Was Frauen beim Vermögensaufbau hindert

Forschung

ZEW-Forscherin rät zu Stärkung der Finanzbildung

Lücken im Finanzwissen von Frauen und mangelndes Selbstvertrauen

Frauen haben weniger Vermögen, sorgen schlechter für ihr Alter vor und investieren seltener am Kapitalmarkt als Männer. Die Gründe: Sie haben einerseits weniger Kapital zur Verfügung, das sie anlegen können. Andererseits stellt eine Studie unter Beteiligung des ZEW Mannheim Lücken im Finanzwissen von Frauen und mangelndes Selbstvertrauen fest: Frauen schätzen ihr Finanzwissen häufig geringer ein, als es tatsächlich ist.

Frauen sind im Durchschnitt finanziell schlechter gestellt als Männer, wie eine aktuelle Umfrage des Bundesverbands deutscher Banken zeigt: So haben Frauen im Schnitt etwa 1.000 Euro im Monat zur freien Verfügung, Männer hingegen mit 1.400 Euro erheblich mehr. „Wer mehr Vermögen besitzt, kann natürlich auch mehr investieren“, sagt Prof. Dr. Tabea Bucher-Koenen, Leiterin des ZEW-Forschungsbereichs „Altersvorsorge und nachhaltige Finanzmärkte“ und Professorin für Finanzmärkte an der Universität Mannheim. Es verwundert daher nicht, dass der Anteil der Frauen, die im Monat mehr als 200 Euro sparen können, mit 28 Prozent zehn Prozentpunkte unter dem Anteil der Männer – rund 38 Prozent – liegt.

Dass in diesem Zusammenhang zwei weitere wichtige Faktoren eine Rolle spielen, nämlich fehlende Finanzkompetenz und mangelndes Selbstvertrauen, legt eine Studie des ZEW Mannheim gemeinsam mit dem Global Financial Literacy Excellence Center (GFLEC) an der George Washington University School of Business, der Universität Groningen und der Niederländischen Nationalbank DNB nahe. Sie betrachtet auf Basis von Daten des De Nederlandsche Bank Household Survey die „Big Three“-Fragen zur Finanzkompetenz: das Wissen über Zinseszins, Inflation und Risikodiversifikation.

Frauen wissen mehr, als sie sich zutrauen

Wie die Studie unter Beteiligung des ZEW zeigt, sind Frauen im Durchschnitt zwar weniger gut über Finanzthemen informiert als Männer – allerdings wissen sie mehr, als sie denken. So beruht die geringere Finanzkompetenz bei Frauen zu zwei Dritteln auf einem geringeren Finanzwissen, ein Drittel ist dagegen auf die eigenen Selbstzweifel in Bezug auf Finanzwissen und Entscheidungsfindung zurückzuführen.

Interessanterweise gilt dies nicht nur für die heute älteren Frauen, sondern auch für jüngere Frauen. Und das, obwohl sich Geschlechterunterschiede zum Beispiel bei Bildung im Laufe der Zeit geschlossen haben und Frauen heute mit einer höheren Wahrscheinlichkeit ein eigenes Einkommen haben. Traditionelle Rollenbilder beim Thema Finanzen scheinen sich hartnäckig zu halten. „Frauen sollten sowohl in ihr Finanzwissen investieren als auch mehr Vertrauen in ihr eigenes Wissen haben“, rät Bucher-Koenen. Finanzbildungsprogramme sollten daher so konzipiert sein, dass sie die Wissenslücke der Frauen schließen und gleichzeitig ihr Selbstvertrauen stärken: „Das ist vor allem auch wichtig, weil Frauen in Durchschnitt länger leben und daher ihre Altersvorsorge in eigene Hände nehmen müssen.“

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