USA überholen EU bei M&A im Bankensektor

M&A-Index

Seit 2011 haben sich US-Banken immer weiter von ihren EU-Konkurrenten entfernt.

Zehn Jahre nach dem Kollaps von Lehman Brothers sind Europas Banken im Vergleich zu US-Banken stark ins Hintertreffen geraten. Zwar entwickelten sich die Aktienkurse von Kreditinstituten in der Europäischen Union während der Finanzkrise ab 2007/08 etwas besser. Gemessen am Marktwert seit 2011, haben sich US-Banken aber immer weiter von ihren EU-Konkurrenten entfernt. Die erheblichen Unterschiede spiegeln sich auch in den Entwicklungen der Fusionen und Übernahmen (Mergers & Acquisitions, M&A) zwischen Banken beider Märkte seit dem Jahr 2006 wieder. Zu diesem Ergebnis kommen Untersuchungen des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, auf Basis der Zephyr-Datenbank von Bureau van Dijk.

So gab es bei der Anzahl der M&A-Transaktionen, bei denen US-Banken das Ziel waren, nach den Rückgängen im Verlauf der Finanz- und Wirtschaftskrise bereits im Jahr 2010 wieder einen Anstieg der Aktivitäten. Die Anzahl der M&A-Transaktionen, bei denen EU-Banken das Ziel waren, stiegen dagegen nach einem mehrjährigen Abwärtstrend erst wieder im Jahr 2014 stärker an. Ein weiterer Unterschied zwischen US- und EU-Bankensektor betrifft das Ausmaß der M&A-Aktivitäten unmittelbar nach der Krise im Vergleich zum Vorkrisenniveau. Im US-Markt konnte das Vorkrisenniveau bereits im Jahr 2014 wieder übertroffen werden. Die Anzahl an M&A-Transaktionen zwischen Banken, bei denen das Ziel eine EU-Bank war, bleibt dagegen weiterhin hinter dem Vorkrisenniveau zurück, ungeachtet des Anstiegs im Jahr 2014. Trotz dieser schlechteren Rahmenbedingungen, gab es im Zeitraum von 2006 bis 2017 durchschnittlich mehr Transaktionen zwischen Banken, bei denen EU-Banken das Ziel waren.
 
Im bisherigen Jahresverlauf von Januar bis August 2018 ist die M&A-Aktivität unter Banken in den USA mit 64 Transaktionen allerdings hinter den Entwicklungen im Vorjahreszeitraum (75 Transaktionen) zurückgeblieben. Dies ist ein wenig verwunderlich, da die Steuerreform und Überarbeitungen bei der Bankenregulierung in den Vereinigten Staaten die Kapazität von US-Banken für Übernahmen erhöht haben. Mittelfristig sollten sich diese Faktoren allerdings positiv auf die M&A-Aktivität auswirken. In der EU gab es im gleichen Zeitraum 45 Transaktionen (42 im Vorjahreszeitraum). Auch in der EU werden mittelfristig mehr Transaktionen erwartet. Der primäre Treiber ist hier allerdings der Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit.

Für Rückfragen zum Inhalt

Frank Brückbauer, Telefon 0621/1235-148, E-Mail frank.brueckbauer@zew.de