Großunternehmen setzen trotz Wirtschaftsflaute weiter auf Innovation

Forschung

Die Innovationsstärke der Unternehmen ist eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg der deutschen Wirtschaft im internationalen Wettbewerb. Die Bereitstellung von genügend Finanzmitteln zur Verbesserung oder Neuentwicklung von Produkten und Dienstleistungen beziehungsweise Fertigungs- und Verfahrenstechniken durch die Unternehmen ist daher auch von großer Bedeutung für die Sicherung von Arbeitsplätzen.

Befürchtungen, dass die Unternehmen in der konjunkturell schwierigen Situation der vergangenen zwei Jahre ihre Innovationsausgaben zurückgeschraubt haben könnten, scheint der jetzt vorgelegte Bericht des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zum Innovationsverhalten der deutschen Wirtschaft indessen nicht zu bestätigen. Vielmehr ist in 2002 ein deutlicher Aufwärtstrend bei den Innovationsausgaben der deutschen Wirtschaft zu beobachten, der sich nach Angaben der Unternehmen - in abgeschwächter Form - bis 2004 fortsetzen wird.

Im verarbeitenden Gewerbe erreichten die Innovationsaufwendungen in 2002 mit fast 68 Milliarden Euro einen neuen Höchstwert. Im Jahr 2000 waren es noch 60 Milliarden Euro. Auch für 2003 und 2004 gehen die Unternehmen dieses Wirtschaftssektors von steigenden Innovationsausgaben aus, allerdings fällt dieser Anstieg mit nominell zwei Prozent deutlich geringer aus als in 2002.

Die unternehmensnahen Dienstleister (EDV / Telekommunikation, technische Dienste, Beratung, Banken/Versicherungen) gaben in 2002 mit 17 Milliarden Euro ebenfalls so viel Geld für Innovationen aus wie noch nie. Für 2003 gehen sie von einem weiteren leichten Anstieg der Innovationsbudgets aus, der allerdings in 2004 wieder zurückgenommen werden wird.

Die distributiven Dienstleister (Groß- und Einzelhandel, Reparatur von Kfz, Transportdienstleistungen, Grundstücks- und Wohnungswesen sowie Vermietung) hielten in 2002 ihre Innovationsaufwendungen mit neun Milliarden Euro weitgehend konstant, gehen allerdings für 2003 von einem starken Zuwachs auf zehn Milliarden Euro aus, für den vor allem der Verkehrssektor verantwortlich ist. Für 2004 wird damit gerechnet, das dann erreichte Innovationsniveau konstant zu halten.

In allen drei großen Wirtschaftssektoren weiteten vor allem die exportorientierten Branchen in den vergangenen Jahren ihre Innovationsbudgets kräftig aus. In den binnenmarktorientierten Branchen stagnieren die Innovationsanstrengungen dagegen schon seit vielen Jahren. Dies mag zum Teil erklären, weshalb die frohe Botschaft steigender Innovationsaufwendungen der Unternehmen von der Tatsache beeinträchtigt wird, dass diese vor allem auf das Konto der großen Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten geht. Dagegen ist der Anteil der kleinen und mittleren Unternehmen (kmU), die Innovationen eingeführt haben, im Jahr 2002 im Vergleich zum Vorjahr erneut zurückgegangen. Eine Umkehr dieses Trends ist bisher noch nicht in Sicht. Dies schwächt die Innovationsperformance der deutschen Wirtschaft in der Breite. Im verarbeitenden Gewerbe lag die Innovatorenquote im Jahr 2002 nur mehr bei 58 Prozent und bei den unternehmensnahen Dienstleistungen ging sie sogar auf 50 Prozent zurück. Bei den distributiven Dienstleistern war nur mehr jedes dritte Unternehmen mit Innovationen erfolgreich.

Ein Grund für die unterschiedliche Entwicklung der Innovationsaufwendungen von kmU und Großunternehmen kann in der Finanzierungssituation gesehen werden: Aufwendungen für Innovationsprojekte stellen Investitionen unter hoher Unsicherheit über die zukünftigen Erträge dar. Solche Investitionen werden daher von Unternehmen in aller Regel aus dem Cash-flow finanziert, weil Fremdkapital dafür nur schwer zugänglich ist. Hier hat anscheinend die schwierige Konjunktursituation den finanziellen Spielraum für Innovationsprojekte bei vielen kmU, deren Umsatzrendite ohnehin recht gering ist, stark eingeschränkt. Dagegen vermochten große Unternehmen aufgrund ihrer häufig höheren Profitabilität, mehr Geld für Innovationsprojekte bereitzustellen. Anreiz hierfür war wohl, bei einem Anziehen der Konjunktur sofort mit neuen Produkten und Verfahren Marktanteile sichern oder gewinnen zu können.

Ansprechpartner

Dr. Christian Rammer, Telefon: 0621/1235-184, E-Mail: rammer@zew.de