Unternehmen in Deutschland sehen eine verstärkte Gefährdung durch Cyberangriffe

Forschung

Die Ergebnisse der neuen ZEW-Studie aus den Monaten März und April zeigen, dass ein verstärktes Cyberrisiko in den unterschiedlichen Gewerben empfunden wird.

Der Ukraine-Krieg stellt Unternehmen in Deutschland vor große Herausforderungen. Die hohen Energiepreise sowie der erschwerte Zugang zu Vorleistungen und Vorprodukten belasten die Geschäftstätigkeit insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe. Sowohl in der Informationswirtschaft als auch im Verarbeitenden Gewerbe nehmen zudem vor allem größere Unternehmen eine verstärkte Gefährdung durch Cyberrisiken wahr und haben zusätzliche Schutzmaßnahmen getroffen. Dies zeigen repräsentative Ergebnisse einer Befragung des ZEW Mannheim zwischen dem 17. März und dem 14. April 2022 unter rund 700 Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe und der Informationswirtschaft, welche die IKT-Branche, Mediendienstleister und wissensintensive Dienstleister umfasst.

Fast jedes dritte Unternehmen in der Informationswirtschaft stimmt der Aussage zu, dass sich für das eigene Unternehmen die Gefährdung durch Cyberangriffe seit Kriegsbeginn deutlich verstärkt hat. Ebenso viele Unternehmen haben in diesem Zuge zusätzliche Maßnahmen zum Schutz vor Cyberangriffen getroffen. „Wie häufig sich Unternehmen einem höheren Risiko von Cyberangriffen ausgesetzt fühlen oder zusätzliche Schutzmaßnahmen ergreifen, hängt dabei auch mit deren Größe zusammen“,  sagt Dr. Daniel Erdsiek, Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Digitale Ökonomie“. „Mit zunehmender Unternehmensgröße steigt die wahrgenommene Cybergefahr.“ Unter den kleinen Unternehmen mit 5-19 Beschäftigten nimmt etwa jedes vierte Unternehmen gestiegene Cyberrisiken wahr und trifft deshalb zusätzliche Schutzmaßnahmen. Zum Vergleich: Bei den großen Unternehmen mit mindestens 100 Beschäftigten stimmen fast zwei Drittel den Aussagen zu, dass sich ihre Gefährdung durch Cyberangriffe seit Kriegsbeginn deutlich verstärkt hat oder dass sie seitdem zusätzliche Schutzmaßnahmen getroffen haben.

Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe sehen sich seit Kriegsbeginn ebenfalls häufig einer gestiegenen Cybergefahr ausgesetzt. Über alle dargestellten Unternehmensgrößen hinweg stimmen 41 Prozent der Unternehmen der entsprechenden Aussage zu. Zusätzliche Maßnahmen zum Schutz vor Cyberangriffen hat derweil etwa jedes dritte Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe getroffen. Wie häufig Schutzmaßnahmen getroffen werden, hängt hierbei wiederum von der Unternehmensgröße ab: Bei den kleinen Unternehmen mit 5-19 Beschäftigten haben 27 Prozent zusätzliche Schutzmaßnahmen getroffen, während dieser Anteil bei Unternehmen mit mindestens 100 Beschäftigten mit 55 Prozent doppelt so hoch ausfällt.

Belastungen durch erhöhte Energiepreise oder Unterbrechungen in den Lieferketten weit verbreitet

„Die große Mehrheit der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe spürt Belastungen durch gestiegene Energiepreise oder einen verschlechterten Zugang zu Vorleistungen oder Vorprodukten“, sagt Professor Irene Bertschek, Forschungsbereichsleiterin am ZEW. „So stimmen 85 Prozent der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe der Aussage zu, dass erhöhte Energiepreise aktuell eine ernstzunehmende Belastung für die eigene Geschäftstätigkeit darstellen.“ Unternehmen mit mindestens 100 Beschäftigten stimmen dieser Aussage mit einem Anteil von 93 Prozent etwas häufiger zu als Unternehmen mit 5-19 Beschäftigten (83 Prozent) oder 20-99 Beschäftigten (84 Prozent). Im Kontext gestörter Lieferketten stimmen 88 Prozent der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe der Aussage zu, dass der verschlechterte Zugang zu Vorleistungen und Vorprodukten aktuell eine ernstzunehmende Belastung für die eigene Geschäftstätigkeit darstellt. Hier sind es die kleinen Unternehmen mit 5-19 Beschäftigten, die dieser Aussage mit einem Anteil von 91 Prozent etwas häufiger zustimmen als mittlere oder große Unternehmen (ca. 85 Prozent).

Auch Unternehmen in der Informationswirtschaft, die sich in erster Linie aus dem Dienstleistungssektor zusammensetzt, spüren Belastungen durch erhöhte Energiepreise oder gestörte Lieferketten. Fast jedes zweite Unternehmen der Informationswirtschaft gibt an, dass erhöhte Energiepreise aktuell eine ernstzunehmende Belastung für die eigene Geschäftstätigkeit darstellen. Dieser Anteil ist über alle dargestellten Unternehmensgrößen hinweg recht konstant. Ein verschlechterte Zugang zu Vorleistungen und Vorprodukten stellt für 36 Prozent der Unternehmen eine ernstzunehmende Belastung für die eigene Geschäftstätigkeit dar Dieser Anteil ist für kleine und mittlere Unternehmen fast identisch. Im Gegensatz dazu stimmt etwa jedes zweite große Unternehmen mit mindestens 100 Beschäftigten der Aussage zu und sieht die eigene Geschäftstätigkeit in ernstzunehmender Weise durch den verschlechterten Zugang zu Vorleistungen und Vorprodukten belastet.