Unternehmensproduktivität: Lean Management ist effektiver als Mitarbeiterbeteiligung

Forschung

Unternehmen, die in den vergangenen Jahren Gruppenarbeit, Profit Center oder flache Hierarchien eingeführt haben, konnten dadurch ihre Produktivität nachhaltig steigern. Die Einführung einer Kapital- oder Gewinnbeteiligung für bestimmte Beschäftigtengruppen wirkte sich hingegen nicht positiv auf die Produktivität des Unternehmens aus.

Dies zeigt eine aktuelle Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Die Untersuchung basiert auf repräsentativen Daten des IAB Betriebspanels der Jahre 1996 bis 2000, in denen jeweils die Antworten von mehr als 8000 Betrieben erfasst wurden.

In Deutschland führen immer mehr Betriebe ein sogenanntes Lean Management ein, das heißt sie verlagern Verantwortung nach unten (flache Hierarchien), führen Gruppenarbeit ein oder schaffen Betriebseinheiten mit eigener Kosten- oder Ergebnisermittlung (Profit Center). Hinter Lean Management steckt der Gedanke, durch die Beteiligung der Beschäftigten an innerbetrieblichen Entscheidungen die Motivation und Bindung der Beschäftigten zu erhöhen und die Effizienz der Entscheidungs- und Produktionsprozesse zu steigern. Die ZEW Studie zeigt, dass Unternehmen durch die Einführung von Lean Management tatsächlich ihre Produktivität nachweislich für mehrere Jahre steigern können.

Lean Management setzt flexible und eigenverantwortliche Mitarbeiter voraus, deren Leistungen schwer zu messen oder zu überwachen sind. Deshalb ist es prinzipiell sinnvoll, die an innerbetrieblichen Entscheidungen beteiligten Mitarbeiter auch erfolgsabhängig zu entlohnen. Darüber hinaus sollen finanzielle Anreize in Form von Kapital- und Gewinnbeteiligung die Motivation der Mitarbeiter erhöhen. Die Ergebnisse der ZEW-Studie weisen jedoch darauf hin, dass die Produktivität bei der Einführung von finanziellen Mitarbeiterbeteiligungen nicht steigt. Ein wichtiger Grund hierfür könnte sein, dass deutsche Unternehmen finanzielle Mitarbeiterbeteiligungen häufig unabhängig von Maßnahmen des Lean Management einführen, oder dass die Anreizentlohnung nicht alle Beschäftigtengruppen erfasst, die an innerbetrieblichen Entscheidungsprozessen beteiligt sind.

Die Studie zeigt weiterhin, dass sich Unternehmen, die Lean Management und finanzielle Mitarbeiterbeteiligungen einführen, deutlich von eher traditionell gemanagten Unternehmen unterscheiden. Es sind häufig größere Betriebe mit einem hohen Anteil qualifizierter Beschäftigter, einer modernen Betriebsausrüstung, Exportorientierung und Tarifvertragsbindung, die diese Maßnahmen des Personalmanagements einführen. Überproportional sind Aktiengesellschaften und Firmen mit Sitz in Westdeutschland vertreten. Finanzielle Mitarbeiterbeteiligungen werden eher von Firmen angeboten, die einen deutlichen Produktivitätsvorsprung gegenüber ihren Konkurrenten haben, während Lean Management vornehmlich von Unternehmen mit Produktivitätsdefiziten eingeführt wird.

Der Anteil der Betriebe, die Lean Management Maßnahmen eingeführt haben, reicht von 12 Prozent mit Profit Centern und knapp 15 Prozent mit Gruppenarbeit bis zu 26 Prozent mit flachen Hierarchien. Gewinnbeteiligungen gibt es hingegen nur bei acht Prozent der Betriebe, während Kapitalbeteiligungen gerade einmal von einem Prozent der Unternehmen angeboten wird. Nur ein verschwindender Anteil der Betriebe in Deutschland bietet eine breite Mischung der genannten organisatorischen und finanziellen Maßnahmen gemeinsam an.

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