Intra- und intergenerationale Umverteilungseffekte in der bundesdeutschen Alterssicherung auf Basis humankapitaltheoretischer Überlegungen

ZEW Discussion Paper Nr. 08-010 // 2008
ZEW Discussion Paper Nr. 08-010 // 2008

Intra- und intergenerationale Umverteilungseffekte in der bundesdeutschen Alterssicherung auf Basis humankapitaltheoretischer Überlegungen

In der folgenden Studie möchten wir ausgewählte Aspekte von intra- und intergenerationalen Umverteilungseffekten im System der bundesdeutschen Alterssicherung auf der Basis der Humankapitalheorie mit Simulationsmethoden analysieren. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Vergleich von Kosten und Nutzen von kompensierenden Investitionen in das Humankapital zu unterschiedlichen Phasen im Lebenszyklus, beginnend bereits im Vorschulalter, endend mit Transferzahlungen im Rentenalter, mit denen Ungleichheit direkt verringert werden kann. Mit Ersterem ist die Vorstellung verbunden, dass das Humankapital durch zielgerichtete Investitionen gesteigert werden kann, und diese Zunahme einen positiven Einfluss auf die Arbeitsverdienste hat. Unter "Bildungsinvestitionen" verstehen wir alle Maßnahmen, die geeignet sind, kognitive und nichtkognitive Fähigkeiten von Menschen zu verbessern, unabhängig davon, ob dies in der Familie, im Freundeskreis oder in Bildungseinrichtungen erfolgt. Die nachträgliche Korrektur der Lebenseinkommen durch Transferzahlungen während der Phase des Rentenbezugs und die vorsorgenden Bildungsinvestitionen weisen jeweils spezifische Kosten und Nutzen für die Generation der Kinder, Erwerbstätigen und Rentner auf, die wir veranschaulichen möchten. Zusammengefasst erhalten wir folgende Ergebnisse. Falls es das Ziel der Politik ist, die Ungleichheit des Lebenseinkommens in der Gruppe von Personen einer Generation zu verringern, sind aus Kosten-Nutzen-Überlegungen bis zum Alter von 18 Jahren kompensierende Bildungsinvestitionen, im Alter danach finanzielle Transferleistungen die bessere Wahl. Dies kann mit folgendem Zahlenbeispiel illustriert werden: Um eine (moderate) Reduktion der Ungleichheit des Lebenseinkommens zwischen dem „reichen“ und dem „armen“ Rentner von 3 auf 2,8 zu erreichen, müssten entweder zusätzliche Bildungsinvestitionen im Vorschulalter in einer Höhe von etwa 11 000 € aufgewendet werden, oder aber ein Transfer in einer Höhe von mehr als 78 000 € in der Rentenphase. Insbesondere kann man von Bildungsinvestitionen im Vorschulalter aufgrund des Fähigkeitenmultiplikators der Kindheit die größten Erträge gemessen am Lebenseinkommen erwarten. In der intergenerationalen Dimension könnten nach unseren Berechnungen von im Jahre 2008 eingeführten, steuerfinanzierten zusätzlichen Bildungsinvestitionen im Vorschulalter bereits die Geburtsjahrgänge ab 1975 in Form einer Zunahme des Lebenseinkommens (durch höhere Altersrenten) profitieren. Die Ergebnisse unserer Analyse verdeutlichen, dass in der Regel vorsorgende Maßnahmen zur Verbesserung der Produktivität und zur Reduktion von Ungleichheit kostengünstiger als nachträgliche Korrekturen des Einkommens sind. Diese ökonomische Sicht gilt vor allem dann, wenn man Lebenszyklusaspekte in die Analyse einbezieht.

Pfeiffer, Friedhelm und Karsten Reuß (2008), Intra- und intergenerationale Umverteilungseffekte in der bundesdeutschen Alterssicherung auf Basis humankapitaltheoretischer Überlegungen, ZEW Discussion Paper Nr. 08-010, Mannheim.

Autoren/-innen Friedhelm Pfeiffer // Karsten Reuß