ZEW-Ökonom Daniel Erdsiek zu den Quartalszahlen von Zoom

Kommentar

„Trend zu Videokonferenzen wird auch nach der Pandemie“

Even after the coronavirus pandemic, companies expect to be able to replace costly business trips with digital offerings.

Der Videokonferenzanbieter Zoom hat jüngst seine Geschäftszahlen für das dritte Quartal 2020 veröffentlicht. Auf Basis seiner Forschung ordnet ZEW-Ökonom Dr. Daniel Erdsiek, Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich Digitale Ökonomie, die aktuellen Zahlen ein.

„Die Corona-Pandemie hat die Verbreitung des Homeoffice und damit die Nachfrage nach Videokonferenzen schlagartig in die Höhe schnellen lassen. Viele Unternehmen erwarten, dass dieser Impuls langfristige Folgen hat und die veränderte Arbeitsorganisation das Ende der Pandemie überdauern wird. Telefon- und Videokonferenzen sind dabei ein elementarer Bestandteil dieser zunehmend ortsflexiblen Arbeitsgestaltung. Erst durch die Möglichkeit notwendige Besprechungen in den digitalen Raum zu verlegen, können viele Unternehmen Homeoffice-Angebote realisieren und gleichzeitig eine effiziente Zusammenarbeit gewährleisten.

Aber nicht nur im Kontext des Homeoffice zeichnet sich eine langfristig steigende Bedeutung von Telefon- und Videokonferenzen ab. Digitale Konferenzen wurden von Unternehmen der deutschen Wirtschaft schon vor dem Beginn der Corona-Pandemie genutzt, um oft zeitaufwändige Dienstreisen zu ersetzen. Dieser Trend erfährt in der aktuellen Krisensituation natürlich einen enormen Schub. Viele Unternehmen erwarten darüber hinaus, dass dieser Schub auch in der Zeit nach der Krise anhalten wird und langfristig mehr Dienstreisen durch digitale Konferenzen ersetzt werden als vor der Krise.“

Hintergrund

Vor der Pandemie haben von Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes rund fünf Prozent in hohem Umfang Dienstreisen durch Telefon- und Videokonferenzen ersetzt. Für die Zeit nach der Pandemie erwarten mit 21 Prozent allerdings deutlich mehr Unternehmen auf diese Weise Dienstreisen zu vermeiden. In der Informationswirtschaft, welche die IKT-Branche, Mediendienstleister und wissensintensive Dienstleister umfasst, rechnet sogar jedes dritte Unternehmen mit umfangreichen Einsparungen von Dienstreisen nach der Pandemie. Zuvor hatte hier etwa jedes zehnte Unternehmen Dienstreisen häufig durch Telefon- oder Videokonferenzen ersetzt. Zu diesen Ergebnissen kommt eine repräsentative Umfrage unter rund 1.800 Unternehmen der Informationswirtschaft und des Verarbeitenden Gewerbes, die das ZEW Mannheim im Juni 2020 durchgeführt hat.

Weitere repräsentative Umfrageergebnisse zur Corona-bedingten Anpassung der Arbeitsorganisation in Unternehmen.