Prof. Volker Wieland, PhD, sprach beim ZEW Research Seminar über Anregungen für die Politikanalyse nach der Finanzkrise

Konferenzen

Ende Januar gab es im Rahmen des ZEW Research Seminars ein besonderes Highlight. Prof. Volker Wieland, Ph.D. von der Universität Frankfurt hielt einen Vortrag über neue Ansätze der wirtschaftspolitischen Analyse nach der Finanz- und Wirtschaftskrise.

Zu Beginn ging seines Vortrags ging Wieland auf die aktuelle Kritik der Medien an der Makroökonomik ein. So hätten Ökonomen die Finanzkrise nicht vorhergesagt, ebenso seien die verwendeten allgemeinen dynamischen Gleichgewichtsmodelle realitätsfern. Weiterhin nannte er Krugmans und Buiters Ansicht der scheinbaren Nutzlosigkeit der modernen Makroökonomie.
Als Antwort auf diese Kritik präsentierte Wieland, wie sich die Robustheit der makroökonomischen Politikanalyse nach der Erfahrung mit der Finanzkrise seiner Auffassung nach verbessern kann: Im Zentrum seines Vorschlags steht der Aufbau einer Plattform im Internet, die mit verschiedenen Modellen arbeitet und so eine vergleichende Analyse über verschiedene Erklärungsansätze erlaubt. Durch die erhöhte Konkurrenz der Modelle sollen robustere Politikempfehlungen erstellt werden und Forschungsergebnisse einfacher zu überprüfen sein. Außerdem sollen dynamische stochastische Modelle der Gesamtwirtschaft mit einem Banken- und Finanzsektor sowie Abweichungen von rationalen Erwartungen weiterentwickelt werden.

Am Beispiel der Finanzkrise zeigte Wieland ferner, dass die gängigen Modelle zwar die Rezession nicht richtig vorhersagten, Expertenschätzungen aber zugleich noch schlechter abschnitten. Dies ist bemerkenswert, da Experten nicht auf bestimmte Variablen festgelegt seien und deshalb mehr Spielraum bei der Prognose hätten. Abschließend betrachtete er die Stimuluspakete während der Finanzkrise mit verschiedenen Modellen und kam zu der Schlussfolgerung, dass die Auswirkungen der Krise auf das BIP hinter den schlimmsten Erwartungen zurückblieben.

Volker Wieland ist Professor für Geldtheorie und –politik an der Goethe Universität Frankfurt. Nach seinem Studium der Volkswirtschaftslehre an der Universität Würzburg, der State University of New York at Albany und dem IfW Kiel promovierte er 1995 an der Stanford University. Bis zu seinem Wechsel nach Frankfurt war er als (Senior) Ökonom für das Federal Reserve Board in Washington tätig. 2008 erhielt er den Wim Duisenberg Research Fellowship der EZB.
Wieland forscht auf den Gebieten Fiskal- und Geldpolitik, Konjunkturzyklen und makroökonomischen Modellen, wobei er unter anderem durch Arbeiten zur Verminderung von Deflationsrisiken und einer robusteren Zinspolitik bekannt wurde. Weiterhin arbeitet er an der Entwicklung einer vergleichenden Analyse verschiedener makroökonomischer Modelle.

Dr. Marcus Kappler, kappler@zew.de

Beim ZEW Research Seminar geben ZEW-Wissenschaftler und externe Referenten Einblicke in den Forschungsstand ausgewählter Fachgebiete und Forschungsprojekte. Besondere Höhepunkte sind die Vorträge renommierter nationaler und internationaler Wissenschaftler.