Workshop diskutiert die Integration von Zugewanderten und Einstellungen zu Migrationsthemen

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Fünf Jahre nach „Wir schaffen das!“

Der internationale Workshop „Immigration, Integration and Attitudes” am ZEW Mannheim beschäftigte sich mit der Aufnahme und Integration von Geflüchteten sowie weiteren Aspekten rund um das Thema Migration.

Vor fünf Jahren sagte Angela Merkel den bemerkenswerten Satz „Wir schaffen das“ – mitten in einer Krisensituation, immer mehr Menschen drängten über die Balkanroute nach Europa. Doch wie gestaltet sich die Integration dieser Menschen in die Länder, die sie aufnehmen? Welche Rückwirkungen hat die Aufnahme und Integration der Geflüchteten auf die Einstellungen zu Migrationsthemen in diesen Ländern? Diese und weitere Fragen diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am 22. und 23. September 2020 im internationalen Workshop „Immigration, Integration and Attitudes” am ZEW Mannheim.

Der Workshop wurde von der ZEW-Nachwuchsforschungsgruppe „Integration von Migranten/-innen und Einstellungen zum Sozialstaat“ (IMES) in enger Kooperation mit dem Mannheimer Zentrum für europäische Sozialforschung (MZES) der Universität Mannheim organisiert und vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) im Rahmen seines Fördernetzwerkes interdisziplinäre Sozialpolitikforschung (FIS) unterstützt. Seit Beginn der Corona-Pandemie war dies der erste ZEW-Workshop im hybriden Format: sowohl vor Ort am ZEW als auch online mittels Video-Konferenz.

Entwicklung der Zuwanderungspolitik bringt Integrationserfolge

In der ersten Keynote berichtete Thomas Bauer, Vizepräsident des RWI Essen und Professor für empirische Wirtschaftsforschung an der Ruhr-Universität Bochum, aus der Zeit seit der sogenannten Flüchtlingskrise, in der er dem Sachverständigenrat für Integration und Migration vorstand. Anhand mehrerer Gesetzesänderungen zeichnete er die Entwicklung der deutschen Zuwanderungspolitik nach und erläuterte was diese für die Integrationserfolge der Geflüchteten bedeuten könne. Innerhalb Deutschlands gäbe es bei der Verteilung der Geflüchteten massive regionale Unterschiede, beispielsweise bei der Erstattung der Kosten von Integrationsmaßnahmen an die Kommunen. Dies habe wiederum Auswirkungen auf die Einstellungen der einheimischen Bevölkerung. Die Arbeitsmarktintegration dieser vergleichsweise jungen und überproportional männlichen Kohorte ist bisher zügiger als bei bisherigen Kohorten verlaufen. Dabei wies er auf Risiken hin, die sich einerseits aus der langen Phase der Unsicherheit nach der Ankunft in Deutschland ergeben, andererseits aber auch aufgrund der Corona-Pandemie, welche die Geflüchteten am Arbeitsmarkt besonders hart treffen dürfte.

Einbürgerung als positives Signal für Geflüchtete

Dominik Hangartner, Professor für Politikanalyse und Co-Direktor des Immigration Policy Lab an der ETH Zürich, erläuterte in der zweiten Keynote, wie der Erhalt der Staatsbürgerschaft die Integration von Zugewanderten beschleunigt und welche konkreten Handlungsoptionen die Politik dabei hat. Dieses Thema ist in Deutschland besonders relevant, da ab dem Jahr 2021 zahlreiche Geflüchtete die Voraussetzungen für eine Einbürgerung erfüllen werden. In Untersuchungen aus der Schweiz zeigt sich, dass die Einbürgerung und der Erhalt der Staatsbürgerschaft des Landes die Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt um bis zu 50 Prozent reduziert, zumindest bei Personen, die bereits sechs bis zehn Jahre im Land leben und das nötige Einkommen vorweisen. Außerdem erhöht die Staatsbürgerschaft das Einkommen von Migranteninnen und Migranten auf lange Sicht signifikant, wovon besonders Personen am unteren Ende der Einkommensskala profitieren. Er berichtete abschließend davon, wie in der Praxis einfache und kostengünstige Informationskampagnen zu einem starken Anstieg von Anträgen und Einbürgerungen geführt haben. Davon dürfe man sich neben wirtschaftlichem Nutzen auch positive Auswirkungen auf die Identifikation mit dem Gastland und auf demokratische Partizipation erhoffen.

Breites Themenspektrum für aktiven wissenschaftlichen Austausch

Neben den beiden Keynotes wurden 16 wissenschaftliche Beiträge aus den Bereichen der Volkswirtschaftslehre, Soziologie und Politikwissenschaft vorgestellt. Das Themenspektrum reichte dabei von Integrationsmaßnahmen wie Sprachtrainings und Cash-Transferprogrammen über verschiedene Dimensionen der (Arbeitsmarkt-)Integration, bis hin zu politischen Rückwirkungen auf Einstellungen und Wahlverhalten. Neben dem inhaltlichen Programm hatten die Teilnehmenden die Option, sich in virtuellen Kaffeepausen in zufällig zusammengesetzten Gruppen informell auszutauschen. Dieses durchweg positiv aufgenommene Format ergänzte die ansonsten klassischen Möglichkeiten zum wissenschaftlichen Austausch.

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