Unternehmensnahe Dienstleister: Konjunkturelle Situation verbessert

Forschung

Die Konjunktur im Wirtschaftszweig unternehmensnahe Dienstleistungen hat im erstenQuartal 1998 wieder an Fahrt gewonnen. Die Einschätzungen von Umsatz-, Nachfrage- und Personalsituation hat sich sowohl gegenüber dem Vorjahres- als auch gegenüber dem Vorquartal verbessert. Für einen anhaltenden Aufschwung des Wirtschaftszweiges unternehmensnahe Dienstleistungen sind die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen günstig.

Mehr Ausbildungsplätze erwartet, Weiterbildung spielt wichtige Rolle

Von einem Anziehen der Binnennachfrage, das viele Konjunkturbeobachter erwarten, wird dieser Wirtschaftszweig besonders profitieren. Während die gute konjunkturelle Situation sich auch in einem Aufwärtstrend bei den Beschäftigtenzahlen niederschlägt, bleibt sie im Wirtschaftszweig unternehmensnahe Dienstleistungen zumindest kurzfristig ohne Wirkung auf die Ausbildungsbereitschaft. Zwischen 1996 und 1998 hat sich der Anteil der Auszubildenden an den Gesamtbeschäftigten kaum verändert und liegt nun bei 4,5 Prozent.

Auch der Weiterbildungsbedarf ist auf hohem Niveau konstant geblieben. Mehr als 80 Prozent der unternehmensnahen Dienstleister sehen in ihren Firmen Weiterbildungsbedarf, der über die berufliche Erstausbildung hinausgeht. Diese Ergebnisse gehen aus einer repräsentativen Umfrage hervor, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, in Zusammenarbeit mit dem Verband der Vereine Creditreform, Neuss, im März 1998 durchgeführt hat. Zum Wirtschaftszweig unternehmensnahe Dienstleistungen zählen Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, Unternehmensberater, Architekten, technische Planer, Kfz-Vermieter, Maschinenvermieter, Speditions- und Logistikunternehmen, EDV-Dienstleister, Werbeagenturen sowie Unternehmen der Abfallwirtschaft.

Abfallwirtschaft im Abwärtstrend

Zwischen den einzelnen Branchen des Wirtschaftszweiges unternehmensnahe Dienstleistungen gibt es allerdings einige Unterschiede im Hinblick auf die konjunkturelle Situation. So entwickeln sich die Abfall- und Abwasserentsorger neben den Architekten und technischen Planern zunehmend zu Sorgenkindern unter den unternehmensnahen Dienstleistern. Dort haben sich fast alle Konjunkturindikatoren sowohl gegenüber dem Vorjahres- als auch gegenüber dem Vorquartal verschlechtert. Insbesondere die Entwicklung der Ertragslage wird als kritisch eingeschätzt. Wie die Architekten und technischen Planer sind die Unternehmen der Abfallwirtschaft nicht nur von einer abnehmenden Nachfrage nach ihren Dienstleistungen, sondern zunehmend auch durch Konkurrenz von "scheinprivatisierten" öffentlichen Unternehmen betroffen.

Viele Kommunen sind dazu übergegangen, Versorgungs-und Verkehrsbetriebe in eigenständige Firmen auszulagern, die dann Entsorgungs- und Planungsdienstleistungen für die Kommune erstellen und parallel dazu ihre Geschäftsfelder ausweiten. Als besonders kritisch wird es in der Abfall- und Abwasserentsorgungsbranche gesehen, daß die Prognosen für die Entsorgungswirtschaft insgesamt zu optimistisch waren und nun Überkapazitäten vorhanden sind.

Europa schafft Nachfrage nach EDV-Dienstleistungen

In einer guten konjunkturellen Situation befinden sich hingegen Speditionen und Lagereien. Folgerichtig haben sie auch besonders gute Nachfragerwartungen. Absolute Boombranchen sind nach wie vor EDV-Dienstleister und Unternehmensberatungen. Diese Entwicklung wird auch weiterhin getragen von der ungebrochenen Nachfrage nach Informations- und Kommunikationstechnologien, die nahezu alle Wirtschaftsbereiche erfaßt hat. Hinzu kommen die Umstellungen auf das Jahr 2000 sowie auf den Euro.

Ostdeutschland leicht stabilisiert

Trotz Stabilisierungstendenzen ist die Lage der unternehmensnahen Dienstleister in Ostdeutschland nach wie vor kritisch. Dies liegt vor allem an der schwachen Baukonjunkturund der insgesamt schleppenden Entwicklung der ostdeutschen Wirtschaft. Bis auf weiteres sind hier keine neuen Impulse zu erwarten. Nach wie vor ist die konjunkturelle Lage der ostdeutschen unternehmensnahen Dienstleister deutlich schlechter als bei der Konkurrenz aus Westdeutschland. Immerhin zeichnet sich nunmehr eine Stabilisierung der Lage ab. Erstmals seit dem zweiten Quartal 1996 steigt saisonbereinigt der Anteil der Unternehmen,die eine gestiegene Nachfrage verzeichnen, den Anteil an Unternehmen, die einer gesunkenen Nachfrage gegenüberstehen, leicht.  Als sehr problematisch stellt sich in Ostdeutschland vorallem die Ertragssituation dar. Daher bleibt abzuwarten, ob sich der leichte Aufschwung bei der Personalsituation, der im ersten Quartal 1998 verzeichnet wird, weiter fortsetzen kann. Im Hinblick auf die Tragfähigkeit dieser Entwicklung ist in jedem Fall Vorsicht angebracht.

