Lieferantenmanagement, verzögerte Großprojekte und die Verteilung von Geflüchteten als Themen im Marktdesign-Workshop

Workshop

Cuihong Li (Universität Connecticut) beim Marktdesign-Workshop am ZEW.

Welche Mechanismen gibt es, um Flüchtlinge in den Zielländern besser zu verteilen? Wie kann die Auftragsvergabe der öffentlichen Hand effizienter werden? Und wie können Unternehmen ihren Lieferantenpool optimal gestalten? Diese und weitere Fragen aus dem Forschungsfeld Marktdesign diskutierten etwa 30 internationale Forscher/innen und Praktiker/innen aus der Industrie beim ZEW-Workshop zum Thema Marktdesign am 13. und 14. Februar 2017 in Mannheim.

Trotz des permanenten weltweiten Anstiegs der Flüchtlingszahlen ist die lokale Verteilung bei der Umsiedlung von Geflüchteten weiterhin meist eine Ad-Hoc-Entscheidung und nicht systematisch geregelt. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen schätzt, dass im Jahr 2017 mehr als eine Million Geflüchtete dauerhaft nicht in ihre Heimat zurückkehren können. Dennoch werden die bestehenden Umsiedlungskapazitäten nicht vollständig genutzt, obwohl es grundsätzlich einen Mangel gibt. Mit Blick auf diesen Umstand präsentierte Alex Teytelboym von der Universität Oxford seine Forschung über Zuteilungsmechanismen, mit denen die Verteilung von Geflüchteten und ihren Familien innerhalb des Ziellandes verbessert werden können. Ein wichtiger Bestandteil dieser Mechanismen ist die Berücksichtigung der Präferenzen der Flüchtlinge und die der verschiedenen Regionen. Diese Mechanismen sollten so gestaltet sein, dass die wahrheitsgemäße Angabe der Präferenzen für die Geflüchteten optimal ist.

Strategische Beschaffung und Marktdesign

Zulieferer haben einen immer größeren Anteil an der Wertschöpfung und stellen teilweise hochgradig individualisierte und komplexe Güter bereit. In diesem Zusammenhang diskutierte Cuihong Li, Universität Connecticut, wie Unternehmen ihre Lieferantenpools optimal gestalten sollten. Die Ergebnisse ihrer Forschung zeigen, dass ein größerer Lieferantenpool zwar zu stärkerem Wettbewerb führt, jedoch auch Innovations- und Investitionsanreize der Zulieferer reduziert und somit höhere Preise und Ineffizienz zur Folge haben kann. Dabei wurde deutlich, dass die optimale Gestaltung entscheidend davon abhängt, ob die Innovationsbemühungen der Zulieferer beobachtbar sind. Zudem zeigt sich, dass Unternehmen stark profitieren, wenn sie sich frühzeitig auf einen Einkaufsmechanismus festlegen.

Öffentliche Beschaffung und Marktdesign

Einige Großprojekte, wie der Flughafen Berlin Brandenburg, die Hamburger Elbphilharmonie und Stuttgart 21, haben durch massive Verzögerungen und Kostenexplosionen Schlagzeilen gemacht, hier zeigt sich die Wichtigkeit der strategischen Gestaltung der öffentlichen Beschaffung. Ursächlich für solche Probleme sind häufig Planungsmängel, die Nachverhandlungen notwendig machen. Solche Nachverhandlungen sind nicht nur zeitintensiv, sondern oftmals auch starke Kostentreiber, da der Vertragspartner zu diesem Zeitpunkt nicht mehr im Wettbewerb mit anderen Anbietern steht. Fabian Herweg von der Universität Bayreuth präsentierte daher ein Marktdesign, das den Anbietern einen Anreiz gibt, Planungsmängel bereits vor der Auftragsvergabe zu melden und nicht auf Nachverhandlungen zu spekulieren.

Marktdesign am ZEW

Die Vorträge von renommierten Forscherinnen und Forschern aus dem Bereich des Marktdesigns wurden komplementiert durch Beiträge aus der Praxis. Gerade diese enge Verzahnung hochwertiger wissenschaftlicher Forschung und Expertise aus der Anwendungspraxis illustriert eine Stärke des ZEW mit seinem neuen Forschungsfeld Marktdesign.