Festakt zum 30-jährigen Jubiläum des ZEW Mannheim

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Podiumsdiskussion über die Rolle von Wirtschaftsforschungsinstituten

Zur 30-jährigen Jubiläumsfeier hat das ZEW zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. Von links nach rechts: Dr. Georg Müller, Prof. Achim Wambach, PhD, Priv.-Doz. Dr. Monika Köppl-Turyna, Dr. Guntram B. Wolff, Silke Wettach und Thomas Kohl.

Welche Rolle spielen Wirtschaftsforschungsinstitute im Hinblick auf die wirtschaftspolitischen Herausforderungen für Deutschland und Europa? Mit dieser Frage beschäftigten sich am 8. November 2021 die Teilnehmer/innen an einer Podiumsdiskussion aus Anlass des 30-jährigen Bestehens des ZEW Mannheim. Mit ZEW-Präsident Prof. Achim Wambach, PhD, diskutierten über dieses Thema Dr. Guntram Wolff, Direktor von Bruegel in Brüssel, und Priv.-Doz. Dr. Monika Köppl-Turyna, Direktorin von EcoAustria in Wien. Die Diskussionsrunde moderierte Silke Wettach von der Wirtschaftswoche.

#30JahreZEW – Wir feiern 30 Jahre Forschung am ZEW Mannheim

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Den Festvortrag bei der Veranstaltung hielt der Vorstandsvorsitzende der MVV Dr. Georg Müller, der als Vorstandsvorsitzender des ZEW-Förderkreises die Relevanz des ZEWs auf unterschiedlichen Ebenen deutlich machte.

In seiner Begrüßungsansprache spannte ZEW-Präsident Prof. Achim Wambach, PhD, einen Bogen vom ZEW als Wirtschaftsforschungsinstitut, das im Gründungsjahr 1991 mit seiner empirischen Forschungsarbeit seiner Zeit voraus war, bis hin zum ZEW heute, wo es zu den wichtigsten Wirtschaftsforschungsinstituten in Deutschland und Europa zählt. Nicht nur mit der zunehmenden Relevanz von Daten werden sich die Wirtschafsforschungsinstitute in Zukunft befassen müssen, sondern auch mit der stärkeren Bedeutung von Teamarbeit sowie mit dem Transfer von Forschungsergebnissen, so Achim Wambach. Der ZEW-Präsident gratulierte zudem Prof. Dr. Friedrich Heinemann, Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“, für 30 Jahre erfolgreicher Forschungs- und Zusammenarbeit am ZEW. Mit seiner umfassenden Expertise hat er seit 1991 maßgeblich dazu beigetragen, das ZEW weithin sichtbar aufzustellen.

Die Exzellenz des ZEW und die seiner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellte Dr. Georg Müller, Vorstandsvorsitzender des ZEW-Förderkreis Wissenschaft und Praxis e.V., in den Mittelpunkt seines Festvortrags. Den Erkenntnissen, die unter der Marke ZEW publiziert werde, käme eine hohe Relevanzvermutung zu. Müller appellierte ans ZEW, nicht nachzulassen und auch in Zukunft seine Stimme in öffentliche Debatten einzubringen.

Zum Jubiläum gratulierten zudem Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Peter Altmaier und Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann mit Video Grußbotschaften dem ZEW. Als „kraftvoll, dynamisch und auf der Höhe der Zeit“ beschrieb Kretschmann das ZEW und Altmaier wünscht sich, dass die Arbeit des ZEW auch in Zukunft weiterhin Eingang in die politische Beratung findet.

Europa, Green Deal und das Problem mit Greenwashing

Ein zentraler Programmpunkt der Jubiläumsveranstaltung war die Podiumsdiskussion über das Thema: „Nach den Bundestagswahlen. Wirtschaftspolitische Herausforderungen für Deutschland und Europa – Beitrag der Wirtschaftsforschungsinstitute“.

Eine große Herausforderung für die Wirtschaftsforschungsinstitute, so ZEW-Präsident Prof. Achim Wambach, PhD, und Dr. Guntram Wolff, Direktor des Bruegel-Instituts in Brüssel, sei der Transfer von Forschungsergebnissen von der Wissenschaft zur Politik. Hier gebe es oft einen Zielkonflikt zwischen den Anforderungen der Politik und der Wissenschaft und eine Abwägung sei in vielen Fällen erforderlich, allerdings oft nicht leicht herzustellen. Gleichzeitig sei die Zusammenarbeit zwischen Politik und Wissenschaft aufgrund der enormen wirtschaftspolitischen Herausforderungen für Deutschland als auch für Europa wichtiger denn je. 

Die EU war nach Ansicht der Diskussionsteilnehmer/-innen im zurückliegenden Bundestagwahlkampf zu wenig Thema. Trotz seiner immensen Bedeutung habe Europa bei der Bundestagwahl nur eine geringe Rolle gespielt. Als wirtschaftliches Schwergewicht ist Deutschlands Positionierung zu verschiedenen EU-Themen jedoch maßgeblich - gerade auch vor dem Hintergrund eines wachsenden Protektionismus und Nationalismus in verschiedenen Mitgliedstaaten. „Es wäre deshalb jetzt umso wichtiger die Vorteile der EU und des freien Handels wieder mehr in die Diskussion einzubringen“, erklärte Priv.-Doz. Dr. Monika Köppl-Turyna, Direktorin des Forschungsinstituts EcoAustria in Wien. 

Beim Thema Klimawandel sei die EU mit dem Green Deal einen entscheidenden Schritt in Richtung Zukunftssicherung gegangen. Bereits jetzt zeichnen sich Umgehungsversuche ab, etwa beim sogenannten Greenwashing. Wolff sprach sich dafür aus, klare Standards und einheitliche Zertifikate zu etablieren, um Greenwashing zu verhindern. Mit Bezug auf das „Fit-for-55“-Programm der EU sagte Wambach: „Deutschland muss dazu eine klare Aussage treffen. Wenn es dazu keine einheitliche Position bei der Regierung gibt, weil die Koalitionspartner sich nicht einigen können, dann bremst Deutschland den europäischen Entscheidungsprozess ab.“

Auch darüber, was man bei der Corona-Krise hätte besser machen können, diskutierte die Podiumsrunde. Die Corona-Krise, so Achim Wambach, habe wie bereits die Finanzkrise Schwächen schonungslos offen gelegt. Aus denen sollte man wiederum lernen . So sollte die Gesundheitspolitik auf jeden Fall besser in Europa koordiniert werden, sagte Wambach. Der Recovery Fonds sei zwar notwendig gewesen, aber in seiner Ausgestaltung wurde eine Chance vertan. Europa benötige ein fiskalisches Instrument, um Risiken gegenseitig abzusichern. Der Recovery Fonds erfülle diesen Zweck aber nur zum Teil.  

Auf die Frage wie man als Forschungsinstitut damit umgehen solle, dass Wissenschaft oft recht kleinteilig sei, während die Politik vor allem Antworten auf „große“ Fragen erwarte, antwortete Wambach, dass Institute ihren Beitrag in Form von Erkenntnissen zu den Bausteinen größerer Puzzles leisteten. Wissenschaft kann nicht eins zu eins auf die Politik übertragen werden, dafür gäbe es in der Politik vielfältige Faktoren, die berücksichtigt werden müssten. Aus diesem Grund könnten politische Entscheidungen nicht allein wissenschaftlich sein. 

Der Abend fand seinen Abschluss bei einem Empfang auf dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Impulse weiter diskutieren konnten.

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