Ausbildungsbereitschaft bei EDV-Dienstleistern stark gestiegen

Die gute konjunkturelle Lage bei den EDV-Dienstleistern und möglicherweise auch die Einführung neuer Berufsbilder Mitte 1997 scheinen die Ausbildungsbereitschaft dieser Branche positiv zu beeinflußen. Während der Anteil der unternehmensnahen Dienstleister, die Ausbildungsplätze anbieten, zwischen 1996 und 1997 fast unverändert geblieben ist, stieg der Anteil ausbildender EDV-Dienstleister um zehn Prozentpunkte auf nun 43 Prozent.

Auch zukünftig wird sich die Bedeutung von Auszubildenden für diese Branche erhöhen. Denn rund 30 Prozent der EDV-Dienstleister gab bei der ZEW/CREDITREFORM-Umfrage an, in den nächsten drei Jahren weitere Ausbildungsplätze schaffen zu wollen.  Auch eine deutliche Mehrheit von Unternehmensberatungen und Speditionen erwartet  zukünftig steigende Auszubildendenzahlen. Gerade Unternehmensberater und EDV-Dienstleister reagieren damit möglicherweise auf zunehmende Schwierigkeiten, freie Stellen mit qualifizierten Bewerbern zubesetzen. Der Wirtschaftszweig unternehmensnahe Dienstleistungen insgesamt wird in den kommenden drei Jahren weitere Ausbildungsplätze schaffen.

So gibt eine Mehrheit der von ZEW und CREDITREFORM befragten Unternehmen an, in diesem Zeitraum weitere Auszubildende einstellen zu wollen. Ausnahmen bilden hier Wirtschaftsprüfer und Steuerberater sowie, wohl konjunkturell bedingt, technische Berater und Planer, die in den nächsten drei Jahren eher Ausbildungsplätze abbauen möchten. Dabei ist zu berücksichtigen,daß Wirtschaftsprüfer und Steuerberater besonders viele Auszubildende beschäftigen. Dort kommen im Durchschnitt 13 Auszubildende auf 100 Mitarbeiter.

Einen relativ hohen Anteil an Auszubildenden weisen auch technische Berater und Planer sowie Fahrzeugvermieter auf. Dort liegt der Anteil an Auszubildenden bei jeweils etwa sechs Prozent. Schlußlichter mit zwei bzw. drei Prozent sind Abfallwirtschaft und Unternehmensberatung. Von Schwierigkeiten, geeignete Bewerber für freie Ausbildungsplätze zu finden, berichtete rund ein Fünftel der von ZEW und CREDITREFORM befragten Unternehmen, die 1997 Auszubildende eingestellt haben.

Weiterbildung spielt wichtige Rolle

In Zeiten schnellen technischen Fortschritts und globalen Wettbewerbs spielen neben einer qualifizierten Berufsausbildung auch innerbetriebliche Weiterbildungsmaßnahmen eine wichtige Rolle. Mit 88 Prozent der befragten unternehmensnahen Dienstleister sieht eine große Mehrheit der von ZEW und CREDITREFORM befragten Dienstleistern Weiterbildungsbedarf, der über die berufliche Erstausbildung hinausgeht. Mit rund 96 Prozent haben Steuerberater und Wirtschaftsprüfer sowie technische Planer und Berater (90 Prozent) den höchsten Weiterbildungsbedarf, Fahrzeugvermieter und Spediteure mit jeweils etwa 60 Prozent den niedrigsten. Vordringliche Weiterbildungsziele sind die Erweiterung der beruflichen Erstausbildung sowie der Eintritt in ein neues Tätigkeitsfeld.

Weiterbildung nur mit Berufserfahrung

Mehr als die Hälfte der unternehmensnahen Dienstleister setzt Weiterbildungsmaßnahmen dann ein, wenn Mitarbeiter bereits Berufserfahrungen gesammelt haben. Dies steht im Einklang mit den vordringlichen Weiterbildungszielen "Erweiterung der Erstausbildung" und "Eintritt in ein neues Tätigkeitsfeld". Weiterbildung dient damit sowohl als Mittel zur Anpassung der Fähigkeiten an neue Technologien als auch zur Vorbereitung auf neue Aufgaben im Zusammenhang innerbetrieblicher Karriereperspektiven.

Weniger häufig werden Weiterbildungsmaßnahmen begleitend oder unmittelbar in Anschluß an die berufliche Erstausbildung durchgeführt.

Ansprechpartner

Prof. Dr. Ulrich Kaiser, Telefon: 0621/1235-134, E-Mail: kaiser@zew.de

 

Die Konjunkturumfrage von ZEW und Creditreform wird seit dem zweiten Quartal 1994 vierteljährlich durchgeführt. Die Stichprobe wird regelmäßig um Unternehmensneugründungen aufgefrischt. Die Ergebnisse der Umfrage werden im ZEW-Branchenreport Dienstleistungen veröffentlicht. Darüberhinaus bieten wir Ihnen als besonderen Service an,den Report im Internet unter der Adresse http://www.zew.de/aktuell abzurufen.