#ZEWPodcast: „Knallharte Industriepolitik ist eine Sauerei – lasst uns das auch machen.“

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Dr. Ralph Rheinboldt und Prof. Achim Wambach zu Gast im ZEW-Podcast

Der Industriestandort Deutschland steht vor großen Herausforderungen. Die hohen Energiepreise, der enorme Fachkräftemangel und die überbordende Bürokratie machen es für Unternehmen besonders unattraktiv sich in Deutschland niederzulassen. Gleichzeit wächst die Abhängigkeit von Ländern wie USA, China oder Indien weiter. Im ZEW-Podcast gehen Dr. Ralph Rheinboldt, Vorstandsmitglied der Fuchs Petrolub SE und Vorstandsvorsitzender des ZEW Förderkreises, und Prof. Achim Wambach, Präsident des ZEW, auf mögliche europäische Ansätze zur Bekämpfung dieser Standortnachteile ein. Sie machen  deutlich, dass Markteingriffe durch die europäische Industriepolitik nur dann sinnvoll sind, wenn Marktversagen vorliegen.

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„Mein Empfinden ist, dass andere Staaten, egal ob USA oder China, knallharte Industriepolitik zu ihren Gunsten machen“, beschreibt Dr. Ralph Rheinboldt, Vorstandsmitglied der Fuchs Petrolub SE und Vorstandsvorsitzender des ZEW Förderkreises. „Bei der Industriestrategie, da sehen wir das in USA und in China. Ich finde es ganz interessant, dass alle sagen: was für eine Sauerei - lasst uns das auch machen!“, spitzt Prof. Achim Wambach, Präsident des ZEW, zu. Die hohen Energiepreise, den enormen Fachkräftemangel und die überbordende Bürokratie machen den Industriestandort Europa für Unternehmen immer unattraktiver. Besonders im internationalen Vergleich holen viele Regionen auf und werden immer konkurrenzfähiger. Reicht das als Grund für die europäische Politik aktiv im wirtschaftlichen Geschehen mitzumischen? Sollte Europa ähnlich wie aktuell in China oder USA mit Markteingriffen arbeiten, um die Standortattraktivität zu erhöhen?

Versorgungssicherheit muss gewährleistet sein

„Versorgungssicherheit ist ein ganz großes Thema. Es wird jetzt diskutiert, wie der Energiemarkt neu designed werden soll“, stellt Wambach eingangs fest. Er geht davon aus, dass ein einheitlicher Strompreis in Deutschland unter den aktuellen Bedingungen nicht aufrechterhalten werden kann. Rheinboldt legt hierzu den Finger in Wunde und kritisiert: „Wir brauchen die grüne Energieversorgung dort, wo sie tatsächlich auch benötigt wird. Ob die politischen Entscheidungswege für die Genehmigungen von Trassen angemessen sind, wage ich zu bezweifeln.“ Eine Stärkung des Netzausbaus und der Einsatz von Kapazitätsmechanismen, mit denen flexible Stromversorgung, die nicht Wetterabhängig ist, finanziert wird, könnten demzufolge zu einer Stabilisierung der Versorgungssicherheit in Deutschland beitragen.

Deutschland im Krisenmodus: Inflation, Fachkräftemangel und Übergewinnsteuer

„Die Stadtwerke München haben jetzt umgestellt von Gas auf Öl. Aus gutem Grund, Gas ist teurer. Jetzt machen sie mehr Gewinn, weil sie Öl haben. Wenn jetzt der Gewinn besteuert wird, dann hätten sie auch Gas behalten können“, erklärt Wambach mit Bezug auf die Übergewinnsteuer. Aufgrund des Fachkräftemangels wird der Nutzen einer deutschen Industriepolitik zusätzlich geschwächt. Unternehmen mit Anreizen nach Deutschland zu holen, um dann festzustellen, dass die benötigten Fachkräfte fehlen, ist wenig sinnvoll. Parallel dazu bleibt eine hohe Inflationsrate inklusive weiterer Erhöhungen der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank (EZB). Europa im Krisenmodus. Im Podcast machen Rheinboldt und Wambach deutlich, dass es eine enorme Kraftanstrengung Deutschlands und Vertrauen in die heimische Industrie braucht, um langfristig an Standortattraktivität zu gewinnen.