ZEW Prognosetest April 2007 - Bankexperten erwarten nur geringe Bewegung bei Aktienmärkten und Zinsen in Deutschland

Forschung

Im nächsten halben Jahr ist mit einer eher verhaltenen Entwicklung an den deutschen und europäischen Aktienmärkten zu rechnen. Die kurz- und langfristigen Zinsen werden im gleichen Zeitraum zwar steigen, aber nur gering. Dies ist das Ergebnis einer vierteljährlichen Befragung führender Finanzmarktanalysten deutscher Banken durch das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim.

Die Experten gehen davon aus, dass die kurzfristigen Zinsen (Drei-Monats-Euribor) bis Mitte 2007 im Mittel um 17 Basispunkte auf 4,09 Prozent steigen. Bei den langfristigen Zinsen rechnen sie in diesem Zeitraum mit so gut wie keiner Veränderung. Auf Sicht von sechs Monaten werden der kurz- und langfristige Zins nach Einschätzung der Banken auf 4,11 Prozent beziehungsweise 4,12 Prozent steigen und somit weiterhin nahe beieinander liegen.

Ähnliches gilt für die Aktienmärkte. Bis zur Jahresmitte erwarten die Analysten nur geringe Kursbewegungen auf den deutschen und europäischen Aktienmärkten. So rechnen die an der Umfrage teilnehmenden Institute zur Mitte des Jahres im Mittel mit einem leichten Rückgang des DAX auf 6.869 Punkte und einem nur geringem Anstieg des DJ Stoxx 50 auf 3.763 Punkte. Den Tec-DAX sehen die Analysten in drei Monaten unverändert bei 843 Punkten. Die Indexverläufe seit dem 29. März 2007, als die Experten ihre Prognosen abgaben, legen derzeit allerdings einen deutlichen Aufwärtstrend nahe, der von den Analysten augenscheinlich unterschätzt wurde.

Die durchschnittliche Sechs-Monats-Prognose fällt im Vergleich zu den Indexständen von Ende März für alle betrachteten Indizes optimistisch aus. Ein Großteil der Umfrageteilnehmer erwartet, dass der DAX auch Ende September 2007 oberhalb der Marke von 7.000 Punkten notieren wird. Im Mittel prognostizieren die Experten für den DAX einen Endstand von 7.041 Punkten. Für DJ Stoxx 50 und TecDAX sagen sie einen Anstieg auf 3.856 bzw. 871 Punkte voraus.

Nach Ansicht der befragten Analysten wird sich der Wert des Euro im Verhältnis zum US-Dollar auch in Zukunft nicht wesentlich ändern. Sowohl in drei als auch in sechs Monaten erwarten die Experten einen Kurs von 1,33 US-Dollar je Euro.

Zum ersten Mal hat das ZEW eine Auswertung der Prognosen über einen Zeitraum von September 2005 bis März 2007 vorgenommen. Dabei zeigt sich eine deutlich verbesserte Prognosegüte der deutschen Banken bei allen Kapitalmarktgrößen. Die Benchmark wurde in allen Teilfragen geschlagen. Ebenso wie im Langfrist-Ranking zeigt sich, dass insbesondere die kurzfristigen Zinsen besonders gut prognostiziert wurden. Auffallend ist eine hohe Treffgenauigkeit bei den Aktienindizes, die in der Langfristbetrachtung nicht gegeben ist. Die Dresdner Bank liegt im Gesamtranking erneut bei den Punktprognosen vorn, gefolgt von Bayern LB, DZ- Bank, Deutsche Postbank und Commerzbank. Das Gesamtranking der besten Richtungs-Prognostiker führt für diesen Zeitraum die Deutsche Postbank an. Aber auch Dresdner Bank und Hamburger Sparkasse schätzten die Richtung der Veränderung in mehr als 70 Prozent der Fälle richtig ein.

Die Auswertung der Prognosegüte aller zwischen Juni 2001 und März 2007 abgegebenen Drei- und Sechs-Monats-Prognosen der 18 Banken zeigt, dass die Benchmark im Gesamtranking ungeschlagen bleibt. Als Benchmark dient für Wechselkurse und Zinsen der Wert vor drei beziehungsweise sechs Monaten sowie für Aktien die Fortschreibung mit dem langfristigen Trend. Besser als diese "Zufallsprognose" schnitten mehrere Banken bei den Erwartungen für die kurzfristigen Zinsen sowie einzelne bei der Prognose von TecDAX und US-Dollar/Euro-Wechselkurs ab. Im Gesamtranking liegt die Dresdner Bank unverändert auf dem ersten Rang, gefolgt von Commerzbank, BayernLB und DekaBank.

Für den gleichen Zeitraum wurden außerdem die Richtungsprognosen der teilnehmenden Banken ausgewertet. Wie bei der Punktprognose ist die Prognosegüte besonders für die kurzfristigen Zinsen vergleichsweise hoch. Auch für DAX, TecDAX und den US-Dollar/Euro-Wechselkurs wurde die Richtung der Veränderung häufiger richtig als falsch vorausgesagt. Die Hamburger Sparkasse führt im Gesamtranking der besten Richtungs-Prognostiker vor Bayern LB, Commerzbank, Dresdner Bank und HSBC Trinkaus.

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