbetreuung auf. In Haushalten, in denen der Vater flexibel von zuhause arbeitet, verringerten sich die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Kinderbetreuung und den Arbeitszeiten. Im umgekehrten Fall führte dies zu einer zunehmend ungleichen Aufteilung der Kinderbetreuung und zu einer Doppelbelastung aus Kinderbetreuung sowie Haus- und Erwerbsarbeit für Mütter. Dies zeigt, dass flexible Arbeitsregelungen alleine nicht ausreichen, um eine gleichmäßigere Aufteilung der Kinderbetreuung zwischen Müttern und Vätern zu fördern.

Stattdessen sind familienpolitische Reformen notwendig. Die Verkürzung der gemeinsam genommenen, bezahlten Elternzeit ist ein Ansatz. Allerdings kann er auch das Gegenteil bewirken, wenn die Änderung einige Väter davon abhält, mehr als den einen gemeinsamen Monat in  Elternzeit zu gehen. Um die Beteiligung von Vätern an der Kinderbetreuung in der Gesellschaft  zu verändern und dadurch die Karriere von Frauen zu fördern,  müssen die Anreize für eine alleinige Elternzeit von Vätern entweder gestärkt oder entsprechende Vätermonate sogar verbindlich eingeführt werden.“